Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
hat Dinge hierhergebracht. Was das war, wussten wir nicht. Oder wie er das tat. Ich weiß es immer noch nicht. Keiner von uns hat es je herausgefunden. Lilly hatte ein paar verrückte Ideen dazu, aber wir haben es ihr nicht abgenommen. Aber was es auch war, es war stärker als wir alle. Gemeinsam oder einzeln. Das war uns schon sehr bald klar. Und das war das Ende von Reggie und einigen anderen guten Menschen. Auch Ihre Tante gehörte dazu und jetzt auch Betty. Da bin ich mir ganz sicher. Sie hatte ein starkes Herz. Ich glaube nicht, dass es einfach zu schlagen aufhörte. Meine Frau und ich sind nun die Einzigen, die noch übrig sind.« Er hielt inne und schluckte. Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und er sah nun grau und krank aus in dem diffusen Licht.
»Geht es Ihnen gut?« Sie griff nach seinem Arm.
»Gauben Sie bloß nichts von dem, was die im Erdgeschoss sagen«, sagte er ganz leise. »Irgendwas da unten stimmt nicht. Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich hier rauskommen, junge Frau. Das hätte wir auch tun sollen.«
Tom Shafer schüttelte den Kopf und seufzte, als würde er mühsam eine schlechte Nachricht verdauen. Es klang so erschöpft, wie sie es noch nie bei jemandem gehört hatte. »Das ganze verfluchte Gebäude hat gewackelt. Es kam aus diesem Apartment. Ungefähr ein Jahr nachdem er hier eingezogen ist. Machen Sie sich nichts vor, er war schon ein gemeingefährlicher Irrer, bevor das alles anfing. Er hat das Haus nie verlassen. Kein einziges Mal, da bin ich ganz sicher. Man konnte ihm im Treppenhaus begegnen oder unten, wo die Bediensteten wohnten. Und dann hat er so komische Handbewegungen gemacht, als ob er zeichnen würde. Hat irgendwelchen Unfug mit den Bildern an den Wänden angestellt. Hat Selbstgespräche geführt, aber nicht auf Englisch oder einer anderen gottverdammten Sprache, die ich kenne. Die Portiers haben ihn ständig irgendwo aufgehalten. Sie überwachten ihn. Die haben ihn alle nicht gemocht.
Und nachts tat er Dinge in seiner Wohnung, wodurch die Lichter auf der anderen Seite des Gebäudes schwächer wurden. Er erfüllte die Luft in Bettys Apartment mit etwas, das man nicht sehen konnte, aber man wusste trotzdem, dass es da war. Und wenn man aufmerksam horchte, konnte man Stimmen hören. Nicht so, wie wenn jemand sich unterhält, sondern Hunderte von Stimmen. Die alle da unten bei ihm umherschwirrten.
Wir hörten es zum ersten Mal, als wir bei Betty waren. Wir aßen zusammen zu Abend und hörten die Geräusche in der Wohnung unter uns. Das war das Apartment von Hessen. Und wenn man es einmal gehört hatte, hörte man es immer wieder.
Was es auch war, das er da in seiner Wohnung hatte, es kam heraus. Es drang aus der Wohnung und verbreitete sich überall. Im ganzen Gebäude. Ging in die Wände, in die Spiegel und in die Bilder. Auf einmal sah man dort Dinge, die vorher nicht da gewesen waren. Sogar wenn man der einzige Mensch in einem Zimmer war, wurde einem plötzlich klar, dass man nicht allein war, wenn man in den Spiegel schaute. Manchmal war es eins von diesen Dingen, manchmal mehrere. Aber man konnte sie sehen. Sie bewegten sich. Und sie drangen auch in unsere Träume ein. Sie haben unseren Schlaf erobert.
Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat. Ich hab hundert Millionen an der Wall Street verdient. Ich kann mit Sachen umgehen, die ich sehe und erklären kann. Aber nicht mit so etwas. Wir konnten uns nicht dagegen wehren. Aber er auch nicht.«
»Was meinen Sie damit?«
»Er hat sein eigenes verdammtes Gesicht da unten verloren. Er hat sein ganzes Gesicht verloren und seinen verfluchten Verstand in all dem, was da um ihn herumwaberte. Nachdem er einmal damit angefangen hatte, konnte er es nicht mehr kontrollieren.«
Apryl musste schlucken. »Was ist denn mit seinem Gesicht passiert?«
Tom Shafer hielt die Augen gesenkt. Eine Weile dachte er nach, dann räusperte er sich. »Arthur rief Reggie an, und Reggie meldete sich bei mir. Betty und Arthur hatten Schreie gehört. Hessen hatte geschrien. Also gingen wir zusammen mit dem Chefportier nach unten und schlossen die Tür auf. Drinnen fanden wir ihn im Wohnzimmer. Ganz allein, und alle Teppiche waren zusammengerollt und vor die Wände geschoben. Man konnte deutlich sehen, dass sein Gesicht zerstört war. Wie Frostbeulen, meinte Reggie. Schwarz und verbrannt sah es aus, und das Fleisch war bis auf die Knochen abgerissen. Aber es war kein Feuer zu sehen. Auch keine Chemikalien. Und kein Blut. Und er war bestimmt
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