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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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auf dem vorgeschobenen Posten vor Achourat standen.
    René resignierte. Harry versuchte ihn ständig durch irgendwelche Witzeleien aufzuheitern oder wenigstens aufzumuntern, aber René reagierte müde und abweisend. Auf eine direkte Frage gab René Thomas traurig zur Antwort, er könne nun nichts mehr tun und hoffe nur noch, daß sich mit der Entscheidung der Einwohner von Achourat auch eine Lösung seines Problems ergäbe.
    Thomas ärgerte diese Haltung: andererseits sah auch er keinen Ausweg, noch nicht einmal einen Rat konnte er ihm geben. Es war dies nicht mehr nur Renés Sache, so empfand Thomas jedenfalls, sondern jeder litt mit, auch Deland, der schon eher einmal geneigt war, sich über irgend etwas wurstig hinwegzusetzen.
    Pjotr, mit dem Thomas über Renés Mißgeschick ausführlich gesprochen hatte, fiel nichts ein, bei ihm ein ausgesprochen seltener Fall. Abwarten, war auch seine Meinung.
    Thomas bedauerte, sich von Pjotr trennen zu müssen. Er hatte das Gefühl, daß ihm diese Zusammenarbeit noch viel gegeben hätte. Er sah in Pjotr immer noch den Stärkeren, den, der auf dem richtigen Weg, am richtigen Strang zog. Thomas nahm auch überrascht wahr, daß die Ziele des Kombinats zu seinen eigenen geworden waren. Diese Erkenntnis machte ihn irgendwie zufriedener, zuversichtlicher. Es war ihm damit auch klargeworden, was Evelyn meinte, damals bei dem schalen Abschied in Berlin, als sie scheinbar wenig liebevoll behauptete, daß das Praktikum für ihn bestimmt keine schlechte Schule sei.
    Thomas war in bester Stimmung. Er empfand selbst in diesem Hochgefühl den unpassenden Gegensatz zu René, aber vielleicht war es gerade jener Gegensatz, der ihn auf das eigene Glück stoßen ließ.
    Die Vorbereitungen für das Ausrücken des Meßtrupps waren getroffen. Diesmal würde sie ein großes Selbstfahr-LUMO an die Einsatzstelle bringen, in dem eine Luftbild-Kamera und ein Minifotolabor installiert waren. Luftbilder sollten vor Ort ausgewertet und das Gelände dann entsprechend abgesteckt werden.
    Pjotr gab noch einige Ratschläge, wies darauf hin, daß die Lehren aus dem letzten Unfall bei der Anlage der Böschungen zu berücksichtigen seien, und er wünschte der Gruppe Erfolg und baldige Rückkehr.
    Es war beinahe ein wenig viel an guten Wünschen, schließlich handelte es sich um eine normale Aufgabe. Auf Thomas’ diesbezügliche Anspielung lächelte Pjotr säuerlich und sagte, und es klang eigenartig trivial: »Du weißt, die LUMOS sind keine SAMOS (wie wahr, dachte Thomas). Will damit sagen, daß Sand auch Schwierigkeiten machen kann.«
    Das kannte Monig noch von TITANGORA. So gelassen war Pjotr bei diesem Abschied nicht, wenn er sein Deutsch verstümmelte. Dann sagte er noch zu allem Überfluß: »Hier«, und steckte Thomas verstohlen drei Pistolen zu, eine elegante kleine Ausführung, verpackt in einen Plastikbeutel, und eine Schachtel Patronen. »Kann man nie wissen…«
    »Du lieber Himmel«, rief Thomas und verdrehte die Augen. »Der Krimi geht weiter!« Beim Anblick der Pistolen dachte er unwillkürlich an den Zwischenfall in New Maori. Wo nur immer wieder Pistolen herkommen? Dann wurde er ernst. »Ist gut«, sagte er zu Pjotr. Ihm war doch ein wenig eigenartig zumute, so als wolle ihn abermals ein Angstschauer überkommen. »Wir passen schon auf uns auf!« Und er stellte fest, daß er eigentlich wenig mutig war, was er allerdings nie zugegeben hätte.
    Dann hob das LUMO ab. Sie flogen noch einen Halbkreis über die Baustelle. Es war ein gutes Gefühl, die ersten Straßenzüge der Siedlung von oben zu sehen, so deutlich zu sehen, und vor allem – das erste Grün! Von unten, mittendrin, sah alles noch wie eine Baustelle aus.
    Deland steuerte das LUMO. Er flog in achtzig bis hundert Meter Höhe mit mäßiger Geschwindigkeit. Thomas empfand die Ruhe des Fluges wohltuend. Nur ein leises Pfeifen oder, besser, Singen drang in die hermetisch geschlossene Kabine. Unten rollte ein Teil der Sahara ab. Sand, unterbrochen von Geröll und Fels, vom Flugsand benagt, ab und an ein Gerüst mit einer Signaltafel darauf: die Kanalachse.
    Thomas ließ in Gedanken das Grün sich ausbreiten, sah links und rechts des Kanals Palmenhaine, Weiden, eine Straße mit farbig gekleideten Menschen und blitzenden Autos, sah Schiffe im Wasser und Badende, Felder und Maschinen. Keine zwei Jahre, und alles wird verändert sein!
    Unten standen Fahrzeuge, schmutziggrün, paßten nicht zum gelben Sand.
    »Ein Sprengtrupp«, rief Deland. Zwei,

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