Antarktis 2020
nicht geklärt sind. Ja!«
»Aushandeln?« rief Paterthik, »wo wir jetzt am Drücker sind. Ich bin dagegen!«
»Ihr habt mich zum Sprecher gewählt«, sagte Kenneth jetzt scharf, »auch du, Mike!« Damit wandte er sich direkt an Paterthik. »Die von der Direktion haben recht, wenn sie sagen, daß wir uns letztlich selber schaden. Wir haben erreicht, daß Neuber nun bereit ist, auf unsere Forderungen einzugehen. Also fehlt uns jede Stunde, die wir jetzt noch vertun.«
»Und was hast du drüben gesagt?« höhnte Mike Paterthik. »›Morgen, zwanzig Uhr verlassen wir die Boote‹, und das gilt, sage ich euch, wenn sie unsere Forderungen nicht erfüllt haben, nach wie vor!« In der Runde gab es zustimmendes Geraune.
»Ja, das habe ich gesagt!« gab Kenneth zurück. »Ihr hattet mich so beauftragt, und ich war auch dafür. Aber weil ich mit ihnen gesprochen habe und glaube, daß wir unser Ziel erreicht haben, bin ich jetzt anderer Meinung.« Seine Stimme wurde härter. »Wie stehen wir da, wenn wir demobilisiert werden?«
»Hättest du dir eher überlegen können!« Jetzt bekam Paterthik keinen Beifall.
»Wir haben erreicht, was wir wollten«, sagte Joe Hawk mit Nachdruck, beinahe starrköpfig.
»Ich sehe nichts«, entgegnete Paterthik. »Stimmen wir eben ab!« rief Kenneth.
Zwei der Kapitäne waren gegen Kenneths Vorschlag, Mike Paterthik und Pietro Konzieta. Die übrigen vierzehn waren, teils zögernd, dafür.
Gleich nach der Abstimmung stand Mike Paterthik langsam auf, stützte sich dabei mit beiden Armen auf den Tisch, als könne er seinen schweren Körper mit der Kraft der Beine allein nicht anheben, und sagte mit einem aufreizenden Unterton: »Dann habe ich hier ja wohl nichts mehr zu suchen!«
Im Raum war es sehr still geworden. Mike Paterthik richtete den Blick auf den Spanier.
»Kommst du mit, Pit?« fragte er zwingend.
Einen Augenblick blieb der Angeredete sitzen. Dann stand er zögernd auf. Er war klein, drahtig und mager und wirkte so im Vergleich zu Mike Paterthik wie eine halbe Portion.
Jetzt begannen die anderen auf die beiden Außenseiter einzureden, versuchten, sie zur Vernunft zu bringen.
Mike Paterthik zwängte sich hinter dem festgeschraubten Stuhl hervor, ging um den Tisch herum, legte Pietro Konzieta eine Hand schwer auf die Schulter und sagte böse: »Na, komm endlich!« Die beiden verließen die Messe. Zwei, drei der Männer wollten hinterher.
»Laßt sie!« hielt Kenneth sie zurück. »Die Mannschaften werden vernünftiger sein als ihre Kapitäne!«
»Unterschätze das nicht«, warnte Joe Hawk, »es sind überwiegend junge Leute, leicht beeinflußbar. Du glaubst doch nicht etwa, daß wir mit unseren Mannschaften keine Schwierigkeiten haben werden.«
»Was willst du, Joe«, rief einer, mit seinem roten Schopf und einem runden, sommersprossigen Gesicht eher wie ein Märchenbuch-Bäckermeister als wie der Kapitän eines Kriegsschiffes aussehend. »Machen wir uns nichts vor. Im wesentlichen haben wir doch unsere Männer dazu gebracht, die Arbeit niederzulegen – also müssen wir sie auch zur Wiederaufnahme bewegen können. Die anderen, die von Mike und Pit, sollten uns nicht kümmern.«
Es gab noch einiges Für und Wider. Die Zusammenkunft schloß mit dem Auftrag an Kenneth, mit der Direktion Verträge über die befristete Wiedereingliederung, die Urlaubsregelung und die Angliederung der Militäreinheiten an die anderen Beschäftigten abzuschließen. Das Gros der Frühschicht würde wieder anfahren…
Die Nacht war sternklar. Eine Dünung ließ die Streben, die die Schiffsrümpfe miteinander verbanden, knirschen. Am Horizont lag der schüsselförmige Mond auf dem Wasser.
Thomas erinnerte sich plötzlich an seine Kinderzeichnungen. So ähnlich hatte er sein erstes Schiff gemalt, mit viel Wasserfarbe und auch so gelb. Nur das unstete Glitzern des Wassers, das in einem majestätischen Band dem Mondschiff entgegenlief, fehlte damals.
Thomas Monig fand keine Ruhe. Es ist nicht richtig von den Sektorenleitern, dachte er. Durch passives Verhalten löst man keine Probleme.
Aber sie sind erfahrener als ich, wenn sie trotzdem so handeln…
Außerdem, wenn Neuber recht behält, wenn nichts weiter geschieht, als daß die U-Flotte die Arbeit wiederaufnimmt? Für Neuber ein Scheinerfolg, aber was ändert sich?
»Sie müssen einmal merken, daß es so nicht geht«, hatte Dr. Andrej gesagt und das Gespann Neuber – Stelzer – Proz gemeint. »Keiner hat was gegen Neuber. Aber er ist durchweg
Weitere Kostenlose Bücher