Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
vor, zwei Schritte zurück. Nein, das war nur ein Scherz. Ich komme gut klar, wirklich.«
»Na, jedenfalls haben Sie anscheinend was geschafft. Ich hab den Sperrmüllhaufen gesehen.«
»Noch ein Tag Arbeit, und dann bin ich durch.«
»Die nächste Müllabfuhr wird am Freitag sein.«
»Danke. Vielen Dank für alles. Sie haben mir wirklich sehr geholfen. Ich weiß gar nicht, wie ich das ohne Sie geschafft hätte.«
Er machte eine abwehrende Handbewegung und lächelte beinahe. »Keine Ursache. Ich tu das doch gern.«
»Aber ich habe mich gefragt, ob ich Sie vielleicht noch auf etwas anderes ansprechen darf. Wegen Lillian.«
Er runzelte die Stirn und warf einen Blick auf das Mitteilungsbuch. »Selbstverständlich.«
»Also, sie hat nämlich Tagebuch geschrieben. Tagebücher, um genau zu sein.«
Er blinzelte und fuhr mit seinem Finger unter der Zeile entlang, die er gerade las. »Ach, ja?«
»Darin stehen … eigenartige Sachen. Ziemlich beängstigend, wenn ich ehrlich bin.« Ihre Stimme stockte. »Sie bestätigen den Eindruck, den Sie mir vermittelt haben. Anscheinend litt sie unter Verfolgungswahn. Ich glaube, sie war ernsthaft krank. Psychisch.«
Stephen nickte weise, konnte aber sein Unwohlsein nicht verbergen, wie immer, wenn ihre Unterhaltung sich nicht nur um Oberflächliches drehte.
»Sie hat sehr viel über die Menschen in diesem Haus geschrieben. Die Tagebücher sind nicht datiert, aber ich glaube, ich bin jetzt in den Siebzigern angelangt. Das kann man an einigen Kleinigkeiten erkennen. Und nun frage ich mich, ob einige der damaligen Bewohner vielleicht noch immer hier leben. Leute, die sie damals gekannt haben.«
Stephen schürzte die Lippen und sah nachdenklich auf das Pult. »Lassen Sie mich mal überlegen.«
»Erinnern Sie sich an eine Frau namens Beatrice?«
Stephen nickte. »Das ist Betty. Betty Roth. Sie wohnt hier schon seit dem Krieg. Eine Witwe. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie Ihre Tante gekannt hat. Ich hab sie jedenfalls nie miteinander gesehen.«
»Das kann nicht sein! Das ist ja spannend. Beatrice ist immer noch hier? Sie war mit Lillian befreundet. Damals, als ihre Ehemänner noch lebten. Ich würde wirklich gern mal mit ihr sprechen.«
Stephen zuckte zusammen. »Eine solche Bitte höre ich nicht gerade häufig.«
»Wieso?«
»Sie ist eine ziemlich schwierige Person.«
»Na, wenn Sie das so sagen, bedeutet es wahrscheinlich, dass sie unausstehlich ist, oder?«
»Ich habe überhaupt nichts gesagt.« Stephen hob lächelnd beide Hände. »Sie können es ja versuchen, aber ich glaube nicht, dass sie mit Ihnen sprechen will. Und wenn sie es doch tut, dann kommen Sie entweder in Tränen aufgelöst oder wutentbrannt zurück.«
»So schlimm ist sie?«
»Viel schlimmer. Ihre Tochter ist der netteste Mensch, den man sich vorstellen kann, aber sie geht jedes Mal weinend von ihr fort. Ihre Verwandten haben alle Angst vor ihr. Fast ganz Knightsbridge ebenfalls. Außerdem darf sie nicht mehr bei Harrods und Harvey Nicks einkaufen. Obwohl sie nicht mehr sehr häufig ausgeht. Sie ist der Hauptgrund dafür, dass so viele Portiers im Haus kündigen.«
»Aber … «
»Ich weiß. Sie ist bloß eine alte Frau. Aber wehe dem, der sie unterschätzt. Ich glaube, ich habe jetzt genug gesagt.«
»Vielen Dank für die Ermunterung, aber ich muss es trotzdem versuchen. Vielleicht weiß sie ja, wie mein Großonkel gestorben ist. Außerdem erwähnt Lillian in ihrem Tagebuch ein Ehepaar namens Shafer. Sie schreibt, dass man die beiden nicht mal mit Dynamit hier fortschaffen könnte.«
»Tja, da mag was dran sein. Sie wohnen noch immer hier, und ich wüsste nicht, dass sie jemals weiter als bis zu den Geschäften an der Motcomb Street gegangen sind, sogar schon vor der Hüftoperation von Mr. Shafer. Sie sind schon sehr alt, und zu ihm kommt eine Pflegerin. Er kann kaum noch gehen. Er ist schon über neunzig, wissen Sie.«
Apryl dachte über Stephens Bemerkung, dass sie nicht weiter als bis zu den nächstgelegenen Geschäften gingen, nach. Sogar so viele Jahre nachdem sie geschrieben worden waren, schienen die eigenartigen Tagebücher ihrer Großtante sich noch immer auf etwas zu beziehen, das mehr war als nur paranoide Einbildung. »Könnten Sie vielleicht … «
»Sie darauf ansprechen? Sicher. Betty wird Punkt elf Uhr dreißig zum Mittagessen herunterkommen. Dann kann ich sie fragen. Sie versäumt nie, zu Claridge’s zu gehen.«
»Ist das sehr weit weg?«
»Nein, nur auf der anderen Seite
Weitere Kostenlose Bücher