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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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veralteten Kreuzer entgegenzusetzen, bah, der noch dazu unbewaffnet ist. Und wenn wir auch Sozialisten sind, gegen Verbrecher gibt es keinen Pardon.
    Viertens: Gesetzt den Fall, es geschieht ein Wunder, und ihr kommt durch. Was wird aus euren Familien? Wollt ihr die mit in die Illegalität ziehen? Bis zur Verjährung? Oder bist du so naiv anzunehmen – so wie euer Boß –, daß die Staaten euretwegen die Gesetze beugen? Sich vielleicht deswegen mit uns anlegen? Zugegeben, die Volksregierung ist schwach, hat viele Gegner, aber gerade deshalb kann sie sich keinen Affront leisten. Mike baut offenbar auf die Gegner dieser Regierung. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß ihr übrigen neun alle so blöde seid, es auch zu tun.
    Sie werden euch hetzen, verlaß dich drauf. Und ihr müßt immer mal wieder in die Öffentlichkeit. Schließlich müßt ihr das Gold absetzen. Und daß das Feingold von hier ist, kann jeder Fachmann feststellen…
    Fünftens könntet ihr ruhig ein wenig an eure Kameraden denken, die hier arbeiten und in den anderen Objekten der INTERGAN, auf der Erde und dem Mond. Leute, die es ehrlich meinen und die ihr in Mißkredit bringt. So!« Ann blieb vor Niesar stehen und sah ihn herausfordernd an.
    Niesar selbst hatte zunächst ein hochmütiges Lächeln aufgesetzt, ein gekünsteltes, wie es Thomas schien. Dieses Lächeln hatte sich während Anns Rede verflüchtigt. Er saß da und sah nachdenklich drein. Dann sagte er: »Und welche Garantien kannst du geben? Was hast du schon für einen Einfluß auf die Kombinatsleitung!«
    »Das kommt auf die Darstellung des Vorgefallenen an«, sagte Ann. »Und daß ich mich auf meine Jungs verlassen kann, hast du vor wenigen Augenblicken gespürt.«
    »Ich müßte jetzt gehn«, sagte Niesar, tief in Gedanken. »Geh«, sagte Ann. »Tom, mach die Tür auf. Das Schießding behalten wir hier – als Andenken. Und laßt euch das, was ich dir gesagt habe, ruhig durch den Kopf gehen. Wenn ihr Fragen habt, kommt her.«
    Frank Niesar ging.
    »He, nimm das Tablett mit«, rief Ann. »Deswegen bist du ja schließlich gekommen.«
    Als sich die Tür geschlossen hatte, sagte Thomas: »Meinst du, daß es Zweck hat?«
    Ann zuckte mit den Schultern. »Schließlich sind sie hierhergekommen, um ihr Leben besser und nicht schlechter zu gestalten. Sie sind alle guten Willens. So eine Type wie Paterthik, so ein Abenteurer, dürfte ein Einzelfall sein Und es ist sogar fraglich, ob er so abgeglitten wäre, wenn es die Ursachen für den dämlichen Streik nicht gegeben hätte. Wir müssen dran bleiben an den Leuten.
    Übrigens bin ich neugierig, wie Paterthik es anstellen wird, mit Neuber Kontakt zu bekommen. Zunächst geht das über Funk, aber mit dem Gold und uns müssen sie sich wohl etwas anderes einfallen lassen.«

VI
    Auf dem Bildschirm erschien ein Gesicht, schmal, mit listigen Augen. Der Mann sagte: »Hier Mike Paterthik, Kapitän U-Kreuzer vier. Ich möchte den Direktor, Kollegen Neuber, sprechen.«
    Mattau bediente den Knopf. Er hatte damit die Wechselverbindung hergestellt, so daß jetzt auf dem Kreuzer auch sein Bild zu sehen war.
    »Kollegen Neuber wollte ich sprechen«, wiederholte der Mann auf dem Schirm.
    »Kollege Neuber ist beurlaubt«, sagte Mattau. »Ich bin an seiner Stelle – kommissarisch, mit allen Vollmachten. Bitte sprechen Sie! Wo sind Sie, welche Hilfe brauchen Sie?«
    Paterthik wurde einen Augenblick verlegen, sein Blick irrte von der Kamera ab. Dann begann er zu grinsen und sagte: »Helfen könnt ihr mir schon und euren Leuten auch.« Er zögerte, »Fünfhundert Kilo Gold und den Kreuzer, und ihr habt sie wieder.«
    Im Zimmer, in dem außer Mattau und Noiré die Sektorenleiter und fünf oder sechs Uniformierte saßen, herrschte Ratlosigkeit. »Er ist verrückt geworden«, raunte Frau Vermisseau. »Drücken Sie sich deutlicher aus!« sagte Mattau energisch.
    »Sagt bloß, ihr ahnt noch nichts«, entgegnete Paterthik gespielt verwundert. »Gut«, er wurde ernst, »hier ist der Sachverhalt.« Er hielt ein Blatt Papier hoch.
    Je weiter sie lasen, desto erregter wurden sie.
    Mattau machte eine unwirsche Bewegung, legte dann den Schalter um und sagte schroff: »Geht sofort aus dem Sichtbereich, oder soll er wissen, was wir dem für eine Bedeutung beimessen?« Das Schreiben trug die Unterschriften der drei Vermißten. Das Papier verschwand; an seiner Stelle erschien wieder das Gesicht Paterthiks. Er schien gespannt. »So«, sagte er, »herrscht Klarheit?« Und dann

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