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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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vielen Jahren bekommen hatte.
    »Ehrlich. Jemand hat’s bemerkt. Er will dir helfen.«
    »Ich versteh das nicht. Wer denn?«
    »Er hat mir gesacht, ich soll’s dir ausricht’n.« Der Junge mit der Kapuze sagte das ganz langsam, als hätte er es eingeübt. »Er hat dich beobachtet. Und das geseh’n, was in dir drin is’, das ganze verknotete Zeugs. Hat mir gesacht, ich soll dir Sach’n zeigen. Du sollst’s malen, wie’s wirklich ist. Du weißt’s ja sowieso schon. Du weißt, dass die Sachen da sind.« Er deutete auf das Bett, wo Archie in seiner ganzen grauenhaften Hässlichkeit lag. »Du hast’s immer gewusst. Aber du warst zu ängstlich, um’s zu malen. Du warst zu lange an ei’m bestimmten Ort hinter Gittern. Hab ich dir ja schon gesacht. Du weißt jetzt, wie die Dinge in Wahrheit ausseh’n. Du hast echt Glück, dass es dir gezeigt wurde, Kumpel. Du kannst der Beste wer’n. Wie unser Freund, bevor der ganze Scheiß ihn fertiggemacht hat. Also is’ es nicht zu viel verlangt, wenn du was für uns tun sollst.«
    »Was tun? Was meinst du damit?«
    Der Junge stieg zielstrebig über die vergilbten Zeitungen hinweg und verschwand durch die Tür. Seth folgte ihm. Hinter ihm trat Archie mit einem seiner klumpigen Füße in die Luft.
    Seth stand wieder an dem Ort, den er als sein eigenes Zimmer erkannte. Vor den Wänden, die er stundenlang angestarrt hatte, ohne sie wirklich wahrzunehmen, während sein Bewusstsein ganz andere Dinge sah. Aber er merkte, dass die Farbe frischer war und nicht mehr so wässrig gelb. Dicker und matter wirkte sie jetzt, so wie Vanilleeis. Und über der Glühbirne war ein Lampenschirm, der in allen Farben eines Obstsalats leuchtete.
    Es waren dieselben Fenster, und sie waren genauso schmutzig. Derselbe Kühlschrank, aber die rötlichen Flecken an der Tür waren neu – Tomatensuppe oder Johannisbeere. Auch die Vorhänge waren dieselben, aber sie waren jetzt fester und heller. Und auch der Teppich war weicher geworden. Er sah die Schränke an und bemerkte, dass die Türen nicht mehr kaputt waren. Das hier war wohl doch eher das Zimmer eines anderen. Oder es war so wie früher.
    Alles, was er hier drinnen gedacht und getan hatte, erschien ihm jetzt banal. Seine ganzen Ängste und Bemühungen waren plötzlich unbedeutender als je zuvor.
    Der Junge mit der Kapuze ergriff wieder das Wort: »Alles is’ am gleich’n Ort. Sogar das alte Zeug, das hier rumstand. Nix kommt weg. Wenn du lang genug bleibst, hörst du wieder die Stimmen von früher und siehst vielleicht auch’n paar Gesichter. Aber hier drin, seh ich immer nur’s Gleiche.«
    Seth blickte zu ihm hinunter, sah die durchnässte Kapuze und die Umrandung aus Fell.
    »Schau dir’s Bett an«, sagte der Junge mit ruhiger Stimme. Er wirkte selbstsicher, wusste, wovon er sprach und worauf es ankam.
    Seth drehte sich um und zuckte zusammen, als er die einsame Gestalt bemerkte, die dort gegen das Kopfende des Bettes gelehnt saß, dessen Kunststoffoberfläche von Fingerabdrücken verschmiert war.
    »Wer ist das?«
    Glattes, braunes Haar fiel auf ihre Schultern. Sie trug eine rosafarbene Strickjacke. Ihr spitzes Kinn ruhte auf den angezogenen Knien, ihre Hände umschlangen die Fußgelenke, die in weißen Söckchen steckten. Abgetragene Sandalen lagen auf der braun-gelb gemusterten Decke. Das Mädchen starrte mit angespanntem Gesicht zur Tür, in Erwartung einer unangenehmen Erscheinung. Sie konnte kaum älter als zehn Jahre sein, aber ihre Augen waren vollkommen ausdruckslos. Seth bemerkte ihre dünnen Beine, die bis hinauf zu ihrem weißen Baumwollhöschen mit zahlreichen rötlichen Flecken übersät waren. Er sah schnell wieder weg. Etwas an ihrer Haltung war unanständig, aber es war nicht gewollt. So als würden die prüfenden Blicke von Fremden ihr nichts ausmachen. Tränen und Schnodder waren auf ihrem Gesicht getrocknet, die Augen gerötet vom vielen Weinen. Papier von Schokoriegeln lag auf ihrem grauen Rock. Eine altertümliche Kamera aus schwarzem Metall lag auf dem Nachtschränkchen. Und ein Knäuel von einer grünen Schnur, die Seth an die heißen Sommer im Garten seiner Eltern erinnerte, wo sie damit die Rosen hochgebunden hatten. Grobfasriger Zwirn, der bitter nach Teer schmeckte. Der konnte nicht zerrissen werden, egal, wie fest man daran zog, es tat nur an den Fingern weh.
    »Sie kam immer her, um’n Mann zu treff’n.«
    Seth versuchte zu lächeln, um den Schrecken zu überspielen, der ihn erfüllte. Er schluckte, konnte

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