Anwaltshure 4
auf seine Kreditkarte!«
»Wieso?« Es kam aus verblüfftem Herzen.
»Weil ich mich nicht von George McLeod dafür bezahlen lasse, dass ich mich verziehe!«
Jetzt war eh alles egal. Wenn ich schon heldenmütig auf ein Vermögen verzichtete, durfte ich wenigstens eine Zuschauerin für meine Aktion verlangen.
»Ich fürchte, ich verstehe nicht …«
»Er will mir Geld geben, damit ich seinem Sohn bei seinem Glück nicht länger im Weg stehe. Aber das hatte ich sowieso nicht vor. Dazu liebe ich Derek viel zu sehr!«
Ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie den Antrag durchriss und in den Papierkorb segeln ließ. »Glauben Sie mir, Miss Hunter, eine solche Haltung erlebe ich hier außergewöhnlich selten. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
Lächelnd akzeptierte ich ihre Einladung und wir setzten uns in ein gemütliches Pausenzimmer. Gedankenverloren rührte Miss Bloom in ihrem Earl Grey-Tee.
»Sie ahnen nicht, was hier los ist, seit Derek seinen Kopf verloren hat. Es geht ihm sehr schlecht.« Sie hob ihr Gesicht und sah mich direkt an. »Wissen Sie, Mr McLeod ist sicher kein guter Vater, aber er hat keine andere Möglichkeit, Derek zu helfen, als auf diese Weise. Natürlich hat er Angst um seine Reputation, dass seine Klienten abspringen könnten. Aber ich denke doch auch, er liebt seinen Sohn. Nur eben auf die George McLeod-Art.«
»Laura ist ein wunderbarer Mensch …«, sprach ich meine Gedanken laut aus und suchte doch nur ein Ventil für meinen Schmerz und meine Angst.
»Ja. Ja, das ist sie. Sie war Dereks Rettungsanker …«
Etwas an der Art, wie sie die Sätze betonte, ließ mich auf Weiteres warten. Es war ein Aber-Satz.
»Wissen Sie, wie oft Derek mit mir hier gesessen hat? Genau da, wo Sie jetzt sitzen? Wenn es da drin mal wieder geknallt hatte?« Sie deutete mit ihrem sorgfältig zurechtgemachten Kopf in Richtung von Georges Zimmer.
»Derek liebt Sie, Miss Hunter. Aber er fühlt sich Laura verpflichtet. Und aus dieser Zwickmühle kommt er nicht raus. Helfen Sie ihm dabei!«
Ein tonnenschwerer Stein legte sich auf mein Herz. Ich musste die Augen schließen, um nicht von ihm erdrückt zu werden.
»Ich würde ja gern …«, hob ich hilflos an.
»Gehen Sie weg aus London. Weg aus England. Lassen Sie ihn sein Leben wieder auf die Reihe bekommen. Mr McLeod hat recht. Nur sind seine Methoden wenig hilfreich. Er appelliert an den Verstand und den Geldbeutel, wo er an das Herz appellieren sollte.«
Ich schob die Tasse ein Stück von mir weg und stand auf. »Haben Sie vielen Dank für den Tee, Miss Bloom.«
»Gern.«
Sie folgte mir bis an die Haustür.
Als ich auf der Straße stand, vermochte ich kaum noch, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Ich gab auf, senkte die Waffen und ergab mich. George McLeod hatte gesiegt. Laura McLeod hatte gesiegt. Ich würde mich still zurückziehen und den Weg freimachen. Zu tief waren meine Gefühle für Derek, als dass ich ihm derart hätte schaden können.
Also beschloss ich, meine Liebe zu ihm, die ich viel zu spät erkannt hatte, zu nehmen, sie tief in mein Herz zu senken und den Zugang dorthin für immer zu versperren.
24. Die beste Hure
Die Verkaufspapiere für das Apartment unterzeichnete ich an einem Freitag. Ich hatte Jane mitgeteilt, dass ich die Zentrale der Agentur nach Yorkshire verlegen würde. Nach Haworth, dem Ort, aus dem ich stammte. Ich würde zu meinen Wurzeln zurückkehren und in der Ruhe der Moore versuchen, mein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Ob ich die Dates der Frauen von hier aus oder von London aus organisierte, spielte im Zeitalter moderner Kommunikationsmittel keine Rolle. Ich bat sie lediglich, niemandem mitzuteilen, wo ich mich aufhalten würde, denn ich fürchtete, Derek könnte mich ausfindig machen.
Es würde wohl sehr lange dauern, bis unsere Gefühle füreinander, unsere Sehnsüchte, so verblasst waren, dass wir gefahrlos würden aufeinandertreffen können.
Als ich jene schwarz gestrichene Tür das letzte Mal hinter mir schloss, die Stufen auf den Parkplatz hinabging, presste ich meine Hand flach gegen meinen Magen und schluckte meine heißen Tränen. Die Leere in mir war gewaltiger, als ich in meinen schlimmsten Albträumen befürchtet hatte. Und der Schmerz fand mehr als genug Raum, um sich dort auszubreiten.
Es gab nur noch einen letzten Termin zu erfüllen. Ein letztes Mal in Dannys wartende Limousine zu steigen. Mit einem Herzen, das bleischwer in meiner Brust lag, ließ ich mich zum Savoy
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