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Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert

Titel: Anti Freud - die Psychoanalyse wird entzaubert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knaus Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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von Versprechen hervor, deren Verständnis wenig Schwierigkeiten macht.« ( Zur Psychopathologie des Alltagslebens, Bd. IV, S. 80)
    Aus zwei Träumen Freuds und einem Lapsus in einem Brief an den befreundeten Psychoanalytiker Rank wird also deutlich: Freud empfand inzestuöse Begierden und überzärtliche Gefühle für seine Tochter Mathilde. Es hat wahrscheinlich sexuelle Szenen zwischen Vater und Tochter gegeben, die seine Theorie der Verführung bestätigten. Ein »prophetischer« Traum kündigte den Tod des in Wahrheit bloß verletzten Sohnes an; selbst als »warnender« Traum hätte er nur ein halb wahres Ereignis angezeigt, also ein halb wahres, halb falsches Ereignis. Erinnern wir uns zudem an Freuds Äußerung auf einer Postkarte, er sei ein verwaister Vater – weil seine Tochter einen anderen Mann geheiratet hatte. All dies deutet auf eine stark inzestuöse Neigung zu seinem weiblichen Nachwuchs hin sowie auf das Bedürfnis, den männlichen Nachwuchs zu töten. Ödipus lief immer noch frei herum!
     
    Freuds Leben stand im Zeichen von König Ödipus. Eine von Ernest Jones übermittelte Anekdote dokumentiert Freuds Begeisterung für den Mann, der mit seiner Mutter geschlafen und seinen Vater getötet hatte. 1906 feierte Freud im Kreise von Freunden, Schülern und Bekannten seinen fünfzigsten Geburtstag. Als Geschenk erhielt er eine Medaille mit seinem Konterfei auf der einen und einer Darstellung von Ödipus und der Sphinx auf der anderen Seite. Jeder weiß, auf welches Rätsel hier angespielt wurde: »Was ist das, was eine Stimme hat, aber vierfüßig, zweifüßig und dreifüßig wird?« ( Bibliotheke des Apollodor, III, 5, 3) Bekannt
ist auch Ödipus’ Antwort. Er »löste das Rätsel mit der Deutung, die Sphinx meine den Menschen, der vierfüßig geboren werde, indem das Kind auf allen Vieren krieche; herangewachsen sei der Mensch zweifüßig, gegen das Alter hin aber nehme er als dritten Fuß den Stock hinzu.« (ebd., III, 5, 4)
    Wer die Lösung nicht wusste, wurde von der Sphinx verschlungen. Doch Ödipus löste das Rätsel, und die Sphinx stürzte die Mauern hinab in den Tod. So konnte Ödipus nach Theben einziehen und sich mit seiner Mutter vereinigen. Denn der Lohn für die Lösung des Rätsels und die Befreiung Thebens war die Heirat mit Iokaste – Ödipus’ eigener Mutter. Ödipus schlief also mit seiner Mutter und bekam mit ihr die vier Kinder Eteokles, Polyneikes, Antigone und Ismene.
    Die Zeichnung war umrahmt von einem Vers von Sophokles: »Der das berühmte Rätsel löste und ein gar mächtiger Mann war!« (Jones, Sigmund Freud – Leben und Werk, Bd. II, S. 27) Sobald Freud das Geschenk sah, wurde er bleich und aufgeregt, zitterte und fragte mit bebender Stimme, wer die Idee dazu gehabt habe. Jones meinte: »Er benahm sich wie ein Mensch, dem ein Geist erschienen ist, und so war es auch.« (ebd.) Was war geschehen?
    Als junger, nur an Illusionen reicher und von seiner Mutter unter Erfolgsdruck gesetzter Mann ging Freud einmal durch die Galerie, in der die Büsten berühmter Universitätsprofessoren ausgestellt waren. Er träumte davon, dass seine Büste einmal dort stehen würde, und hatte sich, eingebildet wie er war, sogar vorgestellt, dass genau dieser Vers von Sophokles in die Büste graviert wäre! Als heiliger Paulus der Causa Freud verwirklichte der treue Apostel Jones den Wunsch seines Helden und schenkte der Universität später besagte Büste.
    Die versammelten Psychoanalytiker begriffen Freuds Erbleichen, Zittern und bebende Stimme lediglich als Zeichen dafür, dass er im Kreise der Freunde von seinen Gefühlen überwältigt wurde, und stellten sie nicht in den Zusammenhang mit den
von ihm selbst beschriebenen psychischen Vorgängen. Es ist unbegreiflich, dass diese angeblich kultivierten, im Altgriechischen bewanderten Männer, die Sophokles’ Dramen kannten und besonders diese Tragödie mochten, genau diese Verse ausgesucht hatten und nicht bemerkten, dass der Vergleich zwischen Freud und Ödipus auch oder vor allem den Sohn ins Scheinwerferlicht rückte, der seinen Vater (Jakob/Laios) töten und mit seiner Mutter (Amalia/Iokaste) schlafen wollte – von der neurotischen Beziehung zu seiner Tochter (Anna/Antigone) ganz zu schweigen. Und dann nannte Freud seine Tochter eines Tages … Antigone!
     
    Der Mythos von Ödipus legte sich wie ein Schema über Freuds Leben. Und dieser nahm dann sein persönliches ontologisches Muster und erhob es zur universellen Struktur, die

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