Anwaltshure 3
hinterlassen sie nichts als Leere und ein taubes Gefühl.
Warum hatte sie nicht Derek gesagt oder Mister McLeod?
Und wenn ich nun gedacht hatte, Laura hätte nur eine attraktive Maske, hinter der sich ein verrotteter Charakter verbarg, so hatte ich mich sehr geirrt. Das Lächeln, das sie mir schenkte, war echt und verbindlich. Dabei tat sie so, als höre sie mit keiner Silbe, welchen Zweikampf George und Derek sich in diesem Moment keine fünf Schritte von uns entfernt lieferten.
»Wen ich ficke, kann dir schließlich scheißegal sein!«, grölte Derek, und sofort darauf erklang das Glucksen des Alkohols in der Flasche, aus der mit Schwung in ein Glas gegossen wurde.
»Aber nicht, wenn du meine Beste dabei um die Ecke bringst!«
»Deine beste Nutte meinst du wohl.«
Ob ich in diesem Moment errötete? Nein, denn in mir herrschte nur die dumpfe Leere, die Laura mit ihren Worten hinterlassen hatte. Eine Mine zu viel war mir um die Ohren geflogen.
»Ich denke, Sie sollten sich ein wenig ausruhen. Ich lasse Ihnen Tee bringen und wir setzen uns an den Kamin.« Wie warm und herzlich ihre Stimme war …Ich aber konnte mich kaum von meinem Lauschposten losreißen. Mein Kopf schmerzte und die Kreissäge hatte wieder ihre Arbeit aufgenommen.
»Wieso wird alles zu Scheiße, was du anfasst? Kannst du mir das sagen?«, brüllte George.
»Und was ist mit dir? Daddy? Du fasst eine nette, junge Frau an ... und was wird aus ihr? Eine Nutte! Eine gottverdammte Hure!«, donnerten Dereks Worte.
Laura hakte mich unter und zog mich sanft, aber bestimmt zu einem Salon, dessen Tür sie sorgfältig hinter uns schloss. Die plötzliche Ruhe toste in meinen Ohren.
Wie sie sich so mir gegenüber hinsetzte, mit ihren langen, schlanken Beinen, sah sie aus wie eine Bilderbuchschönheit, hier, in dem üppigen Ledersessel. Frisch. Schön. Mit einer menschlichen Intelligenz, die aus ihren Augen zu funkeln schien und ihr Gesicht strahlen ließ. Die hohe, klare Stirn, die offenen blauen Augen. Mit einem Wort: Perfekt!
Da saß ich – eine Hure – dieser wunderbaren Frau gegenüber, krank vor Liebe und Sehnsucht nach dem Mann, der doch in Wahrheit ihr gehörte. »Ich könnte eine Zigarette brauchen«, sagte ich leise. Mir fiel sonst nichts ein.
Laura nickte und stand auf. Aus einem kleinen Schrank holte sie eine Schachtel und ein Feuerzeug. Beides reichte sie mir. Es konnte keinen Zweifel geben: Laura war die Herrin dieses Hauses. Sie wusste es. Sie verhielt sich entsprechend. Derek und sie hatten eine Gemeinschaft begründet, mit und in der ich nicht das Geringste verloren hatte.
Mit schlecht kontrollierten Fingern zündete ich eine Zigarette an und hielt Laura dann die Schachtel hin. Falsche Reihenfolge , dachte ich.
Sie schüttelte ihren Kopf. »Ich rauche nicht. Danke«, sagte sie ohne jeden Tadel in der Stimme. Sie war ein solch wunderbares Erlebnis, dass ich nicht mal aus Neid oder Eifersucht wütend auf sie wurde.
»Ich möchte Sie nicht unnötig quälen, Emma ...« Ihre Großmut trieb mir die Tränen in die Augen. »Ich weiß von Derek und Ihnen. Er hat es mir erzählt.«
Was wusste sie? Von dem Fick in der Buchhandlung? Oder dem Dreier, bei dem mein Liebhaber ihn gebumst hatte? Oder von der Nummer, bei der er mich – ich mit verbundenen Augen – vor einem zahlreichen Publikum gevögelt hatte?
Oder meinte sie jenen Moment, wo ich ihn – getrieben von Wut und Hilflosigkeit – angelogen hatte, dass ich schwanger von ihm sei? Jenen Moment, wo er mich mit seinen großen, olivenfarbenen Augen angesehen und gesagt hatte: »Wir kriegen ein Kind.«?
Hatte sie das gemeint? Die Dolche, die Derek und ich uns gegenseitig wieder und wieder ins Herz rammten, als hätten wir nur ein Ziel: Die Vernichtung des anderen!
All das konnte ich ihr nicht sagen. So saß ich da, rauchte und schwieg.
»Derek und ich werden heiraten«, erklärte Laura.
Ich schwieg weiter.
»Ich wollte Ihnen deswegen sagen, dass es in unserer Ehe keinen Platz für eine dritte Person gibt.«
Wie sanft ihre Stimme klang ...
»George wollte nach Ihnen sehen und Sie dann nach London mitnehmen, wenn Sie fit für die Reise sind.«
Gut, sie wollte mich weghaben. Verständlich. »Ja, ich kann reisen. Das hatte ich sowieso vor.«
Sie beugte sich etwas nach vorn und räusperte sich, während ihre langen, schlanken Finger sich ineinander verschränkten. »Emma ... ich will, dass Sie wissen, dass ich Ihr Verhalten jetzt sehr zu schätzen weiß. Derek will sich ein neues
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