Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
nicht von einer Nordpolexpedition zurückgekommen, auch wenn wir ihm so was gewünscht hätten. Wir hatten keine Ahnung, woher diese Verletzungen rührten.
Ein Krankenwagen nahm ihn mit. Und wir dachten, das wäre das Ende der Angelegenheit. Aber er überlebte, und als er zurückkam, fing er mit allem wieder von vorne an. Mit dem ganzen Krach. Diese Geräusche, die herumwirbelten wie in einem Whirlpool. Und das alles kam aus seiner Wohnung.« Er hob den Kopf und sah sie an. »Wie ist Betty gestorben?«
»Im Schlaf, hat Stephen gesagt.«
Er schüttelte den Kopf. »Das ist bestimmt gelogen.«
»Betty hat gesagt, er sei zurückgekommen. Glauben Sie, dass das stimmt?«, drängte Apryl ihn. Sie hatte Angst, er könne plötzlich aufhören zu sprechen, genau wie Betty Roth.
»Zurück? Er ist doch nie fort gewesen. Er hält uns hier fest und wartet auf etwas, um mit allem noch mal von vorn anzufangen. Er ist immer noch hier, wegen uns. Und wenn ich so etwas sage, beweist das wohl, dass ich genauso verrückt bin wie Lilly. Er hat den richtigen Moment abgewartet. Bis jetzt hat er nicht mehr zustande gebracht, als uns zu Tode zu ängstigen, wenn wir in die Nähe eines Bildes oder eines Spiegels kamen. Oder uns krank zu machen, wenn wir versucht haben, die Gegend zu verlassen. Aber jetzt hat sich einiges geändert. Etwas ist anders geworden. Als hätte er Unterstützung bekommen.«
»Und Reginald … und … Sie alle haben Hessen umgebracht.« Apryl brachte die Worte nur mühsam hervor.
Tom Shafer schüttelte den Kopf. Seine Stimme war kaum noch zu hören. »Es war nicht so, dass wir ihn getötet hätten. Reggie hat ihn einfach damit eingesperrt. Wir haben ihm nicht geholfen. Und dieser verrückte Kerl ist nicht mehr rausgekommen.«
»Eingesperrt mit was?«
»Ich weiß es nicht. Niemand von uns wusste das. Aber es klang genau so wie das, was man auf den Gemälden sehen konnte oder was aus diesem Zimmer drang, das so groß wie ein ganzes Fußballfeld gewesen sein musste.«
»Das verstehe ich nicht … «
Tom Shafer schluckte schwer. »Beim zweiten Mal, als wir nach unten gingen, holten wir uns selbst die Schlüssel aus dem Safe des Chefportiers. Und Reggie nahm eine Pistole mit. Wir schlossen auf, und Hessen erwartete uns bereits im Flur. Er sah so dünn aus, dass er sich kaum auf den Beinen halten konnte. Er trug einen Morgenmantel und eine Maske über dem Gesicht. Sie war rot, ging wie eine Kapuze über den ganzen Kopf und war am Kragen festgemacht. Aber man konnte hindurchsehen. Und das zerstörte Gesicht von diesem Verrückten erkennen.
Reggie wollte von ihm wissen, was er die ganze Zeit da machte. Was sich in diesem Zimmer befand und diesen Lärm verursachte. Im Wohnzimmer. Aber Hessen lachte uns bloß aus. Als wären wir völlig unwichtig und bedeutungslos. Das konnte er einem sehr gut vermitteln.
Da hat Reggie die Geduld verloren. Hat ihn am Kragen gepackt und sich mit ihm geprügelt. Hat ihn auf einen Stuhl geworfen, der dann zusammengebrochen ist. Wir haben noch versucht, Ihren Onkel zurückzuhalten, während wir gleichzeitig unbedingt vermeiden wollten, die Bilder an den Wänden anzuschauen. Aber Ihr Onkel war sehr stark, er hat uns abgeschüttelt und Hessen am Arm durch den Flur gezerrt. Bis zum Wohnzimmer hat er ihn gezogen und dann die Tür aufgemacht.«
Tom Shafer hielt inne und begann zu zittern. Er griff nach einer Wasserflasche, die Apryl eilig für ihn aufschraubte.
»Also, Hessen hat sich dann richtig gewehrt. Und sich genauso benommen wie an dem Tag, als er sein Gesicht verlor. Hat geschrien wie ein Wahnsinniger. Aber Reggie hat ihn in das dunkle Zimmer gestoßen. Darin war es rabenschwarz, und eine eisige Kälte drang heraus. Und Geräusche. Ganz viele Stimmen, die alle durcheinanderredeten und nach Hilfe riefen. Ein Zimmer, von dem man nicht viel mehr als den verdammten Fußboden mit lauter Markierungen darauf sehen konnte. Voodoo-Zeichen oder so ein Mist, gleich hinter der Tür fingen die an. Aber es war ein Ort, von dem man gleich wusste, dass er sich in die Unendlichkeit erstreckte. Und Reggie hat Hessen da reingeschmissen. Wie eine Puppe. Hat ihn hochgehoben und durch diese verdammte Tür geschleudert.
Und dann haben wir alle die Tür zugehalten, damit er nicht wieder rauskonnte.
Wir haben ihn noch eine ganze Weile rummachen gehört. Er schrie und schlug gegen die Tür und bettelte, wir sollten aufmachen. Es wurde immer schwächer, als ob ihn die Kräfte verlassen würden. Bis das leise
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