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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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mitgeteilt, daß sich in der Nachtschicht und jetzt in der Frühschicht trotz reduzierter Länge insgesamt vier Blöcke verklemmt hätten, und er wünsche in wenigen Minuten einen Bericht.
    Thomas sägte nichts, ihm war die Kehle wie zugeschnürt. Dann, als Lewrow schon ungeduldig wurde, stammelte er: »Jawohl.« Lewrow schaltete ab.
    Noch eine Weile ärgerte sich Thomas über seine blöde Befangenheit. Lewrow mußte doch ein solches Auftreten als halbes Schuldbekenntnis werten. Dann nahm er die Unterlagen und ging.
    Lewrow hörte ihn an. Sein dichter Bart verdeckte jede Regung in seinem Gesicht. Außerdem hielt er die Augenlider halb geschlossen, so daß nichts verriet, wie er den Bericht aufnahm.
    Thomas hatte vorsorglich alle Unterlagen, auch die Kontrollrechnung, mitgebracht. Lewrow würdigte sie keines Blicks. Zum Schluß sagte er, daß Monig Fachmann genug sei, um zu wissen, was nun zu veranlassen wäre. Er wünsche bei dieser Angelegenheit auf dem laufenden zu bleiben.
    Thomas war flau zumute. Er wußte, daß er nun von der Kontrollmessung nicht zurück konnte, und sah das schon als eine Blamage an; denn jeder wußte, daß eine solche Neuvermessung erst dann angesetzt wird, wenn die Kurve fertig aufgefahren ist. Und es fehlten immerhin noch fünf Tage. Außerdem dauerte es mindestens sechzehn Stunden, bis die Ergebnisse der Messung vorlagen. In dieser Zeit würde unvermindert weitergefahren, das heißt, daß lediglich neun Schichten übrigblieben, um – wenn ein Fehler vorlag – etwas auszubügeln. So gut wie nichts.
    Thomas wollte gleich zur Abendschicht anfahren. Der Student war bald ausfindig gemacht. Er saß in seinem Zimmer und las. Über das Videophon hatte er ihn schnell verständigt. Nur Deland fand er nicht. Einer seiner Kameraden im Logis zuckte bedauernd mit den Schultern. »Vielleicht im Casino«, meinte er.
    Im Casino war zu dieser Stunde nicht viel Betrieb, und Thomas Sah Deland sofort, als er eintrat. Deland mußte ihn auch bemerkt haben, tat aber nicht dergleichen. Es war unschwer festzustellen, daß er leicht betrunken war.
    Thomas ging zu ihm, blieb am Tisch stehen und sagte: »Fühlen Sie sich in der Lage, heute zur Abendschicht mit einzufahren? Allerdings kann ich nicht garantieren, daß wir in einer Schicht fertig sind.«
    Deland schaute Thomas von unten her an, und in seiner Stimme lag Sicherheit: »Natürlich fühle ich mich dazu in der Lage. Und mit Ihnen fahre ich auch drei Schichten hintereinander.« Für Deland war das eine ziemlich lange Rede. Seine Mundwinkel zogen sich wie höhnisch nach unten, und er kicherte vor sich hin.
    Thomas wußte nicht, wie er Delands Bemerkung auffassen sollte, gab sich betont forsch und sagte bestimmt: »Ich erwarte, daß Sie sich jetzt unverzüglich auf Ihr Zimmer begeben, damit Sie heute abend in Ordnung sind.«
    Deland stand übertrieben schnell auf, so daß sein Stuhl umzukippen drohte, nahm eine militärisch stramme Haltung an – und wieder spielte dieses höhnische Lächeln in seinem Gesicht. »O. k. Boß«, rief er, machte eine unsichere Wendung und verließ, ohne zu schwanken, das Casino.
    Thomas kam ein Gedanke, nur kurz, aber er ließ ihn nicht gleich wieder los. Warum dieses höhnische Lachen? Wenn er…? Ausgeschlossen! Weshalb sollte er!
    Mit einem Kognak spülte er diese unliebsamen Gedanken weg und ging ins Büro, um einiges vorzubereiten. Wenn er arbeitete, spürte er die Angst, die ihn gänsehautig packen wollte, nicht so unmittelbar.
    Die Messung währte tatsächlich beinahe zwei Schichten.
    Um ganz sicherzugehen, holte Thomas weiter aus, kontrollierte mehr. Weil ihn der Verdacht gegen Deland nicht losließ, wechselte er die beiden Gehilfen öfter aus, so daß er jeweils mit einem anderen Messung und Kontrollmessung ausführte.
    Als er sich unten im Leitstollen mehrfach mit Deland auf engstem Raum befand, betrachtete er ihn aufmerksam. Vom Alkohol war ihm nichts mehr anzumerken, aber Thomas glaubte, daß auch Deland ihn ständig beobachtete.
    Er rief sich selbst zur Ordnung, wollte Deland kein Unrecht tun. Wieder setzte er sich in Gedanken mit Evelyn auseinander, erinnerte sich an ihren Vorwurf, er sehe die Schuld immer nur bei anderen, niemals bei sich selbst, immer suche er nach Ausflüchten und Entschuldigungen, die ihn rein wüschen. – Im stillen leistete er Deland Abbitte.
    Die Belegschaften beider Schichten schienen ihm mißtrauisch, machten ihm allzu bereitwillig für die Messung Platz. Thomas war unbehaglich zumute. Er

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