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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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spürte, wie sie erstarrte, als der Mann auf sie zukam. Sein schmales, aschfahles Gesicht war mit violetten Knötchen und Beulen übersät. Eine dürre Frau mit weißer Baseballkappe wartete auf der anderen Straßenseite, in der Hand eine Dose Bier.
    »Haste mal fünfzig Pence für ’ne Tasse Tee? Damit uns wieder warm wird?«
    Sie hatte nichts Kleineres als eine Zehn-Pfund-Note. Apryl schüttelte den Kopf, ohne den Junkie anzusehen, und beschleunigte ihre Schritte. Er folgte ihr nicht, aber sie konnte sein enttäuschtes Seufzen hören, bevor er laut sagte: »Ach, scheiß drauf.« Es war nicht an sie gerichtet und bezog sich eher auf die unangenehme Kälte und sein mieses Leben überhaupt. In dieser Gegend mit den schmutzigen Straßen, den grauen, hässlichen Sozialbauten, den verbogenen Eisengeländern und vertrockneten Rasenflächen, die nur von wenigen Straßenlaternen erleuchtet wurden, deren schwaches orangefarbenes Licht die umliegenden Schatten nicht zu erhellen vermochte, gab es überhaupt nichts Solides.
    Die Leute hier mussten nicht von einer grässlichen, abartigen Welt träumen. Sie lebten mittendrin.

22
    Seth betrat sein Zimmer über dem Green Man. Der strenge Geruch nach Terpentin hing in der Luft. Ohne das Licht anzumachen, schlüpfte er aus seinem Mantel und ließ ihn auf die bemalten Blätter fallen, die überall auf dem Boden lagen. Er hatte fast schon Halluzinationen vor Müdigkeit. Wenn er sich jetzt auf das ungemachte schmutzige Bett gelegt hätte, wäre er sofort in seinen Kleidern eingeschlafen. Er hatte sich zu viel abverlangt. Musste unbedingt den ganzen Tag schlafen, ehe er die nächste Nachtschicht antrat. Die Anspannung von weiteren zwei Stunden in Apartment Nummer sechzehn drückte auf seinen Schädel, in dem sich noch immer ein Karussell irrwitziger kreischender Visionen wild drehte. Er dachte an die blutbesudelten Chirurgen, die im Krieg nach der Schlacht stundenlang Gliedmaßen amputieren mussten. Er griff nach hinten und tastete nach dem Lichtschalter, drückte darauf – und taumelte gegen die Tür.
    Er starrte auf die Wand über dem Heizkörper und über dem Kamin. Auf die Arbeiten, die er gestern angefertigt hatte, die Dinge, die er gemalt hatte, bevor er zum Barrington House aufgebrochen war. Sie schlugen ihm entgegen, lähmten ihn und nahmen ihm den Atem. Sie hatten auf ihn gewartet.
    Augenblicklich wurde ihm klar, dass dies Bilder waren, wie sie psychisch gestörte Gewalttäter in der geschlossenen Anstalt produzierten. Genau da, wo er wahrscheinlich auch eines Tages enden würde. Sie sahen aus wie Abbilder von Albträumen, aus denen man mit einem Aufschrei erwachte und die einen den ganzen Tag nicht mehr losließen.
    Tierzähne in weit aufgerissenen Mündern. Rote gepeinigte Augen, die ihn in ohnmächtigem Zorn anstarrten, ihn, den Schöpfer dieser Missgestalten. Und dann waren da diese Dinger, die auf Hinterläufen gingen und wie Affen mit hündischen Gesichtern aussahen. Mit Hyänenschnauzen, die sich zu einem Schakalgelächter verzogen, mit Schweineschnauzen und gebogenen Gliedmaßen wie Rindviecher: Das alles war die Arbeit eines kranken Gehirns.
    Sein Genie. Seine Versuche, die Kunstwerke in Apartment sechzehn nachzuahmen. Die Zerschlagung des Individuums und der Gewissheit, dass es etwas Ganzes in einem geordneten Universum geben könne. Aber alles, was er erreicht hatte, war die Demütigung und das Zerschlagen seines eigenen Selbst. In einem eiskalten und unangenehm klaren Moment fragte er sich, ob diese Bilder womöglich keine verborgene Wahrheit enthielten, sondern nur Beweise dafür, wie grundlegend verstört er war.
    Ganz plötzlich verspürte er das Bedürfnis, sich mit einem Messer zu verstümmeln, ehe er seinen Schädel gegen die Wand schmetterte.
    Er fiel auf die Knie, presste Augen, Zähne und Fäuste fest zusammen und versuchte, den hysterischen Schrei abzuwürgen, der durch seine Kehle nach oben drängte. »Jesus, Gott, Jesus, Gott, Jesus, Gott. Was bin ich nur?«, murmelte er vor sich hin und begann zu schluchzen. Noch nie hatte er so viele Tränen geweint. Seine Seele war zutiefst krank und wollte sich einen Weg nach draußen bahnen.
    Der ganze düstere Abschaum seiner kaputten Gedanken wurde von den salzigen Bächen fortgewaschen, die ihm in seiner Verzweiflung über das Gesicht liefen. Und endlich konnte er wieder einmal so denken, wie er vor langer Zeit einmal gedacht hatte. Einen Moment lang war er wieder er selbst. Ein Mensch mit freiem Willen, ein

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