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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Händedruck zuzubilligen.
    »Ich bin …«, begann er ungeschickt, sprach aber nicht weiter, sondern flüchtete sich in ein hilfloses Schulterzucken.
    »Du bist ein klitzekleines bisschen überrascht, das ist mir klar«, sprang Graves ein. »Und ich muss gestehen, ich wäre zutiefst enttäuscht, wenn es nicht so wäre.«
    Mogens konnte immer noch nicht antworten. Der Schock sollte nachlassen, aber das Gegenteil schien der Fall. Das Gefühl von Unwirklichkeit, das ihn ergriffen hatte, wurdeimmer heftiger. Seit Jonathan Graves so unvermittelt wieder in seinem Leben aufgetaucht war, hatte alles, was geschehen war, etwas von einem Albtraum an sich gehabt; nun aber begann dieser Traum eindeutig absurde Züge zu entwickeln. Sie befanden sich in einem ägyptischen Tempel, tief unter der Erde und keine fünfzig Meilen von San Francisco entfernt!
    »Das ist … unglaublich«, stieß er schließlich hervor.
    »Aber wahr, wie du siehst«, feixte Graves. Er ließ Mogens’ Hand los, trat zurück und machte eine weit ausladende Geste. »Willkommen in meinem Reich, mein lieber Professor.«
    Mein Reich? Mogens registrierte diese sonderbare Formulierung nur am Rande. Er versuchte mit Macht, seinen Blick von der unglaublichen Umgebung loszureißen und sich gänzlich auf Graves zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht gelingen.
    »Ich bin … tief beeindruckt«, murmelte er. Das war nicht das, was Graves hören wollte, aber in seinen Gedanken herrschte noch immer ein heilloses Chaos.
    »Vielleicht sollte ich zurückgehen und den Cognac holen, den Suzan unter ihrem Arbeitsplatz versteckt hat«, sagte Mercer. »Der gute Professor sieht mir ganz so aus, als könnte er einen kräftigen Schluck gebrauchen.«
    »Das wird … nicht nötig sein«, antwortete Mogens schleppend. »Danke.«
    »Unser lieber Professor verabscheut Alkohol«, sagte Graves. »Jedenfalls war das früher so. Und ich nehme nicht an, dass sich daran etwas geändert hat, oder?« Er wartete einen Moment vergebens auf eine Antwort, deutete schließlich ein Schulterzucken an und wandte sich vollends zu Mercer um.
    »Vielen Dank, Doktor. Sie und Doktor McClure können jetzt wieder an Ihre Arbeit gehen. Ich übernehme dann den Rest.«
    Mercer setzte dazu an, etwas zu sagen, beließ es aber dann bei einem resignierenden Seufzen und der Andeutung eines Schulterzuckens, während sich McClure kommentarlos umwandte und ging. Graves hatte seine Leute anscheinend gut im Griff.
    Graves wartete nicht nur, bis die beiden gegangen waren und die Gittertür hinter sich geschlossen hatten, sondern auch, bis ihre Schritte leiser geworden und schließlich ganz verklungen waren. Als er sich endlich wieder zu Mogens umwandte, hatte sich der Ausdruck auf seinem Gesicht verändert. Er lächelte nach wie vor, aber es war jetzt kein albernes Schuljungengrinsen mehr, sondern nur noch ein Lächeln; aber in seinen Augen schien auch plötzlich etwas … Lauerndes zu sein.
    Mogens rief sich in Gedanken zur Ordnung. Was er sah, war einfach zu gewaltig, als dass seine persönlichen Gefühle Graves gegenüber dabei eine Rolle spielen oder gar sein Urteilsvermögen trüben durften. Er atmete tief ein, straffte die Schultern und zwang sich, Graves’ Blick nicht nur standzuhalten, sondern sein Lächeln zu erwidern. Zu seiner eigenen Überraschung gelang es ihm sogar. »Ich muss mich wohl bei dir entschuldigen, Jonathan«, begann er mit einem unbehaglichen Räuspern. »Ich weiß selbst nicht genau, was ich erwartet habe, aber das hier …«
    »Hast du nicht erwartet, ich weiß«, sagte Graves. »Ich wäre auch höchst erstaunt, wenn es anders gewesen wäre.« Das Lächeln verschwand endgültig von seinen Zügen und machte einem Ausdruck großen Ernstes Platz. »Auch ich muss mich für mein geheimnistuerisches Benehmen entschuldigen. Aber nun, nachdem du weißt, worum es geht, kannst du sicherlich verstehen, dass ich nicht einmal eine Andeutung machen konnte – so schwer es mir auch gefallen ist.«
    Mogens nickte. Weitere Erklärungen waren kaum vonnöten, aber Graves fuhr trotzdem fort: »Du kannst dir zweifellos vorstellen, welch katastrophale Folgen es hätte, wenn davon auch nur ein einziges Wort an die Öffentlichkeit dringen würde.« Er wedelte wieder mit beiden Händen, wenn auch jetzt nicht mehr ganz so ausholend wie gerade. »Aber genug davon, Mogens. Komm, ich führe dich herum.« Ganz flüchtig erschien noch einmal das breite Schuljungengrinsen auf seinem Gesicht. »Ich vermute, du platzt

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