Anti-Eis
beeindruckend. Das plumpe Fahrzeug
ähnelte in seiner schrillen Farbenvielfalt und den
ungleichmäßig zugeschnittenen Bahnen einer
Patchwork-Decke, und es schwankte unsicher im strammen Westwind, der
über die Dächer der Stadt fegte; aber dann schwebte es mit
einem Hauch von Eleganz Richtung Osten und überflog nach wenigen
Minuten die Stadtgrenze.
Wir suchten den Horizont mit Travellers Teleskopen ab – aber
von der Prince Albert war nichts zu sehen. Traveller runzelte
die Stirn. »Also, Ned, was nun?«
Konsterniert und enttäuscht schüttelte ich den Kopf; der
Maßstab des unter mir ausgebreiteten Kriegsdramas war so
groß, daß meine impulsiven Träume, ein einzelner
Mann könne den Gang der sich anbahnenden Ereignisse
verändern, selbst wenn er über eine solche Waffe wie die Phaeton verfügte, närrische Phantasien zu sein
schienen. »Ich wüßte nicht, was wir hier ausrichten
könnten«, sagte ich schließlich. »Aber trotzdem
würde ich gerne weiter nach Françoise suchen.«
Traveller zupfte sich am Kinn. »Dann müssen wir uns
weitere Informationen über den Standort der Albert verschaffen.«
»Sollen wir direkt in der Stadt landen?«
Er studierte kurz die Karte auf seiner Brust. »Ich würde
von einem solchen Vorgehen abraten. Wir haben keine Möglichkeit,
die Bewohner von unserer Ankunft zu informieren oder sicherzustellen,
daß eine Landefläche bereitgestellt wird – vielmehr
ist es so, daß in der jetzigen überreizten Verfassung der
Pariser eine Landung eine große Menschenmenge anlocken
könnte, die direkt in den Strahl unserer Dampfdüsen
hineinläuft.
Nein, Ned; ich kann eine Landung in der Stadt nicht empfehlen.
Aber ich hätte einen Alternativvorschlag.«
»Der da lautet?«
»Laßt uns dem Ballonfahrer folgen. Wenn er runtergeht,
können wir auch sicher landen und mit ihm sprechen.«
Ich dachte darüber nach. Ich hatte Bedenken, wertvolle
Stunden mit der Verfolgung des primitiven Fluggerätes zu
vergeuden. Andererseits hatte der Ballonfahrer jedoch sicher einen
größeren Überblick über die Situation als der
Durchschnitts-Pariser. Diesen kühnen Burschen ein paar Minuten
lang zu befragen, wäre genauso effizient wie eine stundenlange
Recherche im überfüllten Paris.
»Sehr schön«, sagte ich zu Traveller.
»Laßt uns diesem tapferen Piloten folgen und hoffen,
daß er uns weiterhelfen kann.«
Im Osten von Paris liegt die Region der Champagne; und genau
hierher, etwa zwanzig Meilen von den Stadtmauern entfernt, trug der
Westwind unseren Ballonfahrer. Inmitten gepflegter kleiner
Weingärten lag sein zusammengefallener Ballon wie ein bunter
Teich und war aus der Luft überhaupt nicht zu
übersehen.
Traveller landete die Phaeton eine Viertelmeile weiter
nördlich. Bevor die Raketendüsen sich noch abgekühlt
hatten, rollten wir Strickleitern aus und hangelten uns auf die Erde
hinab. Es war jetzt später Nachmittag, und wir standen ein paar
Sekunden da und blinzelten in einen wolkigen Himmel. Die Phaeton, die in ihrer üblichen spektakulären Weise gelandet war,
stand im Zentrum einer Scheibe aus versengten und herabgefallenen
Trauben; nie mehr würden diese Stöcke Früchte tragen!
Und direkt am Rande dieser verbrannten Erde stand ein Mann in einem
schlichten Kittel und gaffte; sogar von meiner Position aus konnte
ich seinen offenstehenden Mund sehen.
Traveller schritt selbstbewußt zu diesem Landmann hin und
drückte ihm Geld in die Hand. Der Ingenieur sagte dem Burschen
in gebrochenem Französisch, daß er dieses Geld seinem
Patron als Entschädigung für die teilweise Zerstörung
des Weingartens geben solle. Verwirrt blätterte der arme Kerl
das Geldbündel durch und starrte es an, als ob er noch nie eine
englische Fünf-Pfund-Note gesehen hätte. Aber wir hatten
keine Zeit mehr für weitere Erklärungen; wir
verabschiedeten uns kurz von unserem unfreiwilligem Gastgeber und
gingen von dannen, an Hecken vorbei und durch Weingärten
hindurch.
Nach fünf Minuten stießen wir auf den Ballon. Das nun
luftleere Gebilde war aus allen möglichen Textilien
zusammengestückelt worden – ich erkannte Tischtücher,
Bettlaken, Vorhänge und sogar ein zartes, weißes Gewebe,
das mich an intimere weibliche Kleidungsstücke erinnerte. Der
Ballon wies rechteckige Bahnen auf, an denen Schnüre befestigt
waren und die bei der Landung offensichtlich aufgerissen worden
waren; doch um diese präzisen Rechtecke war die Ballonhülle
zerrissen, und daher mußte der Ballon mit einer höheren
als vom
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