Antiheld - Thriller (German Edition)
des Mädchens war. »Was ist das bloß?«, murmelte er so leise, dass nur er es verstehen konnte. So etwas, wie das, war ihm noch nie zuvor begegnet. »Bis Halloween dauert es aber noch ein wenig.«
Die Gestalt blieb stumm. Ob sie überhaupt sprechen konnte? Bisher gab sie bloß pfeifende Geräusche von sich, die unter der Maske hervor drangen. Durch die schmalen Schlitze blieben die Augen verborgen.
Er hatte eine Scheißangst, doch war er gewillt diese unter keinen Umständen zu zeigen. Die schemenhafte Gestalt, die ihn mit den dürren Gliedmaßen ungemein an eine Spinne erinnerte, erhob sich lautlos, während das Pfeifen anhielt.
»Hey!« Er wandte sich seinem Nebenmann zu, dem das Lachen eingefroren zu sein schien.
»Jacob!«
»Ja, Ed!?«
»Was machen wir mit solchen Pissern, die unseren Weg kreuzen und uns bei unserem Vergnügen stören?«
»Wir reißen ihnen den Arsch auf?«
»Ganz genau.«
Ed's prunkvolle Beißer vermochten sein Äußeres keineswegs zum Positiven zu wenden, doch zumindest ersetzten sie hervorragend die schwarzen Stümpfe, die er einst seine Zähne schimpfte.
Der Schatten wurde größer, je näher die Gestalt auf die beiden zutrat.
»Keinen Schritt weiter, Arschloch!« Ed hielt plötzlich ein Springmesser in der Hand, dessen Klinge er vor seinem Gesicht tanzen ließ. »Ich würde die nur ungern deine Verkleidung zer schneiden müssen.«
Tatsächlich zeigte die Drohung Wirkung.
Für den Moment.
Denn trat der »kostümierte Spinner« näher auf Ed zu, dem man seine Angst mit der Zeit anmerkte. Dennoch versuchte er die Fassade aufrecht zu erhalten.
»Weißt du, was das ist, Arschloch?« Er deutete auf das Messer. »Es mag zwar klein sein und mickrig aussehen, aber verfehlt es seine Wirkung nie.«
»Welch ein Zufall.« Die ersten Worte der Gestalt. Dumpf traten sie unter der Maske vor. Sie klangen beunruhigend gefasst. »Das gleiche trifft nämlich auf mich zu.«
Hätte man Ed zu dem, was als nächstes geschah, befragt, er hätte keine plausible Antwort geben können. Hierfür passierte es ein fach zu schnell. Und selbst Jacob, der unmittelbar neben ihm stand, wäre zu keiner Erklärung fähig gewesen. Ein einziges Blinzeln. Da verspürte Ed bereits den pochenden Schmerz in seiner Stirn.
Etwas floss ihm zwischen den Augen entlang. Er musste nicht lange überlegen um zu wissen, dass es sich um sein Blut handelte.
»Was ist das?«
Keuchend taumelte er einige Schritte rückwärts, stolperte und landete auf seinem Hintern. Er lenkte seinen Blick nach oben, wobei er tatsächlich ein verschwommenes Gebilde wahrnahm. Dennoch traute er sich nicht dieses anzufassen oder gar aus der Stirn zu ziehen.
»WAS IST DAS?«
»Ein Küchenmesser?«, erklang es monoton von der Gestalt. »Holz griff, glatt abgeschliffene Klinge. Wird auch gerne zum Kartoffeln schälen benutzt.«
Ed's anfängliches Winseln artete zu einem regelrechten Schrei krampf aus. Er hörte sich an, wie eine Katze, die bei lebendigem Leibe gehäutet wurde.
Die Gestalt besah das kreischende Bündel noch eine Zeit lang, bevor es seine Aufmerksamkeit auf Jacob richtete, dessen Lachen immer noch nicht abgeklungen war, was entweder am Schock, an Drogen oder einfach an grenzenloser Blödheit zurückzuführen war. Trotz der ernsten Situation kam ihm sogar der stupide Ge danke auf, dass Ed nun gewisse Ähnlichkeit mit einem Einhorn aufwies. Dies brachte ihn zum Kichern.
»Was gibt es da zu lachen!?« Ed heulte mittlerweile Rotz und Wasser. Tränen liefen ihm aus Augen und Nase, was ihn keines wegs mehr wie einen gefährlichen Verbrecher, sondern mehr wie ein Baby aussehen ließ, das nach seiner Mutter schrie.
»Das war Nummer eins.« Sein Blick glitt zu Jacob hinüber. »Kommen wir nun zu Nummer zwei.«
Jacob, der die Gefahr in der er sich nun befand, nur bedingt re gistrierte, schüttelte zögernd den Kopf.
»Bitte nicht«, sagte er weiterhin lächelnd. »Ich habe doch gar nichts getan.«
»Es ist bereits ein Verbrechen, solche Menschen überhaupt zu kennen.« Die Gestalt trat auf einige Glasscherben, die auf dem Bo den lagen. Die knirschenden Laute bohrten sich in Jacobs Hirn. Laute, die ihm sonst unwillkürlich erschienen, bescherten ihm nun einen Schauer. Ebenso das Summen, als sich eine Motte auf der heißen Lampe der Straßenbeleuchtung niederließ und dann leblos zu Boden schwebte.
Ed wimmerte mittlerweile nur noch. Ihm schien allmählich die Sehkraft zu schwinden, denn presste er ununterbrochen die Lider aufeinander, um
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