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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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erwiderte Thomas. Und ihm wurde sofort klar, daß er René doch nicht sogleich verstanden hatte. Er sagte Tuareg und meinte Aïfe. Aber für diese Gedanken ist jetzt noch nicht die Zeit, sagte sich Thomas. »Frage, ob sie bevollmächtigt sind, den Vertrag abzuschließen.«
    René fragte, ein wenig enttäuscht und auch niedergeschlagen, wie es Thomas schien.
    »Ja«, sagte er nach einer Rückfrage. »Der Sprecher ist der Bürgermeister, aber sein Französisch ist schauderhaft.«
    »Harry«, wies Thomas an, »stelle sofort eine Verbindung zur Zentrale her! Wenn du sie hast, verlange die Objektdirektion, am besten gleich Turandse. Sag, daß es außerordentlich dringend ist.«
    Direktor Turandse war nicht da. Thomas schilderte dessen Assistenten die Situation und schlug vor, die Delegation im Camp 4, der »Wurm«-Einsatzstelle, zu empfangen, damit die Reiter mit ihren Kamelen nicht die lange Strecke bis zum Hauptcamp zurückzulegen brauchten.
    Solange Thomas sprach, strich René um das Funkgerät herum, als hätte er etwas Dringendes auf dem Herzen. Als das Gespräch beendet war, fuhr René ihn an: »Warum hast du von den Tuareg nichts gesagt?«
    »Was sollte ich von den Tuareg sagen?«
    »Na, daß sie weg sind, das Dorf verlassen haben!« René wurde immer ungehaltener.
    »Was, denkst du, interessiert das den Direktor?« Thomas begann nun auch ärgerlich zu werden.
    »Natürlich«, Renés Worte klangen bitter, »was interessiert das. Daß sie einen Menschen verschleppen, ist völlige schnuppe. Hauptsache, der Vertrag ist unter Dach und Fach.« Thomas begriff.
    »Beruhige dich«, sagte Deland. »Frage lieber erst einmal, wie sich das genau verhält.«
    René winkte ab. »Hab ich doch längst, aber was hat das jetzt alles für einen Zweck…«
    »Dann erzähle! – Halt! Wenn du alles weißt, dann laß die Reiter weiterziehen. Sie möchten im Camp auf die Vertreter der Objektdirektion warten. Harry sagt Pjotr Bescheid. Er soll alles, was für einen solchen Besuch notwendig ist, veranlassen, vor allem die Grünflächen zeigen und all das, was ihnen dann vertragsgemäß zusteht!«
    Während René erneut mit den Reitern sprach, letzte Fragen stellte, Deland Funkkontakt suchte, überlegte Thomas konzentriert. Er mußte eine Entscheidung treffen; René würde keine Ruhe geben. Ich an seiner Stelle sicher auch nicht… Aber allein konnte er nichts machen.
    Thomas nickte den Reitern zerstreut zu. Die Kamele setzten sich schaukelnd in Trab, Sand stiebte auf.
    René Tours sah ihnen gedankenversunken nach. Dann ging er langsam zum LUMO zurück. Er senkte den Kopf, malte mit den Fußspitzen im Sand.
    Aus dem Innern des LUMO scholl Delands Stimme. Er sprach mit Pjotr. Dann steckte er den Kopf durch das offene Fenster: »Bei Pjotr wird alles klargehen, er informiert die Campleitung.«
    »Kollege Monig«, sagte René Tours förmlich, aber bestimmt, »ich kenne unsere Aufgabe und weiß, daß sie mit zwei Mann kaum lösbar ist. Trotzdem bitte ich dich um vierzehn Tage Urlaub, ab sofort.«
    Thomas antwortete nicht sogleich. Dann legte er René einen Arm um die Schulter und sagte: »Komm, wir steigen erst einmal ein und unterhalten uns drin bei eingeschalteter Klimaanlage im Kühlen.«
    René stieg wortlos ein.
    Thomas schloß das Fenster, dann sagte er: »Nun erzähle!«
    »Vorgestern mittag sind die acht Tuaregfamilien, getrennt in zwei Gruppen, abgezogen, eine ostwärts, wahrscheinlich in das Bergland Adrar des Liodras, die andere, bei der sich die Familie Aïfes befindet, direkt nach Norden. Diese Gruppe ist etwa fünfzehn Personen stark. Sie haben über zwanzig Kamele. Die anderen Haustiere haben sie zurückgelassen. Das deutet auf ein schnelles Marschtempo hin.«
    »Was hättest du vor?« fragte Thomas.
    Die Antwort klang trotzig: »Ich gehe nach Achourat, besorge mir ein Reitkamel und reite Aïfe nach – was sonst!«
    »Du heilige Einfalt«, rief Deland theatralisch. »Dir muß die Sonne das Hirn ausgedörrt haben!« fuhr er impulsiv fort. »Wie weit willst du denn kommen, so unerfahren, wie du bist? Ich denke, du hast bereits einmal böse Erfahrungen mit der Sahara gemacht?« fragte Thomas sarkastisch.
    »Mir auch egal«, sagte René. »Es ist überhaupt schon alles egal!«
    »Du irrst«, entgegnete Thomas. »Egal ist hier nichts und niemandem etwas, merk dir das. – Aber alles zu seiner Zeit und mit dem nötigen Abstand!« Er holte eine Karte aus dem Fach und breitete sie aus. »Uns sollte nur die Gruppe interessieren, bei der

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