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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Dutzend, und nach allem, was Tom erzählt hatte, hatte er wie ganz selbstverständlich angenommen, dass es sich um Ghoule handelte, doch das traf nur auf die ersten drei oder vier zu. Der Rest war … anders .
    Mogens fand keine Worte, um die erschreckende Fremdartigkeit der Kreaturen zu beschreiben. Keiner von ihnen ähnelte dem anderen, und keiner von ihnen war ein Mensch, auch wenn sie allesamt auf den ersten Blick grob menschenähnlich zu wirken schienen – was hieß, dass sie aufrecht auf zwei Beinen liefen, einen Körper, Arme und einen Kopf hatten. Doch was auf den ersten Blick noch beinahe vertraut erschien, das wurde auf den zweiten zu einer umso grausameren Verhöhnung jeglichen Lebens.
    Mogens hatte geglaubt, mit der schrecklichen Vermischung zwischen Mensch und Schakal dem Entsetzlichsten begegnet zu sein, was nur vorstellbar war, und möglicherweise stimmte da sogar – nur, dass das schlimmste überhaupt Vorstellbare nicht das schlimmste Mögliche sein musste.
    Ganz und gar nicht.
    Die Prozession absurder Spottgeburten, die sich nun langsam den abschüssigen Pfad herunterbewegte, schien ausnahmslos aus grässlichen Zwitterwesen aus Mensch und Tier zu bestehen. Vielleicht war es gerade das, was den Anblick so unerträglich machte: Möglicherweise wäre Mogens nicht annähernd so abgrundtief entsetzt und tief im Grunde seiner Menschlichkeit … empört gewesen, wären es tatsächlich vollkommen fremdartige, unverständliche Kreaturen gewesen. Aber das waren sie nicht, und es war gerade das vermeintlich Vertraute an ihnen, was es Mogens schier unmöglich machte, ihrem Anblick standzuhalten. Da waren Wesen mit Flügeln und grässlichen Raubvogelschnäbeln, geschuppte, stachelige, felltragende Kreaturen, grauenhafte Hybriden aus Menschund Schlange, Krokodil und Frau, Kind und Skorpion und Falke und Mann. Und es waren …
    Die Erkenntnis traf Mogens mit der Wucht eines Faustschlages.
    Was dort unter ihnen vorbeizog, das waren keine willkürlich von einem blinden Schicksal erschaffenen Monster.
    Es waren die alten ägyptischen Götter.
    Mogens erkannte nicht alle Kreaturen wieder. Manche hatten vielleicht nie Eingang in das Pantheon der ägyptischen Götterwelt gefunden. Manche waren den Menschen vielleicht nie begegnet, andere vielleicht erst gekommen, nachdem das Volk der Pharaonen schon längst wieder verschwunden war, wieder andere vielleicht zu entsetzlich, um selbst in Gestalt eines Dämons in den Legenden der Menschen weiter zu existieren, doch nur zu viele erkannte er wieder. Da waren Horus und Thoth, Seth und Ra, Bastet und Sobek und andere, niedere Götter, deren Namen niemals festgehalten worden waren, deren Bildnisse er aber kannte. Es war ein Anblick, der ihn für einen Moment an den Rand des Wahnsinns brachte – und sogar einen Schritt darüber hinaus.
    Wie er den Rückweg fand, wusste er nicht. Vielleicht fand er ihn auch nicht wirklich. Etwas in ihm zerbrach und blieb unwiderruflich und unrettbar zurück in jener grauen Welt des Zwielichts, die auf dem schmalen Grat zwischen Hell und Dunkel existiert und in der nicht nur der Wahnsinn, sondern auch alle Hoffnungen und Ängste beheimatet sind.
    Und dennoch war das noch nicht das Allerschlimmste. So grauenhaft der Anblick dieser grässlichen Kreaturen auch sein mochte, schlimmer als das, was er sah, war das, was er fühlte . Etwas – nein, er verbesserte sich in Gedanken: nicht etwas, alles  – an diesen Geschöpfen war falsch . Sie bewegten sich nicht richtig, sondern auf eine Art, die er nicht in Worte kleiden konnte; sie waren nicht richtig, auf eine Art, die er noch viel weniger in Worte kleiden konnte, weil es keine Worte in irgendeiner Sprache dieser Welt gab, um es zu beschreiben, weil alles an ihnen falsch, falsch, falsch war.
    »Was meinst du damit?«, fragte Graves.
    Mogens sah ihn verständnislos an.
    »Du hast gesagt: nicht hierher «, erklärte Graves. »Was meinst du damit?«
    Mogens konnte sich nicht erinnern, etwas Derartiges gesagt zu haben, aber wenn er nicht davon ausging, dass Graves plötzlich seine Gedanken lesen konnte, dann musste er es wohl. Fast beiläufig und erst mit einer Verspätung von zwei oder drei Sekunden erschrak er über die Tatsache, dass Graves überhaupt etwas gesagt hatte, bevor ihm klar wurde, dass das Panoptikum der Ungeheuer ihr Versteck längst passiert hatte.
    »Sie gehören nicht hierher«, antwortete er schließlich leise und mit fast tonloser, belegter Stimme.
    »Ja, zu dem Schluss

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