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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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rief René verhalten. Er beugte sich weit über die Armaturen ins Scheibengewölbe.
    Zwischen Felsbrocken und kleinen Sandanwehungen stand eine durchscheinende Staubwolke.
    »Das müssen Sie sein«, flüsterte Deland. Er verlangsamte mechanisch den Flug.
    »Langsamer«, ordnete Thomas überflüssigerweise an. Auch er war erregt. »Nur wenig schneller als ein Kamel.«
    »Und wie schnell ist das?« flüsterte Deland anzüglich zurück. Er schien gelassen. »Ich kenne so ein Tier nur aus dem Zoo, und da standen sie meist«, versuchte er zu scherzen.
    Vor einem Felsvorsprung tauchte das erste der Tiere auf, ein Lastkamel.
    Thomas empfand plötzlich, und ihm wurde heiß, wie überstürzt, unüberlegt er sich in dieses Unternehmen eingelassen hatte. Er begann trotz eingeschalteter Klimaanlage zu schwitzen.
    Vor ihnen ritten die Gesuchten, das schien so gut wie sicher. Wahrscheinlich war Aïfe dabei. Aber was weiter…? »Anhalten«, rief Thomas.
    Harry Deland drehte sich um, Verständnislosigkeit im Blick. »Oder weißt du, Harry, was wir jetzt unternehmen wollen? Dann sag’s!« fuhr Thomas fort. Er sah Deland nicht an, sondern starrte in den Sand vor dem LUMO. Deland drosselte den Antrieb.
    René Tours begann sich die Haare zu drehen, Schillerlocken über dem Zeigefinger. Er biß die Zähne zusammen, daß die Kaumuskeln hervortraten, sagte jedoch nichts.
    »Vorschläge«, forderte Thomas beharrlich. Er sah von einem zum anderen. Schweigen. »René?« Thomas wandte sich an Tours.
    So direkt angesprochen, sagte dieser zögernd: »Wir könnten mit ihnen reden, sie bitten, Aïfe entscheiden zu lassen…«
    »Haben sie nicht bereits entschieden?« fragte Thomas. »Oder wir fliegen dicht über sie hinweg, nutzen das Überraschungsmoment, nehmen aus der Luft Aïfe auf und verschwinden«, schlug Deland vor. Es war nicht festzustellen, ob er es ernst meinte. »Das wäre Piraterie, Menschenraub«, sagte Thomas. »Meinst du denn, daß sie Aïfe freiwillig herausgeben?« erwiderte Deland.
    »Ich habe überhaupt keine Meinung«, gab Thomas zu. Er zuckte unschlüssig mit den Schultern.
    »Wir werden doch jetzt nicht kapitulieren, unverrichteterdinge abziehen!« rief Deland aufgebracht.
    »Warum wollen wir nicht mit ihnen – sprechen?« fragte René zaghaft. »Natürlich müssen wir mit ihnen sprechen«, antwortete Thomas, »eine andere Wahl haben wir nicht. Aber ihre Reaktion sollten wir vorher einkalkulieren…«
    Sie berieten noch eine Weile. Es ging stark auf Mittag zu, als sie sich entschlossen, die Tuareg zu umfliegen und sie zu erwarten, um dann von ihnen eine freie Entscheidung Aïfes zu fordern.
    Schon fünfzehn Minuten später standen sie am Fuß einer großen Düne, im Einschnitt zwischen zwei Sandbergen, an einer Stelle, von der sie annahmen, daß der Trupp der Tuareg sie passieren mußte.
    Der Standort war so gewählt, daß die Reiter bereits aus einer Entfernung von etwa hundert Metern zu sehen sein würden. Deland war am Steuer des LUMO geblieben, für alle Fälle. Tours und Monig lehnten am Flugzeug, von Minute zu Minute aufgeregter, und spähten dorthin, wo die Tuareg auftauchen mußten.
    Und dann hätten sie den Augenblick beinahe verpaßt. Eine Sekunde lang zeigte sich ein Reiter. Dann riß er das Kamel zurück und war hinter der Düne verschwunden.
    »Was jetzt?« fragte Rene Tours überrascht. Er tat unwillkürlich einen Schritt in die Richtung, in die der Reiter zurückgewichen war. »Abwarten«, antwortete Thomas.
    Es verging mehr als eine halbe Stunde nervenaufreibenden Wartens. Thomas war sich nicht sicher, ob er richtig entschieden hatte. Die Tuareg konnten ihnen aus dem Weg gegangen sein…
    Plötzlich schreckte Thomas aus seinem Grübeln auf: Drei Tuareg kamen würdig herangeritten, langsam, die Gewehre quer über dem Schoß; das Weiß des Burnus und das Dunkelblau des Schleiers bildeten einen auffälligen Kontrast zum Gelbbraun des Sandes.
    Am LUMO, vor Thomas und René, zügelten sie die Tiere. Thomas klopfte das Herz bis zum Hals. Trotzdem flüsterte er René zu: »Du übersetzt nur, hörst du? Ich spreche mit ihnen!« Er befürchtete, René könne eine Unachtsamkeit begehen.
    René Tours nickte.
    Einer der Tuareg grüßte, Monig und Tours grüßten zurück.
    Was von den Gesichtern der Reiter zu sehen war, deutete ausschließlich auf finstere Mienen hin.
    »Du bist René Tours, wir kennen dich. Warum stehst du in unserem Weg?« fragte der Tuareg, der in der Mitte geritten und anscheinend der Rangälteste

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