Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
Vom Netzwerk:
des Gesprächs mit ihm geleitet hatten. Als ich mein tränenverschmiertes Gesicht hob, wusste ich nur eines mit Sicherheit: Ich liebte Derek!
    Ich liebte ihn, wie ich nie zuvor einen anderen Mann geliebt hatte. Egal, was er mir angetan hatte, wie er mich behandelt hatte … Ich liebte ihn.
    Und es erschien mir wie schwärzester Hohn, dass ich ihn gerade in jenem Moment verloren hatte, da ich mir über diese Gefühle klargeworden war.
    Aber vielleicht hatte es ja auch seines hilflos einstudierten Monologs bedurft, um mir dieser Tatsache bewusst zu werden. Als hätten seine Worte eine Tür zu meinem Herzen aufgerissen, die ich vielleicht nie mehr würde schließen können. Das, was ich bis zu diesem Zeitpunkt für eine rein sexuelle Anziehungskraft gehalten hatte, war offensichtlich so viel mehr. Das, was ich über all die Monate standhaft negiert hatte, fiel nun mit Macht auf mich herab und drohte, mich zu zermalmen.
    »Streich ihn! Merz ihn aus!«, schrie es in mir. Doch ich wusste, dass keines meiner gewöhnlichen Gegenmittel dazu ausreichen würde. Kein Sex. Kein anderer Mann. Keine Reise. Keine Agentur. Mit einem Schlag sah ich mich auf meine reinen Gefühle zurückgeworfen.
    Und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

23. EscortService
    Georges Kanzlei hatte noch immer jenen geheimnisvollen Charme alten Reichtums aus dicken Teppichen und historischen Stichen an den Wänden. Dunkle antike Möbel bargen modernste Bürotechnik und selbst die Vorzimmerdame ähnelte mehr einem weiblichen Mitglied der High Society, als einer schlichten Angestellten.
    Ich kam nur noch selten hierher, denn es gab so gut wie keinen Anlass, zu dem ich mich hätte einfinden müssen. Meine Aufträge kamen seit jeher entweder von George direkt oder per Telefon von seiner Sekretärin.
    An diesem Tag aber musste ich ihn aufsuchen und ich tat es mit einem Magengrimmen, das nicht mal mit jenem meines Vorstellungsgesprächs damals zu vergleichen war.
    Ich war nämlich entschlossen, George mitzuteilen, dass ich einen Escort-Service gegründet hatte und meine Zeit in seinen Diensten sich ihrem Ende entgegenneigte.
    Da ich ihn aber selbst nach all unserer gemeinsamen Zeit nicht wirklich einschätzen konnte in seinen Reaktionen, machte ich mich innerlich auf alles gefasst.
    Als die schwere Tür hinter mir ins Schloss gefallen war und ich mich in dem langen, beinahe düsteren Flur wiederfand, den Empfangstisch zu meiner Linken und Georges Büro zu meiner Rechten, wurde mir derart mulmig, dass ich am liebsten sofort umgekehrt wäre. Zu frisch waren mit einem Mal all jene Erinnerungen an meinen ersten, und vor allem auch an meinen zweiten Besuch in diesen Räumen, als dass ich auch nur einigermaßen locker an dieses Gespräch hätte herangehen können.
    Die einzige Veränderung, die mir auffiel, war ein Namensschild, das vor der Empfangsdame prangte, das sie als »Miss Blooms« kennzeichnete. Selbst das üppige, intensiv duftende Liliengesteck war noch da.
    Obwohl Miss Blooms und ich uns nie gesehen hatten, begrüßte sie mich mit den Worten: »Guten Tag, Miss Hunter. Mister McLeod erwartet Sie bereits.«
    Sie erhob sich gravitätisch und ging vor mir her zu seiner Tür. Groß, dunkel, aus massivem Holz mit einer verschnörkelten Klinke. Miss Blooms öffnete sie, blieb aber stehen und sagte nur mit gedämpfter Stimme: »Miss Hunter wäre dann jetzt da, Mister McLeod.«
    Seine Antwort konnte ich nicht hören, aber der Umstand, dass sie zur Seite trat und mir den Weg ins Heiligtum der Kanzlei freigab, erübrigte jedes weitere Wort.
    George saß an seinem mächtigen Schreibtisch vor den durch schwere Vorhänge abgedunkelten Fenstern. Er schien das Höhlenartige seines Büros noch immer zu schätzen und so verschwand jene Sitzgruppe, wo wir uns zum ersten Mal geliebt hatten, im Halbdunkel zu meiner Linken. Als habe er mich jetzt erst bemerkt, stand er auf und kam auf mich zu. Seine Miene ließ keinerlei Rückschlüsse auf seine Gedanken zu. Das silberne in Wellen liegende Haar schimmerte im matten Licht seiner Schreibtischlampe und seine vollen, ausdrucksstarken Lippen formten ein freundliches: »Wie geht es dir so?«
    »Danke. Ich kann nicht klagen.«
    Seine Hand sanft gegen meinen Ellenbogen gelegt und die andere in Richtung der Sitzgruppe ausgetreckt, sagte er in verbindlichem Ton: »Nun? Was führt dich zu mir?«
    Ich saß noch nicht richtig, als er auch schon zu dem Tisch mit den Getränken weiterwanderte. »Kann ich dir etwas anbieten?«
    Ich war

Weitere Kostenlose Bücher