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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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als sie endlich das Freizeichen im Ohr hatte.
    Â»Herbst.«
    Â»Hi, Theo, ich bin’s. Ich bin gerade auf dem Weg von Rombach nach Freiburg.«
    Â»Ach ja, dein Besuch bei der Omi. Wie war’s denn?«
    Â»Sag mir erst mal, wie viel Zeit du hast«, antwortete Julie trocken. Während sie versuchte, sich auf die engen Kurven zu konzentrieren, schilderte sie Antonia Fahrners Ansinnen, Julie solle das vorhandene Material über das »Kuckucksnest« durchsehen, Rosannas Tagebücher lesen und danach ihre Erkenntnisse in einer Art »Bericht« niederschreiben.
    Â»Ich und schreiben – die ich den letzten Aufsatz in der dreizehnten Klasse geschrieben habe!« Sie kicherte nervös. »Ach Theo, irgendwie kommt es mir vor, als ob das alles ein Traum ist, aus dem ich gleich erwachen werde. Wenn du den Berghof gesehen hättest! So etwas gibt’s nur einmal. Unzählige Räume, und alle so hell! Ich hab noch nie in einem Fachwerkhaus so viele Fenster gesehen. Dort oben unsere Kunstschule … Im Geist habe ich schon die Zimmer eingerichtet!« Sie seufzte tief. »Und dann sagt sie, ich würde das alles geschenkt bekommen, wenn ich …« Plötzlich lief Julie eine Gänsehaut über den Rücken. »Es ist, als hätte Antonia meinen geheimsten Wunsch erahnt.«
    Am anderen Ende der Leitung war es still. Erst nach einer Weile sagte Theo: »Das hört sich ziemlich verrückt an. Sie will dir tatsächlich für ein bisschen Recherche und Schreiberei dieses alte Hotel schenken? Einfach so? Ich meine, wenn das tatsächlich so ist, dann wäre das ja ein Superdeal!«
    Â»Aber ich glaube einfach nicht dran, verstehst du? Ich frage mich die ganze Zeit, wo verdammt noch mal der Haken an der Sache ist!« Julie schlug mit der flachen Hand aufs Lenkrad.
    Einen Moment lang war nur Rauschen in der Leitung zu hören. Julie glaubte schon, die Verbindung sei unterbrochen, doch dann hörte sie Theo sagen: »Warum muss es denn einen Haken geben? Manchmal werden Träume einfach wahr. Vielleicht ist Antonia Fahrner deine beziehungsweise unsere gute Fee! Stell dir mal vor, wir hätten endlich ausreichend Platz! Und müssten nicht jeden Tag so viel Zeit mit der Parkplatzsuche verplempern. Schon allein das wäre ein Traum!« Theo stöhnte. »Und man kann sogar die Alpen sehen? Wann, sagtest du, ziehen wir um?« Sie lachte.
    Â»Du und deine gute Fee!«, spottete Julie. Das war wieder einmal typisch für Theodora. Im Grunde ihres Herzens war sie eine hoffnungslose Romantikerin. Gleichzeitig machte Julies Herz einen kleinen Freudensprung. Theo war wirklich für jede Verrücktheit zu haben!
    Â»Du hast doch hoffentlich zugesagt!«, ertönte Theos Stimme wieder, und der drohende Unterton war selbst durch den Autolautsprecher nicht zu überhören.
    Â»Nein, hab ich nicht! Und ich weiß auch nicht, ob es je dazu kommen wird! Ich traue der Sache einfach nicht. Vielleicht ist Antonia nur eine einsame, ein wenig verwirrte Frau, die sich morgen schon nicht mehr daran erinnert, was sie heute gesagt hat. Außerdem weiß ich ja noch nicht einmal, ob ihr der Berghof tatsächlich gehört.«
    Â»Aber so etwas lässt sich doch leicht herausfinden!«, erwiderte Theo am anderen Ende der Leitung. »Ein Besuch beim Grundbuchamt, und du hast Klarheit. Andererseits: DieseGeschichte ist so verrückt – so etwas kann sich gar keiner ausdenken. Und die Tagebücher hast du ja auch schon gesehen!«
    Â»Sicher. Aber selbst wenn Antonia es ernst meint, habe ich nicht den blassesten Schimmer, wie ich an diese Aufgabe herangehen soll! Den Zauber von damals spüren! Verstehen, was vorgefallen ist. Und dann noch alles in eigene Worte fassen.« Julie blies laut die Luft aus. »Als wir da oben waren, habe ich tatsächlich einen Zauber gespürt. Aber wie soll ich wissen, was sich die alte Dame vorstellt! Will sie, dass ich eine Gedenkschrift für das einstige Hotel verfasse? Dafür bräuchte ich doch nicht dieses Tagebuch, oder? Da würde ich mir ein paar Zeitungsartikel besorgen – die muss es ja damals auch schon gegeben haben, das Hotel war doch 1903 bestimmt die Attraktion weit und breit.«
    Â»Und dann noch eine Frau als Wirtin«, stimmte Theodora zu. »Frauenpower vor hundert Jahren, wow! Wie ergiebig ist das Tagebuch überhaupt? Wenn ich da an meins denke – nur Geschwafel über

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