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Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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Trotzdem enthob er mich nicht davon, George früher oder später reinen Wein einzuschenken. Doch solange meine Pläne noch so wenig ausgereift waren, hatte ich keine Chance, mich von ihm zu lösen. Also spielte ich das Spiel vorerst weiter …
    »Bleibst du heute Abend hier?«, fragte ich so ruhig wie möglich.
    Sein Blick ruhte viel zu kurz auf mir, als dass ich nicht verstanden hätte, dass es eine Änderung gegeben hatte, die mir bisher entgangen war. »Nein. Ich kann nicht. Ich habe noch einen Termin.«
    Ich kannte George lange genug, um zu wissen, wann er mir nur einen Teil der Wahrheit servierte. »Wie heißt sie?«
    »Nell.«
    Dass er keine Ausflüchte versuchte, verwunderte mich ebenso wenig. »Hast du ihr auch schon ein Apartment geschenkt?«
    »Ja.«
    Ich beschloss, dass ich für heute genug Wahrheiten gehört hatte. Mein Kopf war so leer, dass ich nicht mal genau sagen konnte, wie weh mir seine Eröffnung überhaupt tat.
    George nahm sich noch einen Whiskey, leerte ihn in einem Zug und ging dann wortlos.
    Es fügte sich ein Puzzleteil zum anderen …

10. SchülerSpiele
    Das Haus, das ich am folgenden Tag betrat, unterschied sich von allen anderen, die ich im Laufe meiner Karriere gesehen hatte. Es war eine Zusammenrottung schlechten Geschmacks. Angefangen bei den wuchtigen Polstermöbeln mit Blumenmuster, über die klobigen, geschnitzten und mit Gold bestrichenen Möbel. Von der Decke hingen Leuchter, die nur so strotzten von dunkelroten Rosen und gold-grünen Blättern. Gemälde in überdimensionalen Rahmen rundeten das Bild ab. Es gab kein Eckchen in diesem Haus, in dem nicht Fotos, Figurinen oder Vasen gestanden hätten.
    Schon, als ich in die Vorhalle getreten war, ein Butler hatte mich in Empfang genommen, hatte es mir vor dem Besitzer dieses Hauses gegraut. Ich konnte mir keinen auch nur halbwegs attraktiven Mann vorstellen, der es in solch einem Ambiente aushalten würde. Dennoch war ich professionell genug, tief durchzuatmen und der Dinge zu harren, die auf mich zukommen sollten. Im Zweifelsfall hatte ich noch immer Danny, der draußen im Wagen auf mich wartete und sozusagen einen menschlichen Schutzschirm bildete.
    Was mir dann aber gegenübertrat, überstieg all meine Erwartungen. Der Mann war beinahe zwei Köpfe größer als ich. Sehr schlank, dabei aber trainiert. Sein braunes Haar trug er modisch ins Gesicht gekämmt, und er wirkte alles in allem vergleichsweise jung. Ich schätzte ihn auf maximal Ende zwanzig. Sein Oberkörper war außerordentlich lang, was betont wurde durch eine tiefsitzende dunkelgraue Stoffhose. Verblüfft wurde ich durch das passende dunkelgraue Sakko mit aufgenähtem Schulemblem. Seine in den Schulfarben gestreifte Krawatte vervollständigte das Bild. Dennoch passte es nicht, denn er war ganz offensichtlich viel zu alt für einen Schuljungen.
    »Miss Hunter?« Er trat auf mich zu, machte eine kleine Verbeugung und gab mir die kräftige, wenn auch nicht muskulöse Hand. Sein Griff war warm und angenehm.
    »Mister …«
    »Nennen Sie mich Simon, bitte.«
    Jeder Fingerbreit wohlerzogen. Die Stimme melodisch und ein wenig dunkel. Die Manieren hervorragend. Eindeutig Upperclass. Wenn auch die Einrichtung auf anderes schließen ließ.
    »Ist das Ihr Apartment hier?«
    Ein spitzbübisches Lächeln huschte über sein Gesicht. »Oh, nein. Es gehört meiner Tante. Sie ist verreist und hat es mir solange zur Verfügung gestellt.«
    Ich stellte mir die Tante unwillkürlich als eine Art Margaret Rutherford-Verschnitt vor und musste ebenfalls lächeln.
    »Oder trauen Sie mir einen solchen Geschmack zu?«
    Ich schwieg.
    »Kann ich Ihnen einen Drink anbieten, Miss Hunter?«
    Der Sherry wurde in winzigen, üppig verzierten Gläsern angeboten, die perfekt zum Ambiente passten.
    Simon nahm sich lediglich Wasser.
    »Nehmen Sie nichts?«, wollte ich wissen und ihm gleichzeitig auf den Zahn fühlen, denn ich hatte eine vage Vorstellung, wohin die Reise gehen sollte.
    »Ich trinke noch keinen Alkohol«, erwiderte er höflich und hob sein Wasserglas leicht an. Ich hatte verstanden.
    Nachdem wir ausgetrunken hatten, bat er mich mit größter Höflichkeit in eines der anderen Zimmer. Es war ein typisches Jungenzimmer. Mit Schreibtisch. Bett an der Wand, Schränken und Regalen, auf denen Sammelautos und Bücher standen. An den Wänden Poster und Erinnerungen an sportliche Siege. Ich sah mich interessiert um. Alles wirkte, als müsse jeden Moment ein Junge hereingestürmt kommen, seinen Ranzen in

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