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Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition)

Titel: Antifragilität: Anleitung für eine Welt, die wir nicht verstehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nassim Nicholas Taleb
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Gleichgewichtsstrukturen: Sie entstehen und werden aufrechterhalten durch den Austausch von Energie und Materie unter Bedingungen anhaltenden Nicht-Gleichgewichts.
    15 Das ist weder Rousseau noch Hobbes. Es stimmt schon: Das Leben war möglicherweise »grausam und kurz«, allerdings ist es ein gravierender logischer Fehler, hier eines gegen das andere aufzurechnen: die abschreckenden Aspekte im Dasein der frühen Menschheit als notwendige Folge des Wunsches anzuführen, den Qualen der Moderne aus dem Weg zu gehen. Es gibt keinen Grund, warum man sich nicht die Vorteile aus beiden Zeitaltern zunutze machen sollte.

Kapitel 4
    Was mich umbringt, macht andere stärker
    Die Antifragilität der einen ist die Fragilität der anderen – Einführung der These, dass wir zu viel denken und sehr wenig tun – Für andere scheitern, um erfolgreich zu sein – Vielleicht dankt man es Ihnen ja eines Tages
    Antifragilität in Schichten
    In diesem Kapitel geht es um Irrtümer, Evolution und Antifragilität, allerdings mit einem gewissen Haken: Im Zentrum stehen die Irrtümer von anderen – die Antifragilität der einen ist nicht möglich ohne die Fragilität der anderen. In einem System sind die Opfer mancher Einheiten – der fragilen Einheiten oder der Mitglieder – häufig notwendig für das Wohlbefinden der anderen Einheiten oder des Ganzen. Die Fragilität jeder einzelnen Existenzgründung ist notwendig, damit die Wirtschaft antifragil sein kann, und dieser Umstand ist unter anderem der Grund dafür, dass das Unternehmertum als solches funktioniert: die Fragilität einzelner Unternehmer und ihre notwendig hohe Misserfolgsquote.
    Es wird nun also mit der Antifragilität angesichts von Schichten und Hierarchien etwas verzwickter, aber auch interessanter. Ein natürlicher Organismus ist keine abgeschlossene, endgültige Einheit; er setzt sich aus Untereinheiten zusammen und ist womöglich selbst die Untereinheit eines größeren Kollektivs. Diese Untereinheiten können in Konkurrenz zueinander stehen.
    Restaurants sind fragil; sie konkurrieren miteinander, doch die örtlichen Restaurants zusammengenommen sind aus genau demselben Grund antifragil. Wären Restaurants individuell robust, könnten also nicht scheitern, dann würde der Restaurantbereich als Ganzer entweder stagnieren, oder er wäre schwach und würde kaum etwas Besseres zustande bringen als Kantinenfraß – und zwar Kantinenfraß im sowjetischen Stil. Außerdem hätte er unter systemischen Engpässen zu leiden, was hin und wieder zu einer tiefen Krise und staatlichen Rettungsaktionen führen würde. Die Qualität, Stabilität und Seriosität des Restaurantwesens verdanken sich der Fragilität des einzelnen Restaurants.
    Einige Teile innerhalb des Systems müssen also wohl fragil sein, damit das System als Ganzes antifragil wird. Oder in Bezug auf einen einzelnen Organismus: Er selbst ist unter Umständen fragil, doch die in seinen Genen codierte Information ist antifragil. Diese Tatsache ist alles andere als trivial, sie liegt vielmehr der Logik der Evolution zugrunde. Auf Unternehmer und Forscher trifft sie gleichfalls zu.
    Ich habe etwas weiter oben den Begriff »Opfer« verwendet. Es ist traurig, aber wahr: Die aus Fehlern resultierenden Vorteile werden häufig auf andere, auf die Gemeinschaft übertragen – als wären Individuen dazu da, zum Wohl der Allgemeinheit, nicht aber zu ihrem eigenen Wohl Irrtümer zu begehen. Leider neigen wir dazu, über Fehler zu sprechen, ohne diese Schichten und Übertragungen von Fragilität mitzubedenken.
    Evolution und Unvorhersehbarkeit
    Ich sagte, Mithridatisation und Hormesis seien »proto«-antifragil, also einführende Vorstellungen: Sie sind noch etwas naiv und müssen verfeinert, ja transzendiert werden, um das komplexe System als Ganzes in den Blick nehmen zu können. Hormesis ist eine Metapher, Antifragilität ist ein Phänomen.
    Primo , Mithridatisation und Hormesis sind sehr schwach ausgeprägte Formen von Antifragilität, die von einem begrenzten Maß an Volatilität, Zufälligkeit oder Schädlichkeit profitieren, bei denen aber ein Zuviel davon zur Aufhebung des nützlichen Schutzmechanismus führt. Hormesis verträgt nur ein kleines Maß an Unordnung – besser gesagt, ist angewiesen auf ein gewisses Maß an Unordnung. Mithridatisation und Hormesis sind vor allem insofern interessant, als ihnen ein Mangel an Unordnung schadet, was wir nicht unbedingt nachvollziehen können – komplizierte Reaktionen verstehen

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