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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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Gehweg. Ihre Körper, das konnte ich unter den Kitteln erkennen, waren zusammengenäht. Aber es war die Art, wie sie sich bewegten …
    Ich wollte um sie herumrennen, um über die Albert Bridge zu kommen, aber dann sah ich etwas, das in einem Baum hing. Zuerst dachte ich an einen Drachen, aber es war etwas Fleischiges. Ein Gesicht. Mit kleinen Pockennarben auf der Haut und ohne Augen. Es hing da ganz allein und traurig und glotzte mich flehend an.
    Ich hatte das Gefühl, in einem Alptraum gefangen zu sein, aus dem ich nicht erwachen konnte. Ich glaube nicht, dass ich es jemals wieder in südlicher Richtung versuchen werde. In dieser Richtung ist es schlimmer als überall sonst.
    Natürlich verliere ich den Verstand. Das weiß ich ja. Genau wie es dir am Schluss ergangen ist, mein Liebling. Aber wir wissen beide, wo wir solche Dinge schon vorher gesehen haben. Er hat sie hergebracht, hier ins Haus und in unser Heim. Wir sind sie nie losgeworden. Seit dem großen Feuer nicht mehr.
    Apryl schloss das Buch. Es war jetzt zwei Uhr, und sie ertrug es nicht mehr weiterzulesen. Lillian war schizophren gewesen. Aber wieso hatte das niemand bemerkt, wo sie doch von so vielen Ärzten untersucht worden war? Vielleicht war es auch Alzheimer. Bekam man davon nicht auch Halluzinationen? Wusste man damals überhaupt schon, was das war?
    Draußen auf dem Lowndes Square war es ganz ruhig. Sie vermisste das Rauschen der Reifen auf dem nassen Asphalt. Es war die einzige Ablenkung, wenn sie mit eingeschaltetem Licht allein im Bett lag. Die Lampen waren so schwach, dass sie das Zimmer kaum erleuchteten. Sie fragte sich, ob sie die riesigen Kleiderschränke mit ihrem Inhalt noch immer so toll fand. Vielleicht sollte sie aufstehen und die Schranktüren abschließen und die Schlüssel abziehen, nachdem sie sich versichert hatte, dass sie wirklich zu waren.
    Sie sah zur Decke. Rund um die Lampenhalterung war die Farbe eingerissen. Dreimal spürte sie, wie sie in den Schlaf sank, zwang sich aber jedes Mal, die Augen zu öffnen. Sie war schrecklich müde, aber sie wollte unbedingt wach bleiben, denn wenn man schläft, kann man nicht aufpassen. Aber das nächste Mal, als ihr die Augen zufielen, öffneten sie sich nicht mehr.
    Bis sie in der weit entfernten Welt außerhalb ihres Schlafs hörte, wie eine Tür geöffnet und geschlossen wurde. Eine Tür innerhalb ihrer Wohnung. Und danach vernahm sie das Geräusch von Füßen, die eilig über die Dielen im Flur tapsten.
    Jäh wachte sie auf und saß aufrecht im Bett, das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihr ganzer Körper war starr vor Angst. Und als ihre Augen sich zur Tür bewegten, sah sie den Spiegel, der noch immer zur Wand gedreht war, und dann das Bild von Lillian und Reginald. Sie blickte nicht sehr lange zur Schlafzimmertür, denn irgendetwas zwang sie, erneut das Gemälde anzuschauen. Jetzt waren dort auf einmal drei Gestalten zu sehen. Und die neu hinzugekommene Person, die in der Mitte zwischen ihrer Tante und ihrem Onkel stand, war unglaublich dünn.

12
    Um Mitternacht lief Seth noch immer in seinem Zimmer hin und her. Bewegte sich von der Kälte am Fenster hin zu der Wärme in der Nähe des Heizkörpers und dann wieder zurück. Er rauchte eine Zigarette nach der anderen, bis sein Brustkorb sich eng und wund anfühlte. »Großer Gott!« Er hatte Halluzinationen. Er war total durchgeknallt.
    Er setzte sich auf die Bettkante und starrte zu Boden ins Nichts. Sein Herz schlug viel zu schnell. Der Schweiß unter seinen Achseln kühlte ab und roch ranzig. Er stand auf und lief wieder hin und her, bis er es nicht mehr aushielt und das Fenster aufriss, um die kalte, feuchte Luft von draußen einzuatmen. Das ernüchterte ihn immerhin so weit, dass er das dringende Bedürfnis verspürte, aus seinem Zimmer zu fliehen, nach draußen, um loszurennen, nur weg von hier, so schnell, wie es ging, um diesem Bienenschwarm zu entfliehen, der in seiner Brust und in seinem Kopf summte.
    Aber er kam nur bis zur Toilette, eine Treppe tiefer, wo er sich unglaublich konzentrieren musste, um still zu stehen und zu Ende zu pinkeln. In dem Moment, als die letzten Tropfen heller Urin von dem feuchten, die Kloschüssel verstopfenden Toilettenpapier aufgesogen wurden, hatte er eine derartige Angst vor der Welt außerhalb des Hauses und dem, was ihn auf der Straße erwartete, dass er lieber wieder nach oben in sein Zimmer schlurfte, wo ein dicker Nikotinnebel unter der gelblichen Decke hing.
    Er redete mit sich selbst

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