Antarktis 2020
dem Pulk löste sich ein Boot, begann Fahrt zu machen und hielt auf den Hafen zu.
»Es wäre gut, wenn du herkämst«, sagte Dr. Andrej plötzlich in die entstandene Pause hinein. Er hatte Neuber gemeint. Der sagte zögernd: »Na gut – wenn ihr nicht Manns genug seid.« Der Bildschirm erlosch.
Thomas Monig lag in einem bequemen Liegestuhl, der auf der Plattform eines ehemaligen Geschützturms stand. Von hier aus konnte er einen Blick auf New Maori werfen, ohne sich viel bewegen zu müssen.
Die sengende Hitze des Tages war einer erfrischenden Kühle gewichen, die ein mäßiger Seewind brachte.
Thomas war müde. Es war jene wohlige Müdigkeit, die einen nach einem guten Tag, einem Tag mit Erfolgen oder Freude, befällt, jenes Müdesein, das man gern hat, dem man sich hingibt.
Es war aber kein erfolgreicher Tag gewesen und eigentlich erst recht kein erfreulicher. Im Gegenteil, es war eher ein aufregender Tag und für viele auf New Maori ein folgenschwerer, einer, der schlaflose Stunden bereitet.
Ohne es sich eingestehen zu wollen, empfand Thomas eine Befriedigung. Hier tat sich was, hier wurden offenbar Kerle gebraucht, die sich nicht in Büros verkriechen wollten.
Der Tag hatte mehr vermocht als die Zeit in TITANGORA, er hatte genügt, um in ihm den Wunsch nach einem weniger anstrengenden Praktikum auszulöschen.
Eine Fülle von unbewältigten Aufgaben, eine schwache Leitung – es war offensichtlich, daß Neuber die, zugegeben, kritische Situation nicht beherrschte – für einen mit seinem Ehrgeiz das Betätigungsfeld!
Thomas lächelte vor sich hin, als er sich bei diesem Gedanken ertappte.
Der Kapitän Kenneth hat mir imponiert. Das ist ein Kerl! Solche Menschen für ein erstrebenswertes Ziel richtig eingesetzt! Wie ruhig er geblieben war, selbst als Neuber die Beherrschung verloren hatte.
Thomas durchschaute den Vorfall noch nicht vollständig: Wer hatte recht? Neuber, der sagte, es sei unter allen Umständen die Arbeit wiederaufzunehmen, bedingungslos. Erst danach wäre er bereit, mit einer Abordnung der U-Flottille zu verhandeln. Oder Kenneth, der darlegte, es sei in der Vergangenheit viel geredet worden, sie wollten nun endlich das verwirklicht sehen, was ihnen kontraktmäßig zustehe. Seit einem Vierteljahr sei der Wiedereingliederungsplan überfällig. Die Urlaubsregelung stehe nur auf dem Papier, und im übrigen wollten die Mannschaften die gleichen Rechte wie die nichtmilitärischen Mitarbeiter, außerdem Antwort auf die Frage, ob der Einsatz auf New Maori bis zur Entlassung vorgesehen oder ob noch, wie gemunkelt werde, an ein Umsetzen in das Sahara-Projekt gedacht sei. In diesem Falle wollten einige das zugesicherte Recht in Anspruch nehmen, vorzeitig um Entlassung nachzusuchen, gleichgültig, was kommen würde.
Schwerwiegende Forderungen, sowohl die von Neuber als auch die von Kenneth.
Die Arbeit niederzulegen und damit gegen die eigenen Interessen und die der Gesellschaft zu verstoßen ist natürlich unvernünftig und schädlich. Zugesicherte Rechte nicht ehrlich zu gewähren, kollektive Versprechen zu brechen, zumal in diesem Fall, ist ebenfalls sträflich. Und offenbar schwelte das Feuer, das jetzt ausbrach, schon eine Weile.
Aber wie nun weiter? Kenneth sah nicht aus, als habe er heute diese und morgen jene Meinung.
»Das Flaggschiff wartet auf deine Entscheidung«, hatte er als letztes zu Neuber gesagt. »Bis morgen, zwanzig Uhr, dann verlassen wir die Boote.« Das war eindeutig.
Die Drohung, ruhig vorgebracht, schlug ein wie eine Bombe.
Natürlich verursachte der Ausfall der U-Flotte keine nachhaltige Schädigung des Kombinats; die Schiffe waren Schrott, hatten ihren Zweck, Teil des militärischen Gleichgewichts der Mächte gewesen zu sein, erfüllt. Sie sollten Dienst tun, bis sie vom moralischen zum tatsächlichen Schrott geworden waren. Nach und nach wurden sie ohnehin durch moderne Spezialmaschinen und Fahrzeuge ersetzt, mit den entsprechend ausgebildeten Mannschaften. Aber dennoch würde die Stillegung der Flotte im Augenblick einen großen ökonomischen Verlust zur Folge haben. Die bevorstehende Ernte in den Flor-Faun-Farmen konnte abgeschrieben werden, wodurch vor allem in Europa Stockungen in der Versorgung mit eiweißhaltigen Lebensmitteln, hergestellt aus den verschiedenen Algenarten, auftreten würden.
Das Kombinat stellte allein in New Maori täglich 32000 Tonnen hochwertige Futtermittel her – ebenfalls aus Meerespflanzen. Mehrere hundert Tonnen Erze und
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