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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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er.
    Je höher das LUMO stieg, desto mehr verflachte scheinbar die Wüste. Felsregionen lagen wie Inseln im Sandmeer.
    Sie hielten Ausschau. Aïfe weinte nicht mehr. Sie war auf die Manöver des Flugzeuges aufmerksam geworden.
    Im Nordwesten, schon sehr weit entfernt, kroch schneckenhaft eine Reihe dunkler Punkte, aufgereiht wie auf eine Schnur. Das mußte die Karawane der Tuareg sein.
    Ein ganzes Stück dahinter zeichneten sich etwas deutlicher weitere fünf Punkte ab.
    Aïfe wurde plötzlich unruhig. Sie sprach leise, aber so schnell, daß Thomas sie nicht verstand, auf René ein. René Tours zeigte sich unentschlossen. »Halte uns einmal ruhig«, sagte Thomas zu Deland.
    Deland schaltete den Stabilisierungskreisel ein. Wie eine entfernte Sirene lief das Aggregat an, der Ton steigerte sich zu einem unangenehmen Pfeifen.
    Thomas blickte durch ein Fernglas. »Fünf Kamele, zwei davon mit Reitern«, stellte er fest. »Eigenartig«, fügte er nachdenklich hinzu, »sie bewegen sich in entgegengesetzter Richtung. René, gib bitte mal Aïfe das Glas!« Er reichte es nach hinten.
    Aïfes Hände zitterten, als sie das Fernglas zurückgab. Ihr braunes Gesicht schien noch einen Schein dunkler geworden zu sein. »Meine Eltern«, sagte sie leise. Ihre Augen waren bittend auf Thomas gerichtet.
    Er handelte bereits. »Wir fliegen hin, Harry«, sagte er.
    Und wieder stand das LUMO vor heranziehenden Reitern. Sie beschleunigten den Gang auch dann noch nicht, als sie den Flugapparat bereits sehen mußten. Aïfe ging ihnen, ebenfalls langsam, entgegen.
    Thomas Monig fühlte sich merkwürdig berührt. Ein Blick auf die Gesichter seiner Begleiter zeigte ihm, daß sie offensichtlich ähnlich empfanden.
    Die Sonne stand im Zenit. Die Luft flirrte; Wärme und Licht stachen in die Augen, daß es schmerzte. Die Dünen schienen ohne Begrenzung zu sein. Ihr von der grellen Sonne verliehenes Goldgelb verschmolz übergangslos mit dem Weißblau des Himmels.



Und dort schritten die Kamele, so als drückten sie grenzenlose Verachtung dem gegenüber aus, dem diese Welt zur Last fiel, der in ihr litt, in der Welt des Sandes, der Hitze und des Durstes.
    Die Reiter schienen eins mit den Tieren zu sein. Sie bewegten sich im Rhythmus der Schritte. Unter den Hufen sang der Sand.
    Und da ging Aïfe. Die kunstvoll und farbenprächtig geflochtenen Lederbänder an ihrem Haik, das Weiß des Burnus, den sie durch den Sand hinter sich herzog, und ihr schwarzes Haar ließen sie wie eine Wunderblume, die Freude spendet, inmitten der Wüstenei erscheinen.
    Sie hatte die Reiter erreicht. Der Vater ließ sein Reittier niederknien, rutschte aus dem Sattel und schloß dann die Tochter in die Arme. Dann wandte sich Aïfe der Mutter zu, während Ben Goslah auf das LUMO zuging, sich vor Monig und seinen Begleitern, die vor dem Flugzeug standen, verneigte und dann in stark gebrochenem Französisch sagte: »Wir wollen sein, wo unsere Tochter, die Freude unseres Alters, ist.«
    Thomas Monig begriff, was diesen Mann, den stolzen Tuareg, der Entschluß, sich von seinen Stammesgefährten loszusagen und umzukehren, wohl gekostet haben mochte. Aïfe wollte mit den Eltern reiten, zurück nach Achourat. Da sie zwei Tagesmärsche vor sich hatten, übergab Thomas fast allen Proviant, vor allem die konservierten Getränke, an Aïfe und deren Eltern.
    René Tours war anzumerken, daß er am liebsten ebenfalls vom LUMO auf ein Kamel umgestiegen wäre, um bei Aïfe zu bleiben. Sie trennten sich schwer, aber nicht traurig. Sie hatten den Zeitpunkt ihres Wiedersehens längst vereinbart.
    Als sich das LUMO erhob, spürte Thomas wieder jene Sehnsucht, die ihn am Kai von New Maori gepackt hatte. Er dachte an Evelyn…

VI
    In angestrengter Arbeit, die den Meßtrupp selten zur Ruhe kommen ließ, verflog die Zeit.
    Als Thomas kaum mehr an das Abenteuer der Suche nach Aïfe dachte – es lag sechs Wochen zurück, und seitdem hatte sich der Kanal weit über Achourat hinaus ausgedehnt, hatte die von den Bergen kommenden Wadis aufgenommen und stand kurz vor der Biegung nach Süden –, bekam er die Vorladung. Es stand darin, daß er sich vor der Leitung GEOMESS für sein undiszipliniertes Verhalten verantworten solle. Zunächst wollte er es nicht fassen. Die eine Schicht, die durch die Suche ausgefallen war, hatten sie durch Überstunden sofort ausgeglichen …
    René Tours und Harry Deland ließen es sich nicht nehmen, Thomas in das Camp, den Sitz der Leitung von GEOMESS, zu begleiten. Pjotr

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