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Antonio im Wunderland

Antonio im Wunderland

Titel: Antonio im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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Überraschung furihn.»
    Jetzt wird mir einiges klar. Antonio brauchte für sei-
    ne Reise einen Übersetzer und einen Scout. Benno hat
    sich bereits disqualifiziert. Und nun soll ich hier den
    Pfadfinder spielen. Na, super. Ich spüre, wie Verzweif-
    lung in mir hochsteigt. Ich sitze hier in einem absolut
    beschissenen Hotel mit einem Würstchen essenden Ir-
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    ren und meinem verspulten Schwiegervater, und gleich
    machen wir uns auf die Suche nach jemandem, der un-
    seren Besuch so dringend nötig hat wie ein Herpesbläs-
    chen. Warum habe ich da mitgemacht? Warum sitze
    ich jetzt nicht zu Hause auf meiner Couch? Warum lä-
    chelt Antonio die ganze Zeit wie ein Weihnachtsengel?
    Ich koche.
    «Wenn du mir das alles vor der Reise gesagt hättest,
    hätte ich das doch vorbereiten können. Ich hätte deinen
    komischen Ponti …»
    «Conti!»
    «… Conti im Internet gesucht und einen Termin ver-
    einbart. Man kann bei berühmten Leuten nicht einfach
    auf der Matte stehen und sagen: Hallo, du kennst mich
    sicher noch, wir haben uns knapp fünfzig Jahre nicht
    gesehen. Bitte lass doch mal kurz alles stehen und lie-
    gen und komm in deine Heimat, an die du dich wahr-
    scheinlich nicht mehr erinnerst, und baue unsere Stadt
    neu auf. Geld gibt’s übrigens nicht dafür. Wie soll das
    gehen?»
    «Bissen Respekte, wenni bitte darf», sagt Antonio. Er
    ist gekränkt, aber das kann ich jetzt auch nicht ändern.
    Ich komme gerade erst in Fahrt.
    «Was für eine brillante Idee. Wenn wir uns da als
    Abgesandte von Campobasso vorstellen, dann nehme
    ich mal an, dass wir das tun, ohne dass irgendwer in
    Campobasso davon weiß, richtig?»
    Antonio wiegt den Kopf hin und her und drückt sich
    vor einer Antwort. Also ist es so, wie ich sage.
    «Das kann doch wohl nicht wahr sein.» Ich versuche,
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    meine Gedanken zu ordnen. Mehr zu mir selbst als zu
    Antonio murmele ich weiter: «Du schleppst mich hier-
    her, ohne auch nur den Funken einer Ahnung zu haben,
    wie wir den Kerl überhaupt finden sollen.» Ich seufze.
    «Dä steht doch sischer im Teilefonbuch», mampft
    Benno dazwischen (Würstchen Nummer 23).
    «Wollti grad sagen. Iste alle nickte so schlimm, wie
    du denkst», fügt Antonio hinzu und lässt seine Gold-
    zähne aufblitzen. Da könnte er sogar Recht haben. Aber
    ich bleibe unversöhnlich. Diese Form der Spontaneität
    geht mir auf die Nerven. Ich bin nun einmal nicht aus
    seinem Holz. Niemand ist das. Jedenfalls niemand, den
    ich kenne. Nun zieht Antonio einen Zettel aus der
    Brusttasche seines Jeanshemdes. Er ist mehrfach zu-
    sammengefaltet, und es dauert, bis Antonio ihn aufge-
    blättert hat. Er reicht ihn mir. Auf dem Papierchen ste-
    hen der Name und die Adresse von Pino Carbone, An-
    tonios neuem Freund von der New Yorker Zollpolizei.
    «Pino hatter schon gesagte, wenn wir ihn brauchen,
    er ist da furuns.»
    «Okay. Wir suchen ihn, deinen Mauro. Und wenn
    wir ihn gefunden haben, versuchen wir ihn zu spre-
    chen. Und wenn wir ihn nicht finden, dann machen wir
    uns wenigstens eine schöne Woche in New York. Ein-
    verstanden? Hand drauf?»
    Ich lege meine Hand auf den Tisch, Benno lässt seine
    knochige Hand auf meiner nieder, und Antonio patscht
    seine beringte Rechte obendrauf. Was soll’s, denke ich.
    «Et kütt, wie et kütt», sagt Benno. Wer kann das
    schon bestreiten?
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    Nach dem Frühstück gehe ich auf mein Zimmer und
    rüste mich für einen Stadtrundgang aus. Ich habe einen
    Reiseführer dabei. Auf dem Titel ist das World Trade
    Center abgebildet, deswegen war das Buch reduziert.
    Hat nur die Hälfte gekostet. Ich stecke meine Kredit-
    karten ein, Zigaretten, Feuer und meinen Notizblock
    mit Stift. Unsere Suche wird an der Rezeption begin-
    nen. Mit einem Blick ins Telefonbuch.
    Dort finde ich 194 Contis, und ich sehe nur in Man-
    hattan nach. Wer weiß, wie viele es davon noch in der
    Bronx, in Queens, in Brooklyn und auf Staten Island
    gibt. Hunderte, womöglich Tausende. So kommen wir
    nicht weiter. Wir müssen jemanden finden, der Mauro
    kennt. Dieser jemand heißt überall auf der Welt gleich:
    Internet. Aber Antonio ist dagegen.
    «Internet ist nickte gut.»
    «Wieso? Wenn wir herausfinden wollen, wo dein
    Mauro steckt, dann sollten wir dort anfangen zu su-
    chen.»
    «Nä, magi nickte.»
    «Warum?» Was ist jetzt schon wieder los?
    «Iste unsportelich.»
    «Unsportlich? Das ist effizient.»
    Darauf sieht er mich an, als wolle er mich aus seiner
    Familie verstoßen. Was kann er dagegen haben,

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