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Antonio im Wunderland

Antonio im Wunderland

Titel: Antonio im Wunderland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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Vertrauensbruch.
    «Gab schon, vor zwanzige Jahren war einmal der
    Baffone bei ihm besuchen.»
    Das verunsichert mich nun wieder. Der Metzger Baf-
    fone ist durchaus vertrauenswürdig, und Antonio wür-
    de mich in diesem Punkt nicht anlügen.
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    «Okay, noch eine Frage.»
    «Bitte ja.» Antonio schaut mich mit wachen Augen
    an. Wahrscheinlich hat er sich darauf eingestellt, dass
    ich ihm diese ganze Architektennummer nicht abkaufe.
    Benno setzt sich zu uns. Er trägt dieselben Klamotten
    wie gestern. Wenn er sie nicht wechselt, würde ich
    schon gern wissen, was in seinem Koffer ist. Anderer-
    seits geht mich das nichts an.
    «Also: Wenn Baffone ihn in New York besucht hat,
    dann könnte er doch eine Adresse von Mauro haben.
    Warum hast du Baffone nicht einfach danach gefragt?»
    «Weißi do nickte, ob der in New Yorke besuchtat.»
    «Das heißt, du weißt auch gar nicht, ob Mauro über-
    haupt in New York lebt?»
    Er schüttelt vorsichtig den Kopf. «New York iste Ame-
    rika. Jede kommt zuerste mal hier, iste die Stadt fur
    Emigration.»
    «Aber Himmelherrgottmariaundjosefscheißenocheins,
    das ist doch schon fünfzig Jahre her. Er könnte heute ge-
    nauso gut in Chicago wohnen oder in Miami oder in San
    Francisco.» Der Mann ist zum Wahnsinnigwerden.
    «Kann seine, wer kennte schon der Wege von Mauro
    Conti?» Antonio arbeitet mit den Händen, ich liebe das.
    Seine Finger zeigen nach oben, er tippt sie beim Spre-
    chen gegen seine Brust. Ich kann es nicht mehr zu-
    rückhalten.
    «Toni, sag mal ganz ehrlich.»
    «Was?»
    «Hast du dir diesen Mauro nur ausgedacht?»
    Antonio blitzt mich an. Ich habe einen Fehler ge-
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    macht, ich habe gegen einen ehernen Kodex verstoßen.
    Man weiß von Unwahrheiten, aber man spricht das
    nicht an, schon gar nicht gegenüber dem Familien-
    oberhaupt, das einen zu einer Reise eingeladen hat.
    Benno steht auf, um ans Buffet zu gehen. Im Wegge-
    hen sagt er: «Nu’ is’ äwwer Sturm inne Tapete.» Mein
    Schwiegervater schaut mir in die Augen und sagt dann
    langsam: «Biste du meine Jung?»
    «Klar, Antonio, ich bin dein Junge, aber …»
    «Gute, dann lasse wir der Thema furimmer falle.
    Sprecken nie mehr darüber. Iste gut fur alle Ewigkeit.»
    «Toni, ich wollte dich doch damit nicht beleidigen.
    Es tut mir Leid. Wenn es deinen Mauro gibt, dann fin-
    den wir ihn auch. Verstehst du, ich würde auch nach
    Detroit fahren oder nach Las Vegas, wenn es dir hilft.
    Aber ich muss schon wissen, ob das überhaupt einen
    Sinn hat.»
    «Warum? Immer muss bei dir alles ein Sinn habene.
    Verstehi nickte. Wozu brauchstu ein Sinn, wenn du ein
    Glaube hast?» Er kommt mir mal wieder mit Trick 185
    aus der Argumentationsfibel für Italiener. Immer, wenn
    er es gerade gut gebrauchen kann, wird er religiös.
    «Ich kann einfach nicht an dein Phantom glauben,
    wenn du mir nicht wenigstens sagst, dass es wirklich
    existiert.»
    «Okay, machi ein Test mit dir.»
    «Antonio, bitte!»
    Benno kommt wieder zurück. Er hat sich heute für
    Speck entschieden. Und für Spiegeleier. Um mehr auf
    den Teller zu bekommen, hat er zunächst die gebrate-
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    nen Speckstreifen sternförmig über den Tellerrand hi-
    naus aufgefächert und somit den Umfang des Tellers
    verdoppelt. Dann hat er Spiegeleier darauf gehäuft und
    auf die Eier weitere Speckstreifen drapiert. Ich glaube,
    Benno muss nach dem Frühstück sterben.
    «Bereit fur der Test?»
    «Okay, was immer du willst», sage ich matt.
    «Warste du schon einmal in dein Leben in Islande?»
    «Nein.»
    «Aber du glaubste, dass der Island existierte.»
    «Ich bin sicher, dass Island existiert, aber das hat
    doch nichts mit Mauro zu tun.» Was für ein Trickser.
    «Glaubst du existierte Harry Belafonte?»
    Wie kommt der denn jetzt auf Harry Belafonte? Ich
    nicke, denn ich glaube fest an die Existenz von Harry
    Belafonte.
    «Schon ma gesehen?»
    «Früher im Fernsehen, klar.»
    «Und warste du sicher, dass war auch Harry Bela-
    fonte?»
    «Ich glaube doch schon», antworte ich. Antonio
    bohrt mir seinen rechten Zeigefinger in die Brust.
    «Siehste, gewonnen. Du glaubste an Harry Belafonte.»
    Kunstpause, zurücklehnen, triumphierendes Lächeln.
    «Undi glauban Mauro.»
    Dem habe ich nichts mehr entgegenzusetzen. Ich
    trinke meinen Kaffee und freue mich auf den Tag in
    New York. Heute werden wir die ausgelatschten Pfade
    des Massentourismus hinter uns lassen, denn heute
    fahren wir nach Queens. Ich habe Pino Carbone heute
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    Morgen angerufen. Ich fand seine

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