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Antarktis 2020

Antarktis 2020

Titel: Antarktis 2020 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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Kai, der hinter ihr stand, blickte ihr über die Schulter und las mit.
    »Das können wir getrost unterschreiben, Jungs«, sagte sie und reichte Thomas das Papier.
    Er las. Es war die Aufforderung an die Kombinatsleitung, ein Lösegeld von fünfhundert Kilopond Feingold gegen die Freilassung der Besatzung von U einundzwanzig zu zahlen. Die Unterschriften der drei sollten lediglich ihre Gefangennahme bestätigen.
    Paterthiks Blick ging lauernd von einem zum anderen. Er schien erleichtert, als Ann sagte: »Vielleicht gibst du mir etwas zum Schreiben. Ich habe meine Handtasche an der Garderobe abgegeben.«
    »Aber bitte sehr!« Mike Paterthik war wieder die Höflichkeit selbst. Sie unterschrieben.
    »Ich wünsche guten Appetit«, rief Paterthik, als er ging.
    »Der bleibt bei seinem Vorhaben«, sagte Monig. Er trank nachdenklich an einem Glas Juice. »Mich ärgert, daß wir so gar nichts tun können.«
    »Warte ab«, sagte Ann kauend. »Wenn Frank nachher kommt, und er ist unbewaffnet, blockiert ihr die Tür, klar?«
    Aber als Frank Niesar zum Abräumen kam, war das erste, das auffiel, eine große Armeepistole, die in seinem Gürtel stak. Thomas näherte sich trotzdem der halboffenen Tür. Kai, der ursprünglich aufstehen und ebenfalls an die Tür gehen wollte, war beim Anblick der Pistole zunächst resignierend auf seinen Stuhl zurückgesunken.
    Niesar räumte schweigend ab. Sund trank noch einen Schluck aus der Tasse, hielt das leere Gefäß sinnend in der Hand und stellte es wie gedankenverloren so auf den Tisch, daß es sich vom Standort Niesars am entferntesten befand. Thomas und Ann beobachteten gespannt die Szene.
    Sunds Rechnung ging auf: Niesar beugte sich über den Tisch und langte nach der Tasse. Da griff Kai zu. Er zog blitzschnell die Pistole aus Niesars Gürtel und sprang nach hinten weg. Der festgeschraubte Stuhl wäre ihm dabei beinahe zum Verhängnis geworden. Er konnte sich im Straucheln abfangen und wich zur Wand zurück, die Pistole auf Niesar gerichtet.
    Thomas hatte rasch den Außenriegel ausgeklinkt, die Tür zugedrückt, von innen verriegelt, und er stand, bevor Niesar reagierte, mit dem Rücken zu ihr.
    Niesar wollte sich auf Kai stürzen und zu diesem Zweck den Tisch wegschleudern. Aber natürlich war der am Fußboden befestigt. »Schweine« knirschte er.
    »Setz dich«, sagte Ann.
    Zu ihrer Unterstützung machte Kai eine entsprechende Geste mit der Pistole.
    Thomas sah mit Schrecken, daß die Waffe nicht entsichert war. Er rief: »Kai, komm zur Tür, aber paß auf.« Ihm schlug das Herz bis zum Halse. Trotz der mangelhaften Bekleidung spürte er, wie ihm Schweiß ausbrach. Kai kam, indem er sich, immer mit dem Blick auf Niesar, die Wand entlangschob. Endlich war er bei Thomas. »Gib her«, sagte dieser. Kai warf einen kurzen, verständnislosen Blick auf Thomas, übergab dann aber die Waffe. Sofort legte Thomas den Sicherungshebel um.
    »Verflucht«, sagte Niesar, als er merkte, daß er sich von Kai, der offenbar keine Ahnung von einer Pistole hatte, hatte bluffen lassen.
    Thomas hingegen dachte dankbar an Deland und die Weiße Finsternis, die ihn den Umgang mit einem ähnlichen Schießding gelehrt hatten.
    Niesar setzte sich ergeben, sagte dann aber: »Blödsinn! Wenn ich in zehn Minuten nicht draußen bin, könnte es sein, daß ihr die nächste Stunde nicht überlebt.«
    »Du wirst draußen sein«, sagte Ann. »Ich habe lediglich mit dir zu reden.« Niesar zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    »Ich kann es verantworten, dir und deinen Kameraden völlige Absolution zu versprechen, wenn ihr euer blödsinniges Unternehmen, in das euch Paterthik geritten hat, abbrecht und nach New Maori zurückkehrt. Von Mike müßt ihr euch allerdings lossagen. Der muß seine Strafe haben.
    Paß auf, ich werde dir jetzt etwas über eure Chancen sagen.« Sie lief dozierend und bedächtig in der Kabine hin und her, bekleidet mit ihrem Handtuch, aber so, als stünde sie vor einer Klasse mit Schülern. Beim Aufzählen der Chancen hob sie jedesmal einen Finger, den sie bedeutsam mit der anderen Hand festhielt. »Erstens ist das kein Atomschiff. Ihr kommt im Leben nicht bis in die Staaten, ohne nachzutanken. Es dürfte dir ja bekannt sein, daß die Ernteräume auf Kosten der Treibstofftanks geschaffen wurden.
    Zweitens macht der Kahn im Vergleich zu früher nur halbe Fahrt, auch wegen der Umbauten.
    Drittens dürfte in wenigen Stunden mit der. modernsten Technik nach euch gesucht werden. Ihr habt dem einen

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