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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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aber außer einem überlauten Summen war nichts zu hören.
    Thomas blickte aus dem Fenster. Es war diesig. Die Mittagssonne glühte, die weite Wasserfläche des Innenbeckens war leer. Auf den Decks der umliegenden Schiffe standen einige Menschen. Hinter Fenstern und Bullaugen sah man Silhouetten. Es fiel also nicht nur Arbeitszeit bei der nicht arbeitenden Flottille aus.
    Die Entscheidung des Leitungsteams, Neuber – Stelzer – Proz, war enttäuschend: mit den Männern der Flotte sprechen, keine Meldung an die Kombinatsleitung.
    Thomas war auf jenen Proz neugierig. Bisher hatte er ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Vielleicht ist er der »spiritus rector«, dachte er. Immerhin, wenn sie zu dritt sind, ist es ein Kollektiv, wenn auch ein kleines.
    Thomas beobachtete Neuber. Er zupfte noch intensiver als sonst an den Fingernägeln herum, saß vorgebeugt auf seinem Stuhl, und es war ihm unschwer anzumerken, daß er das Schweigen der Flotte irgendwie im Unvermögen Dr. Andrejs sah, die Funkeinrichtung zu bedienen.
    Die Zeit verrann. Oberst Rijsdijk trommelte an die Scheiben. Er hatte neben Neuber die Verantwortung über die militärischen Einheiten. Was sich hier abspielte, ging also unmittelbar ihn an.
    Plötzlich ertönte ein Summer. Dr. Andrej ging auf Empfang. »Hier U acht, hier U acht, Zentrale zwölf bitte kommen.« Die Stimme war klar, ruhig, wie bei einer Routineübung. Der Sprecher bediente sich des Englischen.



Dr. Andrej war erregt. Er hatte, gleich nachdem sich Neuber zugeschaltet hatte, eine Auseinandersetzung mit ihm. Neuber zeigte sich ungehalten, Dr. Andrej in der U-Zentrale anzutreffen. Er fauchte ihn an, ob er ihn nicht richtig verstanden habe, worauf Dr. Andrej aufgebracht erwiderte, daß wohl zur Rechenschaftslegung Neuber kaum fragen würde, warum er den Plan nicht gebracht habe, sondern nur feststellen würde, daß er ihn nicht gebracht habe. Außerdem wolle er nun genau wissen, was bei der Flotte los sei.
    Jetzt drückte Dr. Andrej zunächst eine falsche Taste, Neuber schien aus dem Schirm springen zu wollen. Endlich war die Zentrale zugeschaltet. »Hier Zentrale zwölf, Dr. Andrej. Mit wem spreche ich?«
    »Ist doch unwichtig«, fauchte Neuber dazwischen. »Frag, warum sie das machen und was sie wollen!« Dr. Andrej nahm keine Notiz von ihm.
    »Kapitän Kenneth. Ich bin soeben zum Sprecher der U-Flottille bestimmt worden.«
    Dr. Andrej machte dem Oberst Platz, der neben ihn getreten war und ungeduldig durch Gesten zu verstehen gab, daß er das Gespräch führen wollte. Er deutete stumm auf die entsprechenden Tasten und trat einen Schritt zurück. Neuber machte auf seinem Schirm eine unwillige Bewegung.
    »Hättest dich eben herbemühen müssen«, murmelte Dr. Andrej. Erregt rief der Oberst: »Kapitän Kenneth, ich befehle, daß Sie unverzüglich Ihren Dienst aufnehmen. Sie werden sich für Ihre Handlungsweise zu verantworten haben!«
    »So geht das doch nicht«, rief Neuber dazwischen. »Oberst Rijsdijk, unterlassen Sie das. Es geht hier nicht um Ihre militärische Autorität.«
    Thomas war von dem Geschehen gepackt. Neuber hatte recht. Aber trotzdem war es seine Schuld, daß sich der Oberst im Ton vergriffen hatte. Es war genügend Zeit gewesen, sich entsprechend untereinander abzustimmen.
    »Das ist Meuterei«, rief der Oberst zu Neuber, ohne die Sprechtaste zu drükken. »Gleichgültig, was hier verpatzt worden ist, es ist Meuterei.«
    »Wenn schon«, Neuber schrie beinahe. »Wir haben weder Krieg, noch befehligen Sie in Ihrem Land eine Armee-Einheit.«
    Den Anwesenden, einschließlich Thomas, wurde der Disput peinlich. Nur gut, daß die Boote nicht mit Wechselvideophon ausgerüstet waren und man von dort dieses Geschehen nicht verfolgen konnte.
    »Ich bin beauftragt, der Direktion unsere Forderungen vorzutragen. Sind Sie bereit, uns anzuhören?« Kapitän Kenneth ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Ja«, sagte Neuber, ohne zu beachten, daß der andere ihn nicht hören konnte.
    Oberst Rijsdijk schien unentschlossen zu sein. Dr. Andrej beugte sich über seine Schulter, drückte die Sprechtaste und wiederholte: »Wir sind bereit.«
    »U acht bittet um Anlegeerlaubnis«, sagte Kenneth routinemäßig. Dr. Andrej blickte hoch. Einer vom Personal der Zentrale lief zum Pult, drängte den Oberst zur Seite, blickte aus der Kanzel hinunter zur Plattform und sagte: »Anlegeerlaubnis erteilt. Anlegen Platz drei. Ich wiederhole: Anlegen Platz drei.«
    Draußen dröhnte dumpf ein Diesel auf. Aus

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