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Anwältin der Engel

Titel: Anwältin der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Stanton
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Mädchen herankommen könnte, konnte doch vielleicht etwas getan werden, um ihr zu helfen, oder? Jeder verdiente es, noch eine Chance zu bekommen. Jeder brauchte dann und wann jemanden, der sich für ihn einsetzte. Bree zwang sich, schnell zu denken. Auf was für eine Art Appell würde ein durch und durch logischer Mensch wie George reagieren? »Ich versuche nur, so penibel wie möglich zu sein, George. Gute, solide, investigative Arbeit hat nichts mit irgendwelchen Tricks zu tun, wissen Sie, sondern besteht hauptsächlich aus Plackerei.«
    »Das stimmt. Dad sagte immer, Gott stecke im Detail.«
    »Genau.«
    »Okay. Mutter wird nicht glücklich darüber sein, aber wir könnten etwas arrangieren.«
    »Wo ist sie?« Die wildesten Vorstellungen schossenihr durch den Kopf. Hatte man Lindsey in eine dubiose Klinik gebracht? Wurde sie von angeheuerten Ganoven gefangen gehalten?
    »Auf der Cliff’s Edge Academy. Dort haben wir sie gestern Abend hinbringen lassen, nachdem die Polizei sie zu Hause abgeliefert hatte. Das stand schon seit geraumer Zeit auf dem Plan. Ehrlich gesagt kann es sogar der Grund für diese letzte Eskapade mit der Pfadfinderin gewesen sein. Mutter hatte vor einer Woche mit ihr darüber gesprochen. Die Savannah School hielt es für das Beste, wenn wir sie auf eine andere Schule schickten. Und die Academy hat den Ruf, mit Problemkindern gut umgehen zu können.« Er runzelte die Stirn. »Ist allerdings auch sehr kostspielig.« Der Erbe des zehntgrößten Vermögens der Welt stand auf und schüttelte sich die Falten aus den Hosen. »Ich werde dort anrufen und einen Termin ausmachen. Zu welcher Zeit würde es Ihnen passen?«
    »Von hier aus fährt man zwei Stunden, nicht wahr? In Richtung Atlanta? Heute am späten Nachmittag ­ das wäre wunderbar.«
    Es klingelte. Norah eilte zur Haustür. Aus der Eingangshalle war Stimmengemurmel zu hören. »Mr. Chandler!«, rief jemand.
    »Entschuldigen Sie mich einen Moment«, sagte George. »Das ist der Leiter der Security-Leute. Würde es Ihnen etwas ausmachen, das Telefonbuch für Atlanta zu holen, während ich mich um diese Sache kümmere, Bree? Sie finden es in Dads Arbeitszimmer.«
    »Sie brauchen also die Nummer der Cliff’s Edge Academy?«
    »Ja, bitte«, erwiderte er, um dann in Richtung Haustür zu verschwinden. Ein praktischer Mann, dieser George Chandler, der lieber im Telefonbuch nachsah, statt Geld für eine gebührenpflichtige Auskunft auszugeben.
    Bree spürte ein leichtes Unbehagen, als sie an den Ort zurückkehrte, an dem Probert ihr erschienen war. Gleichzeitig war sie von der wahnwitzigen Hoffnung erfüllt, dass sein Geist noch einmal auftauchen und ihr den Namen seines Mörders verraten würde. Zaghaft trat sie in das Zimmer. Auf dem Aktenschrank entdeckte sie das Telefonbuch für Atlanta und Umgebung. Sie nahm es an sich und sagte leise: »Mr. Chandler? Probert?«
    Nichts.
    Sie räusperte sich. »Gibt es noch etwas, das Sie mir über diesen Fall erzählen können? Heute Nachmittag fahre ich Lindsey besuchen.«
    Ein leichter Luftzug bewegte die Papiere, die auf dem Schreibtisch lagen.
    »Ich glaube, sie steht im Mittelpunkt der Morde hier. Sie werden das natürlich wissen, weil es der Grund dafür ist, dass Sie sind, wo Sie sind.«
    Ein ohrenbetäubendes Heulen zerriss die Luft. Bree kämpfte gegen die Versuchung an, die Beine in die Hand zu nehmen, blieb aber, wo sie war. Heiße Luft fegte durchs Zimmer und wirbelte Papiere, Zeitschriften, Bü cher und Aktenordner durcheinander. Die Fotografie von Probert und seinen Kommilitonen fiel von der Wand und landete mit lautem Knall zu ihren Füßen. Das Familienporträt kippte vom Schreibtisch und zerbarst. Das Telefonbuch für Savannah flog in die Luft, prallte von der Wand ab und sauste in den Papierkorb.
    Der Schreibtisch, ein massives Möbelstück mit dicker Mahagoniplatte, vibrierte. Er bebte, als sei er besessen. Die unterste Schublade sprang auf. Bree presste sich das Telefonbuch gegen die Brust und überlegte, was George Chandler wohl sagen würde, wenn er das Durcheinander sah, das der Geist seines Vaters in seinem Arbeitszimmer angerichtet hatte. Die unterste Schublade schoss heraus, als werde sie von unsichtbaren Händen gezogen, und machte eine solche Drehung, dass der Inhalt auf den Fußboden geschüttet wurde.
    Eine Spritze. Ein Briefbeschwerer von Marlowe’s, der die Größe einer Babyfaust hatte. Ein Laborbericht. Als Erstes hob Bree den Laborbericht auf. Es war der Befund eines

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