Anthologie - Das Lotterbett
nicht verheiratet?«
»Doch, ich bin verheiratet. Ich bin mit einem alten Mann verheiratet. Wenn wir zusammen sind, kann er seinen Schwanz nicht zum Stehen bringen. Er leckt mich statt dessen, und ich streichle sein Ding.«
»Ihr habt also nicht einmal versucht, richtig zu ficken?«
»Nein, aber es ist trotzdem immer ganz gut gegangen. Es war ihm bisher fast immer gelungen, mich mit der Zunge zu befriedigen, und wenn er fühlt, daß es bei mir kommt, spritzt er mir in die Hand.«
Wir zogen uns stillschweigend an. Ich ließ den Ventilator laufen, steckte mir eine Zigarette an und gab sie ihr. Sie paffte ein paar Züge. Draußen war der Wind ein wenig abgeflaut. Die Schneeflocken wirbelten nicht mehr so zahlreich herum wie vorhin.
Meine Dame aus der Gesellschaft sagte nicht viel. Als sie zu Ende geraucht und die Schuhe angezogen hatte, ging sie einfach hinaus. Ich fühlte nach, ob die Zündkerze noch in meiner Hosentasche steckte. Sie war noch da, und ich ging ebenfalls hinaus. Es dauerte ein paar Minuten, bis die Zündkerze in ihrem Motor wieder an Ort und Stelle saß. Meine zufällige Geliebte ließ den Motor an, der sofort ansprang und wie eine Hauskatze zufrieden schnurrte. Ich ging zu meiner engen Dame an den Wagenschlag, und sie kurbelte die Scheibe herunter. Ich wollte mir einen kleinen Abschiedskuß holen.
»Hast du nicht etwas vergessen?« fragte ich.
Sie sah mich noch kälter an als vorhin – wenn das überhaupt möglich war – und öffnete das Handschuhfach. Sie holte einen Block und einen Kugelschreiber heraus und schrieb irgend etwas. Dann riß sie ein Blatt Papier aus dem Block heraus, gab es mir und machte dann einen Kavalierstart, daß der Schnee hinter den Reifen nur so spritzte.
Ich sah auf den Zettel. Es war ein Scheck. Über 300 Kronen.
»Das darf doch nicht wahr sein«, sagte ich laut zu mir selbst. »So was gibt’s doch gar nicht.«
Der Scheck war mit einem ungeheuer adligen Namen unterzeichnet. So einen Namen, der im Ritterhaus von Stockholm mit mindestens zwei Wappenschildern vertreten ist.
Ihr Vorname lautete Lena.
BRITT
Dies scheint eine Reise der Erinnerungen zu werden. Die Europastraße 4 erzählt mir von allem, was ich erlebt und fast wieder vergessen habe. Dies ist nicht mehr nur eine Straße, auf der man einfach dahinfährt und eine Ladung transportiert, diese Straße ist ein Teil meines Lebens.
Ladung auf einer Straße!
Die Straße der Beladenen!
So könnte man sie vielleicht nennen. Ich bin aber trotzdem nicht so sicher, daß all das, was ich in meinem Dasein erlebt habe, am Tag des Jüngsten Gerichts als belastend oder als Last gewertet werden wird. Ich bin mit einem Schwanz geboren, und eine Frau kommt mit einer Votze auf die Welt, denn das Schicksal scheint mit dem Dasein alles Menschlichen nur den Zweck zu verfolgen, daß diese beiden Dinge zusammengefügt werden. Straße der Lust wäre vielleicht eine noch passendere Bezeichnung. Lust habe ich nämlich immer. Teufel auch, nun juckt es schon wieder in der Hose.
Jetzt liegt Furuvik hinter mir. Auf der rechten Seite kann ich schon das neue Esso Motor Hotel an der Einfahrt nach Gävle erkennen. Schade nur, daß sie in der Cafeteria dort nicht auch nachts geöffnet haben. Mein Herz klopft ziemlich, ich könnte etwas brauchen, das mich beruhigt. Kaffee hilft im allgemeinen, Gävle.
Diese Stadt hat etwas ganz Besonderes an sich. In den letzten Jahren bin ich zwar jedesmal durchgefahren ohne anzuhalten, aber vor einigen Jahren sah es ganz anders aus. Damals war Gävle noch meine zweite Heimat, und in Gävle wohnte Britt. Vielleicht wohnt sie noch immer hier. Nun ja, wenn schon, dann ist sie bestimmt verheiratet.
Aber damals, als ich ihr begegnete, war sie noch nicht verheiratet. Ich zählte gerade neunzehn Jahre und trug den schlechtsitzenden grauen Rock der Armee, als ich sie auf dem Kasernengelände von I 14 zum erstenmal sah. Ich war frisch eingezogen und hatte kaum gelernt, wie man ein Bett macht und Schuhe putzt.
Ich bin zwar schon vorher ein paarmal in der Kantine gewesen, aber als ich sie zum erstenmal sah, war ich nicht mehr ganz grün in meiner Uniform. Britt stand hinter der Theke. Sie trug eine weiße Bluse, einen blauen Gürtel und einen roten Rock und war gerade dabei, Kaffee zu kochen, als ich den Raum betrat. In der einen Ecke des Raums saßen ein paar Feldwebel und spielten Karten, und aus der Musikbox ertönte Johnny Prestons »Running Bear«. Es ist merkwürdig, wie gut man sich an bestimmte
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