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Anwaltshure 4

Anwaltshure 4

Titel: Anwaltshure 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Carter
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zu erwarten war oder Eskalation.
    George sprach intensiv auf Derek ein. Dieser aber reagierte nicht. Stand nur da und blickte förmlich durch seinen Vater hindurch.
    Mein Herz schlug bis in meinen Hals. Mein Gesicht glühte wie bei einem heftigen Fieberanfall. Ich betete, dass George ihn überzeugen konnte, zu gehen.
    Doch plötzlich drängte Derek sich an seinem Vater vorbei und steuerte direkt auf mich zu. Sein Gesichtsausdruck war kalt.
    »Leider wurde ich nicht eingeladen«, sagte er ruhig. »Man muss mich wohl auf der Liste vergessen haben.«
    Miss Bloom, in der irrigen Hoffnung, noch etwas retten zu können, war hinzugetreten und sah ihn beinahe flehentlich an. So traf Dereks vernichtender Blick sie vollkommen schutzlos.
    »Es tut mir leid, Mr McLeod. Aber ihr Vater hat nur …«
    Derek löste sich von ihr und ließ sie somit augenblicklich verstummen. Wie von tiefem Ekel erfüllt, blickte er auf mich herab.
    »Ich wollte auch Lebewohl sagen …« Augen so tief, so von Schmerz erfüllt, wie ich es selten gesehen hatte, bohrten sich in mich hinein. Gruben tief in meine Brust, auf der Suche nach etwas, das man Rache hätte nennen können. » … zur besten Hure meines Vaters!« Er schrie die Worte beinahe und augenblicklich herrschte Totenstille.
    Alle Aufmerksamkeit lag auf ihm. Niemand im Saal, der ihn nicht gekannt hätte.
    »Zuerst …«, sein Kopf bewegte sich so, dass jeder ihn verstehen konnte. »… ließ sie sich dafür bezahlen, mich zu vögeln. Und jetzt … lässt sie sich dafür bezahlen, zu verschwinden.«
    Stumm nach Hilfe schreiend, sah ich zu George hin. Doch der stand wie versteinert. Gegen diese Attacke war er machtlos.
    »Ja! Haben Sie das nicht gewusst? Wir verabschieden heute Abend eine Nutte. Aber nicht etwa irgendeine Nutte … Nein! Wir verabschieden die Beste!«
    Meine Kiefer mahlten. Ich spürte meinen Körper nicht mehr.
    »Wahrhaftig. Sie hat meinem Vater treu gedient. Und das nicht nur in seinem eigenen Bett. Sondern in vielen Betten. Mit wie vielen der hier anwesenden Herren hat sie es denn getrieben? Sollen wir mal durchzählen, wer ihre Gunst genossen hat, außer meinem Vater und mir?«
    Die Ersten verließen den Raum. Empörtes Gemurmel erhob sich. In meiner Nähe hörte ich einen Mann erregt erklären: »Liebling, ich bitte dich … Ich kenne sie doch nicht mal!«
    Es hätte mich amüsieren können, wäre ich nicht selber vernichtet worden.
    »Aber das ist ja nicht schlimm. Die genannten Herren haben meinem Vater viel Geld eingebracht und mein Vater hat sich revanchiert. Da ist ja nichts dabei!«
    Im Glorienschein seiner gelungenen Metzelei begab Derek sich zum Büffet, griff einen Teller und platzierte Lachs und Kaviar darauf. Seelenruhig, als habe er nicht gerade eine Bombe gezündet. Den gefüllten Teller in den Händen wandte er sich wieder seinem konsternierten Publikum zu.
    »Sooo … Und nachdem jetzt alle Unklarheiten über die Natur der Aufgabe von Miss Hunter beseitigt sind, wünsche ich Ihnen noch einen unterhaltsamen Abend.«
    Dieser unterhaltsame Abend endete für Derek allerdings abrupt durch Richard Abershire. Der hatte sich entschlossen aus der Menge gelöst, ihn untergehakt und aus dem Raum gezogen.
    Als die Tür hinter beiden ins Schloss fiel, kam auch George offensichtlich wieder zu Bewusstsein, dass soeben eine gewaltige Bombe unter seiner Kanzlei und ihm detoniert war.
    Ich selbst war noch immer wie betäubt. Wusste nur, dass ich dieser Situation entfliehen wollte. Es gab keinen Grund für mich, dazubleiben und George bei der Schadensbegrenzung zuzusehen. Sollte er seine Trümmer doch allein wegräumen. Ich ließ mir von einem Diener in meinen Mantel helfen und verließ den Ort der Katastrophe.
    Es war später Abend und die Lobby fast menschenleer. Die elegante Ruhe tat mir gut und so ging ich etwas gefasster zum Empfang und bat, mir einen Wagen zu rufen, der mich zum Bahnhof bringen sollte.
    ***
    Minuten später geleitete mich ein Diener nach draußen, wo das Taxi mich erwartete. Den Kopf in die Hand gestützt, beobachtete ich die an mir vorbeiziehenden Lichter der Großstadt.
    Was auch immer Dereks Auftritt an Folgen für George bewirken mochte, mich hatte er wie befreit. Es war, als sei mir eine wuchtige Last von den Schultern genommen. Wieso ich dieses Gefühl hatte, wusste ich allerdings auch nicht genau und die Erschöpfung, die sich meiner bemächtigt hatte, verbat mir ein tieferes Nachforschen. Ich würde den Nachtzug nach Yorkshire besteigen und

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