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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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übersät. An den Wänden hingen keine Bilder. Und keine Spiegel. Nur die Umrisse jener Rahmen, die früher dort gehangen hatten, waren noch zu sehen, dunkle Streifen, die sich auf der hellen Tapete abgesetzt hatten.
    Auf einem der Sessel lag eine aufgeschlagene Ausgabe der Financial Times . »Nehmen Sie Platz. Ich kann Ihnen leider nichts zu trinken anbieten. Ich würde eine ganze Stunde brauchen, um in die Küche und wieder zurück zu kommen. Und wir haben nicht so viel Zeit.«
    »Bitte, Sie müssen sich nicht entschuldigen. Es tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Wirklich. Ich weiß, dass ich hier unangemeldet hereingeplatzt bin. Ich möchte auch nur einige Informationen. Eine Erklärung. Es ist nur … « Sie musste schlucken. »… ich habe so viele Dinge herausgefunden, seit ich hier bin. Dinge, von denen ich lieber nichts gewusst hätte. Aber nun kann ich nicht nach Hause zurückfahren, ohne vorher den Rest der Geschichte meiner Großtante Lillian zu kennen.«
    Nachdem er sich auf den Sessel hatte fallen lassen und wieder zu Atem gekommen war, sah Tom Shafer sie prüfend an. Sein altes Gesicht war jetzt ruhig, sein Blick gefestigt. Er schien sich der Situation ergeben zu haben, ohne sich länger unwohl zu fühlen, obwohl es um sie herum so verheerend aussah. »Sie sehen Lilly wirklich sehr ähnlich«, sagte er und lächelte sogar. »Sie war eine sehr schöne Frau.«
    Apryl spürte, wie ihr angenehm warm wurde, als er dies sagte. Nicht, weil er sie hübsch fand, sondern weil er die Verbindung zwischen ihr und Lillian bemerkt hatte. »Vielen Dank. Sie war wirklich schön. Ich habe Bilder von ihr und Reginald gesehen.«
    Tom Shafer lächelte noch immer. »Manchmal tat es direkt weh, die beiden anzusehen. Sie waren was ganz Besonderes.« Er blickte zur Seite. Nirgendwohin, einfach nur in dieses karge Durcheinander, in dem er Tag für Tag existierte. »Aber alles ändert sich. Man sollte genießen, was man hat, solange es da ist. Und nicht versuchen, sich Ärger einzuhandeln.« Es klang wie eine Warnung. Er schaute sie wieder an. »Ich habe gehört, Sie wollen Lillys Wohnung verkaufen. Nun, das kann ich Ihnen nur raten. Tun Sie das so schnell wie möglich und suchen Sie das Weite. Verschwenden Sie nicht mehr Zeit hier im Haus als unbedingt nötig.«
    »Warum sagen Sie das?«
    »Ich dachte, das wissen Sie.«
    Sie vermied es, ihm in die Augen zu sehen, blickte stattdessen auf ihre Hände, die sie im Schoß verschränkt hatte. »Ich weiß einiges, aber nicht alles. Ich kann das Puzzle nicht ganz zusammenfügen.«
    »Und Sie glauben, dass ich das kann?«
    »Sie waren ja dabei. Damals.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wer kann denn erklären, was damals passierte? Ich bin mir nicht sicher, ob ich das kann. Betty könnte es sicher nicht. Auch Lilly nicht. Und die anderen sind nicht mehr unter uns. Es war nichts, was ein Mensch normalerweise erlebt. Nichts, auf das wir irgendwie vorbereitet gewesen wären oder mit dem wir umgehen konnten. Es hätte niemals passieren dürfen. Wir sind da hineingeraten, weil wir zu stolz waren und viel zu dumm, um uns herauszuwinden, als es noch möglich war.«
    »Aber in was sind Sie denn hineingeraten?«
    Er seufzte laut. »Ich glaube nicht, dass es irgendeine verdammte Rolle spielt, ob jetzt noch jemand davon erfährt. Ich kann gar nicht glauben, dass Betty Ihnen etwas darüber erzählt hat. Wirklich nicht. Aber wer glaubt schon uralten Leuten wie uns? Ich habe auch keinen blassen Schimmer, was Lilly aufgeschrieben hat. Da ist sie doch nicht mehr sie selbst gewesen. Schon seit langer Zeit nicht. Es macht mir wirklich schwer zu schaffen, aber auf jeden Fall ist etwas vorgefallen. Und, bei Gott, wir haben dafür bezahlen müssen. Wir alle.«
    Apryl blickte wieder in ihren Schoß und merkte, wie dieses vertraute Gefühl von Enttäuschung und Verzweiflung sie erfasste. »Aber Sie können mir doch erzählen, wie Reginald gestorben ist. Lillian war nicht in der Lage, es aufzuschreiben.«
    Tom Shafer sah sie an. »Haben Sie schon mal davon gehört, dass zwei Menschen sich zu sehr lieben können? Nun, so war das mit Lilian und Reggie. Wir hätten nie gedacht, dass sie Reggies Tod überstehen würde, und ich glaube, in gewisser Weise haben wir damit recht behalten.«
    »Aber wie ist er denn ums Leben gekommen?«
    Sein Blick verhärtete sich. »Er hat sich selbst umgebracht. Er ist aus dem Wohnzimmerfenster seines Apartments gesprungen.« Er sagte es ohne Pause, ohne zu blinzeln oder zu

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