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Anubis - Roman

Titel: Anubis - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Tasse auf den Tisch zurück und schob sie angewidert so weit von sich weg, wie es ging, ohne dass sie von der Tischkante fiel. Er musste ein paarmal schlucken, um die Übelkeit loszuwerden, die aus seinem Magen heraufkriechen wollte. Pedantisch – und innerlich gewappnet gegen einen weiteren ekelhaften Anblick – kontrollierte er auch das restliche Geschirr, aber er erlebte keine weitere Überraschung. Alles andere, was auf dem Tisch stand, war tadellos in Ordnung. Trotzdem nahm er sich vor, ein ernstes Wörtchen mit Tom zu reden. Nicht auszudenken, wenn er versehentlich aus dieser Tasse getrunken hätte!
    Nachdem er auf dem Tisch für Ordnung gesorgt hatte, wandte er sich seinem Bett und den beiden Koffern zu. Tom hatte die schlammverschmierten Kleider aus der vergangenen Nacht bereits weggeschafft, vermutlich, um sie zu waschen, und Mogens verstaute den kümmerlichen verbliebenen Rest in den Schubladen des Schrankes. Was jetzt noch von seiner bescheidenen weltlichen Habe in den Koffern war, bestand aus Papieren und Büchern. Die Unterlagen verteilte er auf dem Schreibtisch und der Klappe des Stehpults, für die Bücher würde sich im Regal noch ein Plätzchen finden.
    Mogens’ durch diese profane Tätigkeit gerade wieder ein wenig im Steigen befindliche Laune sank erneut, während er seine Bücher auf die vorhandenen Lücken verteilte und sein Blick dabei ganz automatisch über die Rücken der Bände glitt, die bereits darauf standen. Bei einem Großteil davon handelte es sich um genau das, was er angesichts dessen, was ihm hier in den letzten anderthalb Tagen begegnet war, auch erwartet hatte: einige Bände über die Ureinwohner des südamerikanischen Kontinents, die Maya, Inkas und Azteken, eine ganze Anzahl Bücher über die Geschichte des alten Ägypten und seiner Götter- und Pharaonenwelt, die nur zu oft nahezu unentwirrbar ineinander übergingen, sowie etlicheklassische Werke der Archäologie, deren Anblick Mogens zu einem verächtlichen Verziehen der Lippen veranlasste, denn das meiste davon hatte er bereits während seines Studiums auswendig gekannt, und mehr als nur eine der in diesen Büchern vertretenen Theorien hatten sich längst als falsch herausgestellt. Hielt Graves ihn für einen Idioten?
    Aber es waren auch Bücher darunter, deren Anblick ihm alles andere als ein Lächeln entlockte. Bände, die er ebenso gut kannte, aber seit langer Zeit nicht mehr gesehen hatte, denn sie gehörten zu einem Kapitel seines Lebens, das er für endgültig abgeschlossen gehalten hatte. Es waren Bände über uralte Kulte, über Magie und Okkultismus, über längst vergessene Mythen und untergegangene Kulturen, die nur noch in den Legenden der Menschen ihre Spuren hinterlassen hatten, über verbotenes Wissen und Geheimnisse, die den Tod brachten. Er glaubte plötzlich wieder Graves’ Stimme zu hören. Der erste Wissenschaftler der Welt, der beweist, dass es Magie wirklich gibt. War es möglich? Konnte es tatsächlich sein, dass Graves und er den Beweis in Händen hielten, dass das, worüber die allermeisten ihrer Kollegen die Nase rümpften, wahr war – nicht nur bloßer Aberglaube und irregeleitete Naivität derer, die schwach im Geiste waren, sondern wissenschaftlich belegbare Realität?
    Mogens war sich der Gefahr bewusst, die allein von dieser Frage ausging. Es war nur zu leicht, sich selbst von etwas zu überzeugen, das man glauben wollte; eine Verlockung, vor der auch ein Wissenschaftler nicht gefeit war. Ein solcher vielleicht am allerwenigsten, hatte er doch ganz andere Argumente und Möglichkeiten bei der Hand, auch das Unerklärliche zu beweisen und das scheinbar Unmögliche zu erklären.
    Und dennoch: Nach dem, was er vor einer Stunde gesehen und vor allem gespürt hatte: Es war möglich.
    Nicht alle Bücher, die sich auf dem Bord fanden, waren Mogens bekannt. Etliche sagten ihm gar nichts, andere kamen ihm nur vom Titel her vage vertraut vor, und es waren zwei oder drei darunter, bei denen es sich zweifellos nur um Repliken handeln konnte, waren doch allein die Namen derOriginale schon fast sagenumwoben; und manche von der Art, die man nur im Flüsterton nannte.
    Zögernd griff er nach einem schweren, in grobporiges schwarzes Leder gebundenen Folianten. Er war so schwer, dass er beide Hände brauchte, um ihn aus dem Regal zu nehmen. Der in abblätternden Goldbuchstaben in den Einband geprägte Titel lautete De Vermis Mysteriis , was Mogens nichts sagte, ihm aber einen sonderbar unwohlen Schauer

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