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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Formulierung, jemand sei »ein Einstein«, dass er ein ähnliches Problem gelöst hat wie damals Einstein. Allerdings löste Einstein zu seiner Zeit natürlich alles andere als ein Standardproblem. Nicht einmal die Formulierung, »ein Einstein zu sein«, ist noch originell. Dieser Irrtum von Wissenschaftlern, die versuchen, auf herkömmliche Weise originell zu sein, tritt auch im Bereich des Risikomanagements auf. Die Leute im Risikomanagement halten (da sie nur das »Evidente« sehen) lediglich solche Dinge für riskant, die ihnen in der Vergangenheit Nachteile einbrachten, wobei sie nicht bemerken, dass diese negativen Ereignisse in der Vergangenheit, bevor sie passierten, präzedenzlos gewesen waren und sich sämtlichen Standarderklärungen entzogen hatten. Und meine Versuche, sie dazu zu bringen, ihren herkömmlichen Blickwinkel aufzugeben und Überlegungen zweiter Ordnung in Betracht zu ziehen, stießen auf taube Ohren – genau wie meine Versuche, sie für das Phänomen der Fragilität zu sensibilisieren.
    Der Hund des Empedokles
    In den Magna Moralia von Aristoteles gibt es eine möglicherweise apokryphe Geschichte über Empedokles, den vorsokratischen Philosophen. Er wurde einmal gefragt, warum ein Hund in einem Raum immer auf demselben Ziegelstein schlafe. Seine Antwort: Es müsse wohl irgendeine Ähnlichkeit zwischen dem Hund und dem Ziegelstein geben. (Womöglich ist die Geschichte doppelt apokryph, denn wir wissen nicht einmal sicher, ob die Magna Moralia tatsächlich von Aristoteles stammen.) Was hat es mit der Passung zwischen dem Hund und dem Ziegelstein auf sich? Eine natürliche, biologische, erklärbare oder nicht erklärbare Passung, die durch eine lange Reihe von Wiederholungen bekräftigt wurde – anstatt darüber zu rationalisieren, führen Sie sich einfach diese Geschichte vor Augen.
    Damit komme ich zum Schluss unserer Überlegungen zum Thema Prophezeiung.
    Ich vermute, dass menschliche Techniken wie Schreiben und Lesen deswegen überlebt haben, weil sie für den Menschen das sind, was für einen Hund sein bevorzugter Ruheplatz ist: Es gibt auch hier eine Passung zwischen von der Natur füreinander bestimmten Freunden; sie entsprechen etwas, das zutiefst zu unserem Wesen gehört.
    Jedes Mal, wenn ich höre, dass jemand ein Buch und ein E-Book miteinander vergleicht oder etwas Altes mit einer neuen Technologie, tauchen plötzlich »Meinungen« auf, als ob sich die Wirklichkeit um Meinungen und Beschreibungsmuster kümmernwürde. Es gibt Geheimnisse in unserer Welt, die keiner Meinung und keiner Analyse vollständig zugänglich sind und die nur die Praxis offenlegen kann.
    Solche geheimen Eigenschaften werden selbstverständlich durch die Zeit und glücklicherweise nur durch die Zeit enthüllt.
    Was keinen Sinn macht
    Lassen Sie uns diese Idee vom Hund des Empedokles noch ein bisschen weiterdenken: Wenn etwas auf Sie sinnlos wirkt (beispielsweise – wenn Sie ein Atheist sind – die Religion oder irgendeine irrationale alte Gewohnheit oder Praxis); wenn dieses Etwas aber bereits seit sehr, sehr langer Zeit existiert, dann müssen Sie davon ausgehen, dass es auch noch sehr viel Zeit vor sich hat und mit Sicherheit diejenigen überlebt, die seine Abschaffung fordern.
    71 Immer wieder berichten Barfußläufer und Benutzer der »Five Fingers«-Laufschuhe – zu denen auch ich gehöre –, dass die Füße eine Erinnerung an das Terrain speichern, auf dem sie einmal unterwegs gewesen sind.
    72 Wenn etwas keine von der Natur vorgegebene Obergrenze hat, dann hängt das Eintreffen bestimmter Ereignisse lediglich von der jeweiligen Fragilität ab.
    73 Die Formel geht allem Anschein nach auf einen Artikel in The New Republic vom 13. Juni 1964 zurück, obwohl darin der Fehler gemacht wurde, dass sie auf vergängliche Objekte angewandt wurde. Der Verfasser des Artikels schrieb, dass »die Karriereaussichten eines Fernsehkomikers in einem direkten Verhältnis stehen zum Gesamtumfang seiner bisherigen Fernsehauftritte«. Für einen jungen Komiker würde das zutreffen, für einen älteren hingegen nicht (leider gehören Komiker zur Kategorie »vergänglich«). Technologien und Bücher hingegen unterliegen nicht diesen Einschränkungen.
    74 Hierin besteht meine Vereinfachung: Ich gehe davon aus, dass jedes zusätzliche Jahr die Lebenserwartung um zwei weitere Jahre verlängert. Das Verhältnis kann aber sogar noch besser ausfallen, indem jedes zusätzliche Jahr die Lebenserwartung um zweieinhalb oder mehr

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