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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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feinsten Manieren, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, aufgewiegelt von irgendeinem Hitzkopf, aber deshalb sind sie nicht kriminell.
    Wenn sie aber Ann festhalten? Na, dann lassen sie uns trotzdem nicht warten, bis wir schwarz werden, dafür wird sie schon sorgen.
    Thomas ging behutsam, um Kai nicht zu wecken, zum Steuerpult und schaltete die Funkanlage auf Empfang. Ganz leise hörte er die auf- und abschwellenden Störgeräusche.
    Blöde Einrichtung, dachte er, nur auf einer Frequenz zu senden.
    Ruhig, Tom, schließlich war mit solchen Ereignissen nicht zu rechnen! Außerdem muß die Zentrale merken, daß etwas nicht in Ordnung ist.
    Und der Kapitän des Verarbeitungsschiffes! Daß ich daran nicht eher gedacht habe. Er wartet auch schon seit einer Stunde auf unsere Fuhre. Der müßte doch etwas unternehmen.
    Ein Praktikum ist das!
    Ich werde Evelyn gleich noch einmal anrufen, wenn wir wieder in New Maori sind. Ich muß sie sehen, muß mit ihr sprechen, richtig. Sie muß doch bald Ferien haben, wir werden uns auf halbem Weg treffen, ein paar Tage Urlaub machen. Neuber wird mir das gestatten.
    In Bombay, nein, in Tokio, Tokio ist der kürzeste Weg… Ich habe solche Sehnsucht nach ihr…
    Durch die Scheibe glotzte ein großer Fisch mit einem fast viereckigen Kopf. Plötzlich wurde sich Thomas der Lage bewußt. In einem kleinen Boot, umgeben vom unendlichen Meer, sie zwei allein. Die Stille brach gleichsam über ihn herein. Das ruhige Atmen Kais beruhigte ihn nicht, sondern verstärkte in ihm das Gefühl des Verlassenseins.
    Auftauchen! Raus hier! Thomas spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Kai«, rief er flüsternd, und noch einmal: »Kai!«
    Das Atmen war einen Augenblick nicht mehr zu hören, setzte dann jedoch ebenso regelmäßig wie vorher ein.
    Thomas hatte sich erhoben, war langsam auf die Schalttafel zugegangen. Auftauchen!
    Und dann ließ er die Hand sinken. Ann war draußen. Sie hatte »warten« gesagt…
    So sieht also Angst aus, dachte er dann, und der Gedanke sollte heiter sein, selbstironisch. Es war jene Selbstbeschwichtigung zwischen zwei Angstanfällen.
    »Unsinn«, sagte er dann laut, stand auf und schaltete die Deckenleuchte ein. »Was ist?« Kai war sofort wach. »Ist sie zurück?«
    »Nein«, sagte Thomas gewollt forsch. Bei Licht sah tatsächlich alles anders aus. Unsinn, dachte er erneut und schüttelte über sich den Kopf. »Kann sie noch gar nicht«, fügte er hinzu und sah zur Uhr. »Frühestens in einer halben Stunde.«
    »Dann mach das Licht wieder aus, ich möcht noch mal zu Morpheus«, sagte Kai und gähnte.



Thomas wußte nicht, wie lange er geschlafen hatte. Er horchte. Na endlich, dachte er. Er hörte deutlich das hydraulische Schließen der Außenluke der Schleuse. Sie kommt zurück. Und wir haben nicht einmal einen Tee!
    »Kai, steh auf, mach Wasser heiß, Ann kommt, los!« Wenig später setzten die Pumpen ein, die das Wasser aus der Schleusenkammer drückten.
    »Bevor sich unsere Nixe ausgepellt hat, ist der Tee fertig«, sagte Kai. Dann surrte die Innenluke. Irgend etwas polterte, Schritte hallten im Gang, ihre Tür wurde aufgestoßen. Thomas erstarrte.
    »Na, was ist?« rief Kai aus der Nische. »Er kam zu den Seinen, doch die Seinen nahmen…« Da stockte auch er. Im Sprechen hatte er sich umgedreht. Sie sahen beide in einen Pistolenlauf!
    Thomas faßte sich als erster. Noch bevor der Mann in einem schwarzen Taucherdreß sein leises »Hands up« wiederholte, begann Thomas zu lachen, ein wenig gezwungen, aber nicht unecht. Was ihn amüsierte, wahrhaftig amüsierte, war die Tatsache an sich. Mitten im Ozean Gangster, und das im einundzwanzigsten Jahrhundert.
    Thomas hielt mit dem Händeheben auf halber Höhe inne und ließ die Arme wieder sinken.
    »Ich freue mich, daß ihr die Situation so – gefaßt aufnehmt«, sagte der Eindringling nicht ohne Ironie. »Da darf ich sicher berechtigt hoffen, daß ihr mir ohne Schwierigkeiten folgt?«
    Thomas spürte sein Herz pochen. Seine Heiterkeit gefror. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft, dann setzte er sich betont langsam auf den Drehstuhl und sagte: »Wären Sie so freundlich und würden sich uns vorstellen? Wenn Sie Neptun persönlich wären, kämen Sie sicher mit Dreizack und nicht mit Pistole.«
    Von draußen scholl eine Stimme: »Mach hin, Frank!« Sofort ließ Thomas den Gedanken, den Mann zu überwältigen, fallen.
    »Ich fürchte, mein Name sagt euch wenig.« Er steckte die Pistole in den Gürtel. »So. Darf ich

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