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Antonias Wille

Antonias Wille

Titel: Antonias Wille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Einzige, was sie tun konnte, war, sich zu verstecken. So wie heute Mittag bei Rosanna, als sie sich weigerte, die Gäste zu bedienen.
    Doch nun fixierte sie Zacharias mit einem Blick, der ihm nicht erlaubte, woanders hinzuschauen als auf sie, seine Schwester. Sie lachte rau. Der elende Feigling!
    Â»Was ist denn schon dabei, wenn Rosanna den Leuten ein paar Wurstbrote anbietet! Von irgendetwas muss sie schließlich auch leben!« Es funktionierte. Zacharias starrte seine Schwester an, als sehe er sie zum ersten Mal. Obwohl sein Mund offen stand, blieb er sprachlos. Ja, so kannte er sie nicht! Aber das sollte erst der Anfang sein. Von nun an war es aus und vorbei mit dem Herunterschlucken, dem Ducken und Katzbuckeln. Der Gedanke ließ schrille Jubelchöre in Simones Ohren ertönen.
    An seiner Statt platzte Franziska laut heraus: »Ja, ja, das arme Weib steht kurz vor dem Verhungern. Dass ich nicht lache! Erst hat sie mir mein Erbe auf niederträchtige Art gestohlen, und nun will sie uns auch noch die Lebensgrundlage nehmen?«
    Simone lächelte. So aufgelöst hatte sie ihre Familie noch nie erlebt. Ein Gefühl von Überlegenheit machte sich in ihr breit und kühlte den sengenden Hass ab wie ein frischer Frühlingsregen. Sie fragte sich, ob sie nicht hier und jetzt von Rosannas Plänen für das zukünftige »Hotel Kuckucksnest« erzählen sollte. Ha, das wäre ein Spaß! Elsbeth würde vor Schreck ihr Pferdegebiss nicht mehr zubekommen. Anton würde noch dümmer aus der Wäsche schauen als sonst. Und Mutter und Zacharias … Mühevoll riss sich Simone aus ihren Tagträumen. Ohne Schankrecht sah es mit dem Hotel ziemlich schlecht aus …
    Â»Dir ist ja wohl klar, dass von jetzt an mit deinen Besuchen auf dem Moritzhof Schluss ist. Es wird nicht ungestraft bleiben, dass du mich in meiner Gutmütigkeit so hintergangen hast. Ab morgen wirst du vor Arbeit nicht mehr aus den Augen gucken können, das garantiere ich dir!« Zacharias ließ seine Faust auf den Tisch donnern. Hilfe suchend schaute er dabei in die Runde, doch Anton zuckte nur mit den Schultern. Franziska und Elsbeth schwiegen.
    Â»Eine schöne Rede hast du da gehalten, wirklich.« Simone schaute ihren Bruder spöttisch an. Ihr Kopf war leicht, ihre Zunge gelöst, als hätte sie solche Sätze schon ihr Leben lang gesagt. »Vielleicht nicht ganz so imposant wie der Vater früher,wenn er wütend war, aber doch ganz beachtlich.« Sie betrachtete ihn von oben bis unten, als sei er eine preisgekrönte Sau, an der man unbedingt einen Makel finden musste, um den Preis zu drücken. »Nur leider hat deine Rede nicht den gewünschten Erfolg. Ich gehe nämlich von hier weg. Von morgen an musst du dir jemand anderen suchen, den du herumkommandieren kannst.«
    Â»Was redest du so dumm daher?«, herrschte Franziska sie an. »Wo willst du schon hin? Oder glaubst du allen Ernstes, dass wir dich zu der ziehen lassen würden?« Auf ihrem Gesicht zeigte sich Fassungslosigkeit und Abscheu – darüber, dass diese Ausgeburt an Hässlichkeit, an Verderbtheit ihre eigene Tochter war. Darüber, dass sich Simone erdreistete, so etwas überhaupt laut auszusprechen.
    Ja, schau mich nur an. Mich, den Zorn Gottes , durchfuhr es Simone glückselig. Das Wissen darum, was gleich geschehen würde, ließ ihr einen Schauer über den Rücken rinnen. Sie lachte wieder. Bald! Bald würde sie für immer bei ihrem geliebten Engel sein! Schankgenehmigung hin oder her – all dies würde dann keine Rolle mehr spielen, denn sie waren zusammen, für immer und ewig. Aber zuerst …
    Sie setzte sich aufrechter hin. Gemächlich wanderte ihr Blick zwischen Zacharias und der Mutter hin und her.
    Â»Und ob ich das glaube! Und ich werde nicht mit leeren Händen gehen. Ich werde mein Erbe mitnehmen. Den Anteil, der mir zustünde, wenn ich heiraten würde.« Sie spürte, wie ihr Grinsen Franziska an den Rand der Beherrschung brachte. Schlag doch zu!, forderte Simone ihre Mutter stumm heraus. Dann pack ich deine Hand und breche dir das Handgelenk.
    Â»Du heiratest aber nicht. Wer würde dich schon wollen!«, antwortete Elsbeth giftig. »Und volljährig bist du auch noch nicht, also haben dein Bruder und deine Eltern dabei ja wohl noch ein Wort mitzureden.« In der Art, wie sie dies sagte, schwang fast ein Hauch von Bedauern mit,

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