Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
bemerkt, die von ihr beeindruckt waren.
»Es tut mir leid, dass ich sie so spät noch störe. Ich wohne ja nicht mehr hier, aber ich komme tagsüber immer wieder her, um möglichen Käufern die Wohnung zu zeigen. Als ich heute Morgen das Haus verlassen habe, sah ich einen Krankenwagen vor der Tür. Also wollte ich nur mal kurz sichergehen, dass nichts Schlimmes passiert ist. Das, was Mrs. Roth zugestoßen ist, hat mich doch sehr mitgenommen.« Sie hätte das Versteckspiel aufrechterhalten, aber der plötzliche Anflug von Angst auf dem Gesicht des Nachtportiers verwunderte sie, und sie fragte gerade heraus: »War es etwas Ernstes?«
Der Portier räusperte sich erneut und sagte: »Ja, es ist jemand gestorben.«
Noch jemand, hätte sie beinahe gesagt. »Das tut mir leid. Wer denn … kam es denn plötzlich?«
Wieder musste er sich räuspern. »Mr. Shafer war schon sehr alt, und es ging ihm schon seit Langem nicht besonders gut.«
»O Gott. Und der Krankenwagen war wegen ihm hier. Wie … wann ist es denn passiert? Ich habe doch kürzlich noch mit ihm gesprochen … «
»Möchten Sie sich nicht setzen, Miss?« Er deutete auf die Korbstühle, die vor den Fenstern zum Garten standen. »Darf ich Ihnen was bringen?«
»Nein, vielen Dank. Ich bin nur … ein bisschen erschüttert. Nach allem, was passiert ist … was Mrs. Roth passiert ist. Und was ist mit seiner Frau? Mrs. Shafer. Wie geht es ihr?«
»Nicht sehr gut. Es hat sie sehr mitgenommen. Sie ist jetzt im Krankenhaus.«
Apryl schüttelte den Kopf. »Das tut mir leid. Aber ich bin wirklich rücksichtslos. Für Sie muss es ja viel schlimmer sein. Ich weiß doch, wie nah Sie den Hausbewohnern stehen. Stephen sagte mal, es sei hier wie in einer großen Familie. Und nun sind zwei davon so kurz hintereinander gestorben. Das tut mir wirklich leid.«
Als sie dies sagte, änderte sich der Ausdruck in seinen Augen, und so etwas wie Betroffenheit, vielleicht sogar Schuld kam zum Vorschein, außerdem konnte er sie noch immer nicht offen anschauen. Er war extrem schüchtern und womöglich vom Leben enttäuscht. So jung zu sein und Nachtschichten in einem Apartmenthaus zu schieben, war sicher ziemlich hart.
Langsam schlug sie ein Bein übers andere und beeilte sich nicht, den Rock herunterzuziehen, der über ihre glatte Strumpfhose nach oben gerutscht war. »Bitte, setzen Sie sich doch. Erzählen Sie mir, was passiert ist. Vielleicht hilft es ja ein bisschen, wenn Sie darüber reden. Übrigens habe ich mich noch nicht richtig vorgestellt. Ich bin Apryl, die Großnichte von Lillian. Lillian Archer … die auch kürzlich verstorben ist.«
Er räusperte sich. Sein Blick wanderte ständig von ihrem Gesicht zu ihren Beinen und wieder zurück, dann sah er zu Boden. »Seth.« Er setzte sich auf den Stuhl gegenüber, lehnte sich zurück und wusste nicht wohin mit seinen Händen. »Ich glaube, es ging ganz schnell. Bei Mr. Shafer. Er soll einen Herzinfarkt gehabt haben. Ich war nicht dabei, als man ihn fand. Ich arbeite ja nur nachts. Aber heute Abend, als ich hier ankam, hat man es mir erzählt. Sehen Sie, Miss … «
»Apryl, bitte. Sie können mich Apryl nennen.«
»Apryl. Viele Hausbewohner sind recht alt. Es ist natürlich ein schrecklicher Verlust, aber es kommt häufiger vor. Ich meine, es ist nicht so ungewöhnlich.«
Sie nickte. »Das habe ich auch gehört. Aber ist es nicht eigenartig, dass drei Menschen so kurz hintereinander sterben? Sie kannten sich doch alle schon sehr lange, hatten eine gemeinsame Vergangenheit. Wussten Sie das?«
Er sah kurz auf, erwiderte aber nichts.
Apryl nickte. »Meine Großtante hat das alles aufgeschrieben. Und Mrs. Roth hat mir auch einiges erzählt, bevor sie gestorben ist. Ebenso Mr. Shafer. Sie haben geglaubt, sie seien in Gefahr.«
Seths Gesicht war jetzt sehr bleich geworden, und seine Hände verkrampften sich. Er schob sie unter seine Oberschenkel. »Kannten Sie … « Er zögerte und räusperte sich. »Kannten Sie Mrs. Roth sehr gut?«
»Sie half mir dabei, einiges über meine Großtante herauszufinden. Und über dieses Haus hier. Sie wohnten ja beide schon lange hier.« Apryl hielt inne, als sie bemerkte, wie beunruhigt Seth jetzt war.
»Herausfinden?«, stieß er hastig hervor. Dann schluckte er und beugte sich vor, als wollte er auf keinen Fall etwas von dem verpassen, was sie sagte.
»Ja. Weil so wenige Menschen noch davon wissen, dass hier im Barrington House einmal ein Künstler gewohnt hat.«
»Hm-hm«, sagte er,
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