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Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16

Titel: Apartment 16 - Nevill, A: Apartment 16 - Apartment 16 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Nevill
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und der Fußboden scheinen das Licht irgendwie aufzusaugen.« Es war nicht kalt dort, aber sie zitterte, als sie das sagte.
    Er legte einen Arm um sie und sah ihr in die Augen. »Sie möchten wohl lieber wieder gehen.« Sie nickte. »Vielen Dank dafür.« Er hielt die Tagebücher hoch, die sie ihm gegeben hatte. »Ich kann kaum glauben, dass ich etwas über Hessen lesen werde, das jemand geschrieben hat, der ihn nach dem Krieg noch gekannt hat. Das ist wirklich was Besonderes.«
    »Sie war besessen von ihm. Und ich warne Sie, was da steht, ist wirklich hart. Lesen Sie das nicht vor dem Schlafengehen.«
    »Ich verspreche es. Vielleicht kann ich Ihnen ja helfen herauszufinden, was hier geschehen ist.«
    Sie nickte. »Das wäre schön.« Ohne darüber nachzudenken, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Als sie zurücktrat, sah er sie überrascht an. Sie wollte sich schon entschuldigen, da beugte Miles sich zu ihr, zog sie an sich und gab ihr einen langen, intensiven Kuss.

18
    Um drei Uhr morgens betrat Seth allein das Apartment Nummer sechzehn. Und stand zwanzig Minuten lang regungslos da.
    In dem Moment, als er das Licht einschaltete, erinnerte er sich wieder an Bruchstücke eines Alptraums, den er gehabt hatte: die schwarzen und weißen Marmorkacheln, die langen rötlichen Wände des Flurs, die altertümlichen Türen, die großen rechteckigen Gemälde, die in perfekter Symmetrie angeordnet waren und alle von dem diffusen Licht beleuchtet wurden, das unter den farblosen Lampenschirmen hervordrang. Ja, er war schon einmal hier gewesen. Es war wie ein lange gehegtes Déjà-vu, und es widersprach allen Regeln des Lebens, die er immer für selbstverständlich gehalten hatte.
    Aber ein wichtiges Detail war anders. Im Traum waren die Gemälde nicht verhängt gewesen: Jetzt wurden sie von breiten alten Tüchern verdeckt. Seth schloss die Wohnungstür hinter sich. Er verzog vor Schmerz das Gesicht, als er den Schlüssel mit seiner verletzten Hand in die Hosentasche steckte.
    Irgendwas hatte ihn auf diesen Ort aufmerksam gemacht. Etwas, das sich hier drinnen bewegt hatte, wenn er draußen vor der Tür vorbeigegangen war. Es hatte ihn über das Haustelefon angerufen und ihn in seinen Träumen heimgesucht. Und es war ihm bis nach Hause gefolgt.
    Seine Probleme und Beschwerden hatten sich verstärkt, nachdem er zum ersten Mal die Unruhe in dieser Wohnung bemerkt hatte. Was er für eine Depression gehalten und seinem Schlafmangel und seiner Einsamkeit zugeschrieben hatte, hatte seine Ursache wahrscheinlich in diesem Ort. Das konnte er spüren.
    Es war unmöglich, aber er war sich sicher. Genau hier und genau jetzt.
    Und es war unvermeidlich gewesen, dass er schließlich hierhergekommen war. Er war gerufen worden.
    Er erschauerte. Dies hier anzusehen war wie ein Schock. Aber seine durcheinanderwirbelnden Gedanken kamen allmählich zur Ruhe. Zum ersten Mal seit langer Zeit war sein Kopf ganz klar, und er merkte, wie der Schrecken, den er empfunden hatte, sich in Ehrfurcht verwandelte. Das Gefühl war so stark, dass er kaum mehr atmen konnte.
    Langsam und mit weichen Knien ging er den Flur entlang, neugierig, was es mit dieser Wohnung auf sich hatte, die seit einem halben Jahrhundert leer stand.
    Alle Türen, die vom Flur abgingen, waren geschlossen, und er scheute zurück, als ihm der Gedanke kam, die mittlere Tür auf der linken Seite zu öffnen, die an einen Ort führte, wo es keine Wände, keinen Boden und keine Decke mehr gab, sondern nur eine unendliche eiskalte Dunkelheit, in der sich Dinge bewegten, die er fälschlicherweise für Bilder gehalten hatte. Zuerst hier und da in seiner Nähe, dann überall um ihn herum. Dieses Ungeheuerliche war aus seinen Träumen in die Wirklichkeit getreten.
    Vor dem ersten Gemälde blieb er stehen. Er verspürte den Drang, das staubige Baumwolltuch vom Rahmen zu ziehen. Das Bild war ungefähr so groß wie ein breites Fenster. Mit zitternden Händen hob er den Stoff an der unteren Ecke des schweren Rahmens hoch. Er wollte ganz vorsichtig vorgehen, aber kaum hatte er den Zipfel des Tuchs berührt, das nur locker über dem Bild hing, rutschte es herab und fiel mit einem lauten Wumms zu Boden.
    Die Konfrontation mit dem Ding, das dort in Öl abgebildet war, versetzte Seth einen heftigen Schlag. Der Schock verwandelte sich in Ekel und Orientierungslosigkeit, als würde die Gestalt in Anzug und mit Krawatte seine Qualen direkt auf ihn übertragen.
    Seth taumelte zurück, unfähig,

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