Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
Vom Netzwerk:
verrückte surreale Gerede der Anwesenden drängten sie erneut zur Tür.
    »… Zähne wie ein Affe. Die Augen völlig rot. Aber keine Beine. Große Haufen von Asche und Staub. Aber es war eiskalt. Kein Zeichen von Leben … « Der Mann, der dies von sich gab, trug eine Mütze, die sein knallrotes Gesicht verdeckte. Er wurde jäh von Alice unterbrochen.
    »Und sie standen alle um mein Bett herum!«, heulte sie auf. »Sie kamen aus den Wänden heraus! Man konnte sie nicht ansprechen. Deshalb waren sie nicht gekommen.«
    »Ich erhebe Einspruch!«, rief der Mann mit der Mütze aus. »Sie soll die anderen nicht immer unterbrechen.«
    Andere murmelten zustimmend. Harold bat um Ruhe. »Also bitte, warte doch ab. Es ist Zeit für … «
    Aber Alice war nicht aufzuhalten. »Wirbelten hoch, überall um mich herum, mit Geräuschen, die rückwärtszulaufen schienen. Oben in den Zimmerecken. Ich hab sie einmal vor dem Krieg gesehen und jetzt verlassen sie uns nie mehr.«
    Irritiert begannen alle durcheinanderzureden.
    Harold beugte sich mit einem angespannten Lächeln auf den Lippen zu Alice, während er gleichzeitig das Zimmer hektisch nach den Unzufriedenen absuchte. »Alice, meine Liebe, wir hatten doch abgesprochen, dass du als Letzte sprichst. Die anderen haben doch auch das Recht zu reden.«
    Der Mann, der vorhin Apryls Beine angestarrt und ihr angeboten hatte, sie in das Pub von Hessen zu führen, bahnte sich den Weg zu ihr. Sein dickliches Gesicht glänzte vor Schweiß, und er grinste sie lüstern an. »An Ihrer Stelle würde ich mich mit dieser Bande hier gar nicht erst abgeben«, sagte er. »Sie sollten mit zu uns kommen, zu den Schülern von Felix Hessen. Wir sind keine Träumer. Das hier ist doch ein einziger Zirkus.« Er fummelte mit seinen wurstigen Fingern in einer Aktenmappe herum, die an einem Riemen über seine Schulter hing. Er zog einen Flyer hervor und hielt ihn ihr hin. »Das reicht jetzt. Wir gehen. Das hier führt doch zu nichts. Harriet ist viel zu wischi-waschi, und Harold glaubt ihr einfach alles. Die ist doch völlig plem-plem.« Er lachte hämisch.
    Auf der anderen Seite des Zimmers sang Alice jetzt mit kindlicher Stimme »Rosamunde«. Manche versuchten, sie zu übertönen. Im allgemeinen Durcheinander bemerkte Apryl die kleine Gestalt von Otto Herndl. Er grinste vor sich hin und sah dabei völlig verwirrt aus. Jetzt schien er noch unsicherer auf den Beinen zu sein als vorher, als hätte jemand die Fäden an seinen Armen abgeschnitten.
    »Ich komme nicht mit«, erklärte Apryl dem Anführer der Splittergruppe, während sie sich gleichzeitig mit ihrem Mantel abmühte.
    »Kann ich Sie wiedersehen?«, fragte er.
    »Ich … ich werde nicht mehr lange in London sein. Ich habe sehr viel zu tun.« Aber sie wusste nicht, ob er sie in diesem Lärm überhaupt verstanden hatte. Sie drehte sich um und bahnte sich den Weg zur Tür.
    Draußen stürmte die kalte Luft auf sie ein und nahm ihr den Atem. In der Nähe der Hochhäuser schien es unnatürlich dunkel zu sein, und der Verkehr auf der Hauptstraße bewegte sich viel zu hastig voran. Sie wandte sich der heller erleuchteten Gegend zu, dort war das Zentrum von Camden Town. Sie sehnte sich nach einer normalen Umgebung mit normalen Menschen und machte sich auf den Weg, fort von den unbeleuchteten Gebäuden und hässlichen Stehcafés, den leeren Fast-Food-Restaurants und heruntergekommenen Kneipen.
    Das Treffen hatte sie völlig deprimiert. Sie hatte erwartet, dass die Freunde von Felix Hessen exzentrisch waren, nachdem sie ihre obskure Website angesehen hatte. Aber dieser Karneval von Verrückten mit ihren internen Querelen, Splittergrüppchen und lächerlichen Traumschilderungen kam ihr völlig unreif vor. Das waren alles nur abseitige Fantasien. Eine Ansammlung von schrägen Vögeln, die sich einem Künstler verschrieben hatten, dessen Werke und Existenz sie in ihrer eigenen Fremdartigkeit bestätigten. Sie taten überhaupt nichts, um Hessen wieder bekannter zu machen, und gaben nur vor, sein Erbe zu pflegen.
    Apryl kuschelte sich in ihren Schal und stellte den Mantelkragen hoch, aber es kam ihr vor, als würde ein Rest der surrealen Kaputtheit dieser schrägen Gesellschaft noch an ihr kleben und bestimmte Dinge anziehen.
    Ein Junkie mit einem schmutzigen weißen Tuch über der Schulter rannte über die Straße auf sie zu. Beinahe wäre er von zwei laut hupenden Autos erfasst worden. Der plötzliche Lärm ließ sie zusammenzucken. Sie hielt den Atem an und

Weitere Kostenlose Bücher