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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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seiner Schicht zwei Eisblöcke verklemmt.
    Thomas nahm noch ein Bad und wärmte sich kräftig auf. Es war weit nach Mitternacht, als er in sein Zimmer kam. Pjotr schlief längst, er wollte ihn nicht wecken und legte sich leise hin.
    Und da kam er wieder, der Schreck, der ihn bereits vor Ort gepackt hatte. Wenn Pjotr recht hat! Aber was hätte ich tun sollen?
    Ich hätte die Strecke neu aufnehmen und die Werte mit dem Projekt vergleichen müssen. Das hätte ich tun sollen…
    Wenn ich es jetzt erst mache, kann es als Eingeständnis meiner Unsicherheit gewertet werden. Also lasse ich es besser sein. Es muß einfach eine andere Ursache haben! Es darf nicht zutreffen, was mir Evelyn vorgeworfen hat: Ich würde an der Oberfläche plätschern, nirgends tiefgründig arbeiten. Überhaupt Evelyn. Wenn der Fehler bei mir liegt, hat sie doch den Beweis, wie nötig für mich das Praktikum ist, daß ich eben doch nicht fähig bin, selbständig zu arbeiten.
    Und was werden die Kollegen sagen? So etwas spricht sich herum. Vielleicht nehmen sie mich nun gar nicht im Kombinat…
    Thomas warf die Decke von sich. Ihm war wieder heiß geworden. Er wälzte sich, stand nach einer Weile auf, ging an die mattleuchtende Scheibe des Automaten und drückte den Code für Kognak. Jetzt in der Nacht kam ihm das Summen überlaut vor. Pjotr sollte nicht wach werden.
    Mit einem Schlückchen Flüssigkeit – wie mit dem Fingerhut bemessen – kam das Glas. Kognak geriet aus der Mode.
    Monig drückte noch zweimal die Tasten, dann ging er wieder zu Bett.
    Besänftigt vom Alkohol, hatte er erneut den beruhigenden Gedanken, daß es neben dieser Möglichkeit noch zehn andere gab, und so schlief er ein.
    Nina kam kurz zu ihm, bemerkte wohl an seiner Einsilbigkeit, daß etwas geschehen war. Sie fragte nicht, und er war ihr dankbar dafür.
    Nach zwei Stunden war Thomas fertig, und wieder ging die Kontrollrechnung auf, die Rechnung stimmte. Fehlte nur die Kontrollmessung. Er konnte sich jedoch nicht entschließen, sie anzusetzen.
    Obgleich das Ergebnis der Nachrechnung sehr befriedigend war, machte es Thomas nicht glücklich. Du bist nicht sicher, sagte er sich, du vertraust deiner Arbeit nicht. Reicht es, um gegen die Argumente der Bergleute aufzutreten? Wo könnte eine Lücke sein?
    Fast wäre es ihm lieber gewesen, er hätte einen Fehler gefunden. Er hätte ihn im zweiten Kurventeil korrigieren, vielleicht vertuschen können.
    Was geschieht, wenn abermals Blöcke klemmen?
    Pjotr hatte früh, als Thomas ihn zur Rede stellte, abgestritten, daß irgendeine bergmännische Ursache das Klemmen hervorgerufen habe. Er hatte ihn angesehen, ein wenig ironisch gegrinst und gefragt, ob er denke, er wisse nicht selbst, was zu solch einer Sache führe. Bevor er ihn angesprochen habe, seien von ihm genügend Kontrollen durchgeführt worden, um alle anderen Ursachen auszuschließen. Der Radius sei zu klein, und dabei bleibe er.
    Thomas hätte ihn hassen können!
    Zum Dienstschluß kam Nina, setzte sich auf die Tischecke, sah ihn an und fragte: »Na Tom, willst du mir nicht sagen, was ist?«
    »Was soll sein?« fragte er mürrisch und verlegen, weil Kollegen beim Aufräumen ihrer Fächer verstohlen zu ihnen herübersahen.
    »Ich komm mal bei dir vorbei, nachher, wenn Pjotr zur Schicht ist«, sagte sie. – Bevor er noch Ausflüchte fand, war sie aufgesprungen und ins Vorzimmer zurückgelaufen.
    Später gestand er ihr seinen Kummer, wies aber nachdrücklich und vielleicht zu betont darauf hin, daß seine Rechnung stimme. Er versuchte ihr klarzumachen, daß sich Pjotr geirrt habe, daß die Ursachen irgendwo im Bergmännischen zu suchen seien. »Trotzdem«, sagte Nina, »würde ich dir raten, zum Chef zu gehen.«
    Thomas dachte an Lewrows Verhalten, als er die wenigen Minuten bei seiner Ankunft in dessen Zimmer war, und sagte: »Kommt nicht in Frage!«
    Weil Nina dazu mit den Schultern zuckte, schilderte er ihr aufgeregt und nicht ganz zutreffend seine erste Begegnung mit Lewrow. Als sie sagte, daß er sich all das nur einbilde, und er ihr wiederum vorhielt, daß sie ja nicht dabeigewesen sei, drohte der schönste Streit.
    Nina gab dann auch ziemlich bald vor, daß sie noch etwas zu erledigen habe, und sie ging.
    Soll sie doch gehen, dachte Thomas, aber ihm war nicht wohl dabei.
    Wenig später summte das Videophon. Thomas drückte mechanisch die Taste. Auf dem Schirm erschien zu allem Überfluß Lewrow. Er grüßte nicht, sagte nur, die Stollenleitung habe ihm soeben

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