Apfeldiebe
Seiler den Rucksack zu einem Baumstumpf. Hasso setzte sich vor seinen Herrn. Seiler öffnete den Reißverschluss, griff hinein und als er die Hand zurückzog, hielt er ein pechschwarzes Handy in den Fingern. Hasso legte den Kopf auf die Seite, Speichel tropfte von seinen Lefzen.
29 Wind
» Max, komm mal hoch! Und bring die Lampe mit!«
Außerhalb der unter der Roggenbacher Ruine verborgenen Katakomben schien die Sonne und hatte vor einer guten Stunde ihren Zenit überschritten. Während Gernot Seiler seinen Fund untersuchte, steckte Alex mit dem Kopf voraus bis zum Gürtel in dem niedrigen Gang, den er bisher hatte freilegen können. Von unten betrachtet sah es aus, als habe man einen Halbwüchsigen im Fels eingemauert und nur Gesäß und die angewinkelten Beine draußen gelassen. Kasi musste an Rufus denken.
Alex hatte gerade mithilfe seines Schwertes einen Stein freibekommen, als plötzlich etwas seinen nackten Rücken berührte. Ein Streicheln, wie mit einer Feder. Seine Nackenhaare richteten sich auf. Alex kroch zurück, aber außer ihm befand sich keines der Kinder hier oben. Aber er täuschte sich nicht, da war etwas, eine Winzigkeit, ein Hauch nur, über seine Haut gepustet.
Die Kinder hatten sich darauf geeinigt, dass es eine Hoffnung gab, sie sich aber auf diese Hoffnung allein nicht verlassen durften. Ein fünfjähriges Mädchen konnte alles machen, konnte es aber auch lassen. Sollte die Angst vor ihrem großen Bruder groß genug sein, ihr bis auf Weiteres den Mund zu verstopfen …
» Was ist?« Die Lampe in der Hand, erreichte Max die Grabungsstelle. »Hast du was gefunden?«
» Ich weiß nicht. Eben kam es mir so vor, als ob jemand über meinen Rücken gepustet hätte«, antwortete Alex. Timi und Kasi unterbrachen ihre Arbeit und sahen nach oben. Eine Berührung , dachte Alex, ein Streicheln und Anschmiegen . Die Augen des Jungen wanderten zu Rufus’ Grab, aber es lag ungeöffnet unter einem Berg Schutt begraben. Aber was interessierte so ein bisschen Dreck eine Seele und einen Geist? Alex wollte das nicht denken, aber es ging nicht anders: was, wenn Rufus’ Seele sich befreit hatte und nun durch diesen Raum schwirrte und ihn gerade eben am Rücken berührt hatte?
Nein, es gab keine Geister!
In der Welt da oben mochte diese Aussage ihre Richtigkeit haben, wie aber verhielt es sich hier in diesem Berg? Normale Leichen verschwanden in dicht abgeschlossenen Särgen entweder im Ofen oder unter einer ziemlich dicken Schicht Erde. Alex und Max hatten letzten Sommer auf dem Friedhof einen Mann dabei beobachtet, wie der mit einem kleinen Bagger ein Grab ausgehoben hatte. Nachdem Bagger und Mann verschwunden waren, hatte Alex all seinen Mut zusammengenommen. Max hatte ihn provoziert (Wetten, du traust dich nicht!) und Alex die Provokation angenommen. Ein Sprung über die Friedhofsmauer und ein zweiter Sprung in das mit Kunstrasenmatten ausgeschlagene Grab. Ein solches Loch bot, vermutete Alex jetzt, wahrscheinlich ausreichend Sicherheit gegen eventuelle Geister und Seelen, Rufus aber lag unter losem Geröll. Warum redeten immer alle von Seelen, wenn es keine gab? Wenn aber eine Seele existierte, wo steckte diese jetzt? Weiterhin in Rufus?
» Und? Was ist jetzt?« Max leuchtete in das von Alex in den zurückliegenden Stunden gegrabene Loch. Kaum fünfzig Zentimeter hoch verschwand es in derselben Richtung im Berg, in der früher einmal der Wendeltreppengang nach oben geführt hatte.
» Kriech mal da rein.«
» Und wozu?« Max verstand nicht, was er hier sollte, was er in diesem sinnlosen Loch sollte. Aber wozu sich mit Alex streiten. Reinkriechen, kurz warten und wieder rauskriechen. Fertig.
Max’ Oberkörper verschwand in dem kurzen Gang. »Und jetzt?«, kam es gedämpft.
» Spürst du irgendwas?«
» Nein.«
Max hatte dieses Nein noch nicht richtig ausgesprochen, als etwas über seinen ebenfalls nackten Rücken fuhr, ein Gefühl, als läge er nach dem Baden halbnackt auf dem Sofa, während Mutters Fingerspitzen seinen Rücken berührten. Aber das ging nicht, das konnte nicht sein! Mutter?!
Max fuhr zurück, wollte sich aufrichten und schlug mit dem Kopf gegen die Decke.
» Au!« So schnell er konnte, kroch Max nach draußen.
» Hast du es auch gespürt?«
Ohne sich um seinen Freund zu kümmern, rutschte Max die Halde hinunter, erst am Ausgang in den Fässerraum kam er zum Stehen. Er zitterte am ganzen Körper.
» Du hast es auch gespürt, ja?«
» Und ob!« Max zerrte sich das Shirt
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