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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Frauen zum Boot, Mogens!«, schrie er. »Ich versuche ihn aufzuhalten! Wenn ich in zehn Minuten nicht zurück bin, rette dich und die anderen!«
    Die letzten Worte erriet Mogens mehr, als er sie verstand, denn Graves war bereits draußen und stürmte davon.
    »Dynamit?«, fragte Miss Preussler noch einmal. »Aber … aber ich verstehe nicht … Was hat er denn mit Dynamit vor?«
    »Etwas sehr Dummes, fürchte ich«, antwortete Mogens. Dann drehte er sich mit einer entschlossenen Bewegung gänzlich zu ihr um und deutete zugleich auf die Treppe. »Graves hat Recht. Wir haben keine Zeit. Gehen Sie, Miss Preussler. Ich erkläre Ihnen alles auf dem Weg nach unten!«
    Er eilte zur Treppe und konnte gerade noch den Impuls unterdrücken, das Mädchen am Arm zu ergreifen; stattdessen drehte er noch einmal um und kehrte zur Tür zurück. Sowohl Graves als auch Tom hatten ihre Lampen hier gelassen. Er nahm eine davon an sich und richtete die andere so aus, dass ihr Lichtstrahl auf die Treppe fiel. Mehr konnte er nicht für Graves tun, und mehr wollte er auch nicht tun. Bevor er wieder zurückging, zog er seine Taschenuhr heraus und sah auf das Zifferblatt. Graves hatte ihm eine Frist von zehn Minutenabverlangt, und die würde er bekommen, aber keine einzige Sekunde mehr!
    Miss Preussler und das Mädchen hatten die Treppe mittlerweile erreicht und waren zwei oder drei Stufen weit nach unten gestiegen, nun aber war die junge Frau stehen geblieben und weigerte sich beharrlich weiterzugehen. Miss Preussler redete beruhigend auf sie ein, aber sie schüttelte nur immer wieder den Kopf und wäre vermutlich sogar wieder zurückgewichen, hätte Mogens nicht hinter ihr gestanden und ihr den Weg verwehrt.
    »Worauf warten Sie?«, fragte Mogens ungeduldig.
    »Sie will nicht weitergehen«, antwortete sie. »Irgendetwas dort unten scheint ihr furchtbare Angst zu machen.«
    Was Mogens ihr nicht verdenken konnte. Vielleicht war es einfach die Treppe an sich, überlegte er. Immerhin führte der Weg wieder hinab in die Erde, zurück in die Welt, in der sie Schlimmeres erlebt haben musste, als er sich auch nur vorstellen konnte.
    Er sagte nichts, blickte aber demonstrativ auf die Uhr, und Miss Preussler wandte sich wieder um und fuhr fort, mit leiser, beruhigender Stimme auf das Mädchen einzureden. Sie verbrauchte einen Gutteil ihrer wenigen Zeit – annähernd drei Minuten –, aber schließlich gelang es ihr, die junge Frau zum Weitergehen zu bewegen.
    Bis sie die letzte Stufe erreicht hatten. Miss Preussler blieb erschrocken stehen, als sie weit genug nach unten gestiegen war, um das Boot zu erkennen, das Mädchen aber reagierte nahezu panisch. Diesmal war es ihr gleich, dass Mogens hinter ihr stand. Sie fuhr auf dem Absatz herum und hätte Mogens wahrscheinlich einfach über den Haufen gerannt, wäre die Treppe nur breit genug dafür gewesen.
    Sie prallte hart genug gegen ihn, um ihn nahezu aus dem Gleichgewicht zu bringen. Mogens prallte gegen die Wand des schmalen Treppenschachtes, und ob er nun mit Absicht zugriff oder sich nur festklammerte, um nicht von den Füßen gerissen zu werden, es gelang ihm, das Mädchen zu packen zu kriegen. In der allerersten Sekunde wehrte es sich mit erstaunlicher Kraft gegen seinen Griff, dann aber konnte er regelrecht spüren, wie es erschlaffte. Für einen halben Atemzug musste er es tatsächlich festhalten, damit es nicht fiel.
    »Professor?«, fragte Miss Preussler alarmiert.
    »Es ist schon in Ordnung«, sagte Mogens rasch und hoffte, dass das stimmte. Behutsam ergriff er das Mädchen bei den Schultern, drehte es mit sanfter Gewalt herum und schob es die verbliebenen drei Stufen die Treppe hinab. »Hier, nehmen Sie sie. Ich glaube, sie hat sich nur erschreckt.«
    »Das kann ich ihr nicht verdenken«, antwortete Miss Preussler, griff aber zugleich auch nach dem Handgelenk der jungen Frau und zog sie sanft in ihre Umarmung. Diesmal wehrte sie sich nicht, aber der Anblick alarmierte Mogens trotzdem. Von dem vorsichtigen Vertrauen, das sie zu Miss Preussler gefasst hatte, war nichts mehr geblieben. Sie ließ einfach alles mit sich geschehen.
    »Was ist das für ein grässliches … Ding?«, fuhr Miss Preussler mit einem Blick auf die Barke fort. »Sagen Sie nicht, das ist das Boot, von dem Graves gesprochen hat!«
    »Ich fürchte, doch«, antwortete Mogens, während er sich behutsam an ihr vorbeischob und dann mit umso weiter ausgreifenden Schritten dem Ufer zustrebte. Er konnte Miss Preusslers

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