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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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könnte man fast gelangen, wenn man sie so sieht, nicht wahr?«, fragte Graves. Er klang auf eine vollkommen unangemessene Weise amüsiert, fand Mogens. »Und ich fürchte, sie sind in der Tat so unangenehm, wie sie aussehen. Selbstverständlich ist so etwas immer eine Frage des Standpunktes.«
    »Findest du das in irgendeiner Art komisch?«, fragte Mogens kalt.
    Graves schüttelte heftig den Kopf. »Nein«, sagte er. »Das sollte es auch nicht sein. Bitte verzeih, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt habe. Ich wollte dich nicht verspotten. Ich kann mir vorstellen, was du bei ihrem Anblick empfindest. Mir erging es nicht anders, als ich sie das erste Mal sah. Sie sind schrecklich, und ich bin sicher, dass sie tatsächlich sehr gefährlich sind. Aber gerade du als Wissenschaftler solltest nicht vergessen, was sie sind.«
    »Und was sind sie Ihrer Meinung nach, Doktor Graves?«
    Es war nicht Mogens, der diese Frage gestellt hatte, sondern Miss Preussler. Sie hatte sich nicht von ihrem Platz entfernt, aber dennoch ganz offensichtlich jedes Wort gehört, und auch wenn sie die Ungeheuer nicht gesehen hatte und annehmen musste, dass sie noch immer über die Ghoule sprachen, machte sie das Gehörte doch eindeutig wütend.
    »Geschöpfe einer vollkommen anderen Welt, Miss Preussler«, antwortete Graves ruhig.
    »Mir kommen sie eher vor wie Geschöpfe des Satans«, sagte sie.
    »Sie verstehen nicht«, antwortete Graves. »Es handelt sich nicht einfach nur um eine unbekannte Spezies, irgendein unbekanntes Tier, das ein Forscher aus Afrika oder Asien mitgebracht hat oder von irgendeinem anderen weißen Fleck auf der Landkarte.« Er schüttelte heftig den Kopf, um seinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, lächelte aber trotzdem unerschütterlich weiter. Seine Stimme hatte die gewohnte Überheblichkeit verloren und klang eher wie die eines Lehrers, der seinen Schülern geduldig zum unzähligsten Male eine komplizierte Materie erklärt, auch wenn er insgeheim sehr wohl weiß, wie wenig sie sie verstehen. »Diese Wesen sind das Ergebnis einer vollkommen anderen Evolution, Miss Preussler. Sie sind mit nichts zu vergleichen, was es auf dieser Welt gibt.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus?«, erkundigte sich Miss Preussler misstrauisch.
    »Dass es unnötig ist, Angst vor ihnen zu haben«, antwortete Graves. »Es ist nichts Verwerfliches. Es ist verständlich, aber falsch. Diese Wesen sind vollkommen fremd. Wir Menschen können ja nicht einmal miteinander in Frieden leben, wie können Sie da erwarten, Geschöpfen einer so fremden Welt ohne Vorbehalte begegnen zu können.«
    »Ich habe keine Vorbehalte«, sagte Miss Preussler. »Mir reicht, was ich gesehen habe.« Sie warf einen bezeichnenden Blick in Richtung des Mädchens, das mit angezogenen Knien im hintersten Winkel der Höhle hockte. Seine Augen waren leer, und es ließ ein leises, unmelodisches Summen hören, während es das reglose Schakalkind schaukelte, aber nach dem, was Mogens gerade erlebt hatte, war er gar nicht mehr so sicher, dass sie tatsächlich so wenig von dem mitbekam, was rings um sie herum geschah, wie er bis jetzt angenommen hatte.
    Auch Graves war Miss Preusslers Blick gefolgt und schüttelte jetzt traurig den Kopf. »Ja, Sie haben Recht, Miss Preussler«, sagte er. »Es ist schrecklich, was man diesen armen Menschen angetan hat. Aber man darf diese Wesen nicht mit unseren Maßstäben messen.«
    »Aber das tue ich doch gar nicht«, antwortete Miss Preussler. »Ich verurteile sie nicht, Doktor Graves. Ich will sie einfach nur umbringen.«
    Graves’ Lächeln gefror. Er erwiderte nichts mehr, aber Mogens konnte ihm nicht nur ansehen, wie schwer es ihm nun fiel, noch weiter die Fassung zu wahren – er begriff auch endgültig, dass Miss Preussler Recht gehabt hatte. Graves würde niemals zulassen, dass all dies hier zerstört würde.
    »Ich glaube, wir können jetzt weiter«, mischte sich Tom ein. »Sie sind weg.«
    Graves sah ihn stirnrunzelnd an. Er wirkte verärgert, aber Mogens hatte den Eindruck, dass sein Ärger weit mehr der Tatsache galt, dass Tom es überhaupt gewagt hatte, von sich aus das Wort zu ergreifen, und nicht dem, was er sagte. Als er schließlich nickte, sah es aus, als nähme er es Tom übel, Recht zu haben.
    »Meinetwegen«, sagte er widerwillig. »Aber vielleicht gehst du doch besser voraus und überzeugst dich davon, dass auch wirklich niemand auf uns wartet.«

Auf dem Weg zurück bebte die Erde noch zweimal. Aber es waren

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