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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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durch eine Kopfbewegung auf Kai, der immer verlegener wurde, und da stimmte Thomas in ihr Lachen ein. Ihm war aber, als ob nicht das Ungeschick Kais sie so erheiterte, sondern als wolle sie die Atmosphäre, die gespannter war, als es sich die drei eingestehen wollten, auflockern. Und von diesem Augenblick an wußte Thomas, daß sie Angst hatte vor dem Kommenden.
    »Das, das Störsignal ist weg«, stotterte Kai. Tatsächlich zeigte der Oszillograph einen gleichmäßigen waagerechten Strich, der durch rhythmische Impulse unterbrochen wurde.
    »Gib Ton«, sagte Ann. Auf ihrer Stirn standen winzige Schweißperlen. »Hier U-Kreuzer vier, wir rufen U einundzwanzig, antwortet!« »Lauter!« forderte Ann. Kai zuckte die Schultern. »Geht nicht.«
    »Ah«, sagte sie bissig. »Sie wollen von der Zentrale nicht gehört werden. Geh auf den Sender!«
    »Hier U einundzwanzig, wir hören«, sagte sie ruhig. Sie nickte Kai anerkennend zu, weil sie sah, daß er volle Lautstärke sendete.
    »Hier spricht Mike Paterthik, U-Kreuzer vier. Taucht auf und lauft den Hafen an, wie von U acht befohlen. Ihr könnt hier nichts ausrichten.«
    »Wo seid ihr?« fragte Ann.
    »Tut nichts zur Sache, kehr um, Ann!«
    Ann reagierte mit Schärfe. Es klang beinahe beschwörend. »Ich habe einen Auftrag, versteh das, Mike! Du wirst mich nicht daran hindern, ihn auszuführen. Ende!« Und plötzlich rief sie überlaut: »Achtung Zentrale, Achtung Zentrale, hier U einundzwanzig, hier U einundzwanzig…« Der Oszillograph begann wieder zu flimmern.
    »Strolch«, sagte Ann. »Ich krieg dich schon.« Und zu Thomas: »Noch langsamer, Tom. Es ist zwar schon ewig her, daß ich hier war, aber die Einfahrt kann nicht weit sein. Mike hat auch die Leuchtfeuer löschen lassen.«
    »Hat das Sinn, ich meine…. daß wir weiter…« fragte Kai.
    »Angst?« fragte sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, was sie, außer uns den Weg zu erschweren, noch machen könnten. Und wenn wir die Einfahrt haben, wird’s ein Kinderspiel: Hinein, beladen lassen, raus, rauf, wieder runter und so fort. Wie mit dem Fahrstuhl. Wir setzen uns einfach eine eigene Boje.«
    »Da ist was«, rief Thomas plötzlich.
    Vor ihnen, schräg oben, schwebten Gittermaste.
    »Die Netzträger«, sagte Ann. »Na also.« Kai und Thomas blickten verständnislos.
    »Über der gesamten Farm liegt ein Netz. Schließlich müssen diese Mollusken zusammengehalten werden.«



»Ich denke, dort wachsen Algen?« fragte Thomas.
    »Schließt das eine zusätzliche Tierhaltung aus?« fragte Ann zurück. Damit schloß sie das Gespräch ab. »Kurs auf die beiden engstehenden Masten. Dazwischen muß die Einfahrt sein.«
    Mit langsamer Fahrt näherte sich das Boot den beiden Gittermasten. In weitem Bogen umfuhren sie einen kirschroten, am Fuße dunkelgrün bewachsenen, fischumschwärmten Korallenfelsen.
    Und dann sagte Ann inbrünstig: »Verdammt!« Und nach einem Augenblick des Nachdenkens: »Maschinen stopp. Wir gehen auf Grund.«
    Erst jetzt gewahrten Thomas und Kai, was sie meinte: Sie befanden sich vor einer größeren, unbewachsenen Fläche, gleichsam einer Lichtung im Unterwasserwald, die sich nach hinten im Dämmerlicht verlor. Links und rechts standen die Gittermaste. Das Netz selbst war jetzt ebenfalls zu sehen. Es setzte sich in der Höhe und links und rechts der Maste fort. In etwa zehn Meter Höhe war ein Seil gespannt, woran zusätzlich ein Netzteil auf Rollen hing, offenbar das Tor. An den Masten und dem Seil hingen außerdem große Lampen, freilich ohne ihren Zweck, nämlich zu leuchten, im Augenblick zu erfüllen. Aber nicht deswegen hatte Ann »verdammt« gesagt, und nicht deswegen wurde es Thomas etwas eigenartig zumute:
    Quer vor der Einfahrt, mit Heck und Bug über die Tormasten hinausragend, lag ein U-Kreuzer. Deutlich stand am Turm eine große Vier. »So hat er sich das also gedacht«, sagte Ann sarkastisch.
    »Da werden wir nicht viel ausrichten können«, sagte Thomas klug.
    Ann sah ihn durchdringend an. »So schnell geben wir nicht klein bei, Freund! – Ohne Risiko, natürlich«, setzte sie hinzu. Sie saß zusammengesunken in ihrem Drehsessel.
    Thomas empfand die Situation als unwirklich: Schwebende, dämmrige Umwelt, drei junge Leute in einer engen Kabine, man konnte das Atmen hören, Schweigen, nein, nicht nur Schweigen, ein Lauern war das. Draußen lag ein Ungeheuer, grau, mit einer großen Vier an der Flanke, umgeben von glitzernden Papageienfischen… »Mach die Scheinwerfer aus«, sagte

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