Anthropofiction
werden sollte.
»Es existiert die Legende«, lächelte er, »daß ein Ingenieur, der in seinem Labor, wo außerordentlich fortgeschrittene Rechenanlagen entwickelt wurden, anrief und folgende Antwort bekam: ›Es ist niemand hier au ßer uns komplizierten elektronischen Geräten.‹«
Endlich begriff Merriel. Sie warf einen letzten Blick auf die Gefangenen und blickte in Erinnerung an ihre schwere Prüfung zurück in den Ausgang D. Sie dachte an die langen schrecklichen Minuten, die sie sich unter dem Strahl gewunden hatte bei dem Versuch – diese zu befreien! Sie brach in Gelächter aus, ein ersticktes, hy sterisches Kichern schüttelte sie und steigerte sich, bis Lloyd besorgt den Arm um ihre Schultern legte. Seine Berührung beruhigte sie. Amer Lloyd! Was für eine harte Prüfung war sie für ihn gewesen! Sie spürte eine warme, glühende Zuneigung, als er sie festhielt. Was hatte er vor ein paar Minuten in seinem Büro gesagt?
Sie drehte sich um und schaute auf zu dem Mann, der sie ihr Leben lang bewachen würde.
Chad Oliver
Natürlich
In Bern, in der Schweiz, erwachte der Präsident am frühen Morgen mit heftigen Kopfschmerzen. Er hatte die letzten drei Wochen nicht gut geschlafen, und die letzte Nacht war noch schlimmer gewesen als gewöhnlich. Er blieb ein paar Minuten im Bett liegen und starrte finster an die Decke. Es war eine unangenehme Situation, das ließ sich nicht leugnen. Der Präsident hatte jedoch Vertrauen. Sicher waren die Aussichten für sein Land mit seiner Vergangenheit seit dem WienerKongreß von 1815 gut. Der Präsident brachte ein Lä cheln zustande. Die Schweiz würde es natürlich sein.
In Moskau, Rußland, saß am Ende eines langen Tisches der Parteivorsitzende und lauschte gespannt seinen militärischen Chefberatern. Es gefiel ihm nicht, was er hörte, aber sein Gesicht blieb ausdruckslos. Die Situation, in der er sich befand, gefiel ihm nicht, aber er war nicht wirklich beunruhigt. Es konnte keinerlei Zweifel geben, daß es der Oberste Sowjet sein würde, den man wählen würde. Natürlich!
In London, England, kam der Premierminister aus der Downing Street Nr. 10, und rauchte entschlossen seine Pfeife. Er stieg in sein Auto, um zum Buckingham Palace zu fahren und faltete seine kräftigen Hände. Die Dinge mochten für kurze Zeit unsicher stehen, aber der Premierminister war unverzagt. England mit seiner glorreichen Geschichte war die einzig mögliche Wahl. Natürlich würde es England sein!
Östlich des Viktoriasees in Afrika blickte der große, schlanke Priester-Häuptling der Massai, der Laibon, hinaus auf das bucklige Vieh, das auf der Steppe weidete, und lächelte. Es gab nur einen wahren Gott, Em-Gai, und die friedlichen Massai waren stolz. Zu guter Letzt würde altes Unrecht ausgeglichen werden! Die Massai würden wieder aufsteigen. Sie waren die einzig logische Wahl. Natürlich.
Überall auf der Welt war es dasselbe.
Der etwas untersetzte Herr mit der randlosen Brille in dem zweireihigen Anzug hatte einen Namen: Morton Hillford. Er hatte auch einen, den Namen begleitenden Titel: Präsidentenberater.
In diesem Moment schritt er durch das Zimmer.
»Sie sagen, sie haben alle Möglichkeiten untersucht, General?« fragte er. »Alle … ähm-m-m Gesichtspunkte?«
Der General, sein Name war Larsen, hatte eine aufrechte Haltung und eisengraues Haar, was beides sehr nützlich war, wenn es darum ging, Senatoren zu beeindrucken. Er war ein General, der sein Geschäft verstand. Natürlich war er aufgeregt.
Er sagte: »Jeder mögliche Aktionsplan ist untersucht worden, Mr. Hillford. Jeder Gesichtspunkt ist gründlich studiert worden.«
Morton Hillford blieb stehen. Er zielte mit dem Zeigefinger auf den General, als sei er ein Revolver. Sein Ausdruck wies nachdrücklich darauf hin, daß er, wenn ein Abzug vorhanden gewesen wäre, ihn betätigt hätte. »Wollen Sie mir sagen, Sir, daß die Armee der Vereinigten Staaten ohnmächtig ist?«
Der General runzelte die Stirn. Er hustete kurz. »Nun«, sagte er, »sagen wir mal, die Armee der Vereinigten Staaten ist in dieser Angelegenheit hilflos. «
»Es ist mir gleich, welche Worte Sie benutzen! Können Sie irgend etwas tun ?«
»Nein«, sagte der General, »das können wir nicht. Und die Marine oder die Luftwaffe können, wie ich hervorheben darf, auch nichts tun.«
»Oder die Küstenwache«, äffte Morton Hillford ihm nach. Er begann wieder umherzuschreiten. »Warum können Sie nicht irgend etwas tun? Es ist Ihr
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