Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16
Parfüm aufwenden, um das zu kaschieren. Das muss alles dringend in die Reinigung.«
»Es steht Ihnen gut.«
»Danke.«
»Ich meine, es steht Ihnen wirklich gut.«
Sie nahm eine Betty-Boop-Pose ein und warf ihm eine Kusshand zu. Sein Blick verdüsterte sich. Aus Leidenschaft, wie sie vermutete. Sie drehte sich um und ging voran in die Wohnung. Miles folgte ihr.
»Ihre Großtante hatte also psychische Probleme?«, fragte er, um die erotische Spannung, die in der Luft lag, zu mindern.
»Es ging ihr nicht besonders gut. Sie fühlte sich … verfolgt. Von der Vergangenheit, vermute ich. Ich glaube, sie ist nie über den Verlust ihres Manns hinweggekommen. Sie hatte keine Freunde mehr. Sie war ganz auf sich allein gestellt und wollte offenbar aus der Stadt flüchten. Sie glaubte, dass Hessen sie in diesem Haus gefangen hielt.« Apryl wollte noch hinzufügen, dass Lillian irgendwelche »Brände« erwähnt hatte – vielleicht das Verbrennen von Hessens Gemälden – und auch von Qualen geschrieben hatte, die der Künstler ihr und Reginald zugefügt habe, aber sie konnte sich nicht dazu durchringen. Sie wollte, dass Miles sie gernhatte, und nicht, dass er sie für überkandidelt hielt, weil sie ihm Geschichten von Geistern oder sonstigen Hirngespinsten erzählte. Sie würde ihm die Tagebücher zeigen, damit er sich seine eigenen Gedanken machen konnte.
Im Wohnzimmer durchsuchte er den Karton mit den Fotos, die sie von der Wand genommen hatte. »Das ist traurig, nicht wahr?«, sagte er leise, während er ein Bild von Lillian und Reginald ansah, auf dem sie in einem vom Sonnenlicht durchfluteten Garten standen. Sie wusste genau, was er meinte. So ging es mit einem zu Ende: ein Karton mit Fotos, die sich jemand anschaut, den man nicht gekannt hat.
Diese Wohnung machte sie schon wieder depressiv. Der heutige Abend mit Miles war ihr schönstes Erlebnis gewesen, seit sie in London angekommen war. »Kommen Sie, ich zeig Ihnen die anderen Zimmer, und dann können Sie mich in ein Taxi setzen. Ich möchte möglichst schnell wieder hier weg. Ich hab schon viel zu viel Zeit hier verbracht. Ich möchte noch ein bisschen Spaß haben, bevor ich in die Staaten zurückfliege.«
Miles ließ seinen Blick über die fleckigen Wände gleiten. »Das ist ja auch kein Ort für eine junge Frau. Viel zu düster, aber irgendwie auch faszinierend.«
»Sie sollten mal eine Nacht hier verbringen.«
»Ist das eine Einladung?«
»Sie sind immer willkommen. Aber ich werde hier bestimmt nicht mehr übernachten, bis alles verkauft ist. Wie ich schon sagte, es macht einen krank.«
»Aber Ihre Großtante hat hier gelebt. Sie tragen ihre Kleider, und Sie scheinen viel von ihr zu halten.«
»Ich weiß. Das tue ich auch. Aber es liegt an der Wohnung. Am ganzen Haus, wenn ich ehrlich bin. Irgendwas stimmt damit nicht.«
Miles lächelte dünn. »Wie kommen Sie denn darauf? Es ist halt ein altes Gebäude. Ich dachte, Sie mögen so etwas.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Es hat nichts mit dem Alter zu tun oder damit, dass diese Wohnung so heruntergekommen ist. Das ist nicht der Grund. Es ist dieser Ort hier. Das Gebäude. Ich weiß, das klingt verrückt, aber es hat Lillians gesamtes Leben verändert. Und ich glaube, es hat teilweise mit dem zu tun, was Reginald zugestoßen ist. Dieses Haus hier ist irgendwie verdorben. Wenn Sie eine Weile hierbleiben würden, würden Sie das auch merken.«
Miles sah sie ratlos an.
»Sie glauben, dass ich spinne. Aber wenn Sie ein bisschen in den Tagebüchern gelesen haben, dann werden Sie wissen, was ich meine. An diesem Ort hier sind Wahn und Albträume zu Hause. Es ist ein krankes Gebäude, Miles. Sehr krank, genau wie Hessen.«
Im Schlafzimmer ging sie zur Kommode und suchte nach den Tagebüchern.
»Wieso ist der Spiegel umgedreht? Und das da, ist das ein Gemälde? Darf ich mal sehen?«
»Ja, das sind meine Großtante und mein Onkel. Ich hab das Bild im Keller gefunden. Den Spiegel habe ich auch nach oben gebracht, weil ich ihre Kleider anprobieren wollte, aber … «
»Was denn? Das ist doch ein schönes Bild.«
»Ist es auch. Ich weiß auch nicht. Ich bin einfach ein bisschen durchgedreht, als ich es länger ansah.«
Miles fing an zu lachen, hörte aber auf, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. »Tut mir leid. Ich wollte mich nicht über Sie lustig machen. Diese Wohnung ist wirklich ziemlich gruselig. Vielleicht sollte man einfach mal die Beleuchtung ändern.«
»Besser geht es nicht. Die Wände
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