Apfeldiebe
Mädchen. Warum tat dieses brillenlose Mädchen das jetzt wieder? Warum? Um sich an ihm zu rächen natürlich, fiel es Max ein. Das Mädchen wollte Angst säen, wollte, dass auch er und Alex und Timi so an der Wand kauerten und wimmerten und sich fürchteten. Das Mädchen konnte mit seinen dünnen Ärmchen nichts gegen ihn ausrichten, also versuchte Kasimir es eben so. Hinterhältig und gemein und …
Max stürzte quer durch den Raum und ehe Alex eingreifen konnte, beugte Max sich bereits über Kasimir. Der schaffte das Unmögliche und sank noch weiter in sich zusammen. Instinktiv schützte er Kopf und verletzte Schulter so gut es ging mit seinem gesunden Arm.
» Reiß dich gefälligst zusammen, du, du …«
Kasimir kniff in Erwartung eines Schlages oder Trittes die Augen zusammen. Gleich wird er sich auf mich stürzen , schoss es ihm durch den Kopf, er wird auch noch in meinen anderen Arm beißen, mich zerreißen . Kasi zitterte gefangen im hintersten Winkel des Berges, ohne Ausweg, ohne Rettung.
Plötzlich aber schrie er auf – ein Angstschrei, schrill, laut. Kasi rollte sich zur Seite und über den pochenden Arm. Aber der Schmerz drang nicht mehr in sein Bewusstsein. Weg hier, weg von Max, sagte jede Faser seines Körpers und Kasi tat, was dieser Körper ihm befahl: er rollte, kam auf die Beine und rannte an Max vorbei Richtung Ausgang in den Fässerraum. Bevor er das rettende Ufer aber erreichen konnte, fand er sich plötzlich in Alex’ Armen wieder.
» Komm, schieb ihn rüber, dann zeig ich dem Weichei mal, was passiert, wenn man uns Angst einjagen will«, sagte Max und streckte die Hand aus. Kasi wollte sich befreien, aber Alex ließ ihn nicht mehr los. Und er stieß ihn auch nicht seinem Freund in die Arme. »Hast du gehört? Komm, wir zeigen ihm, was …«
» Halts Maul!« Timi zuckte zusammen und schlich sich in die eben noch von Kasi besetzte Ecke. Zum ersten Mal in seinem Leben sah er seinen Bruder mit offenem Mund eine Antwort schuldig bleiben. Max’ Blick löste sich von dem Mädchen und wanderte zu Alex. Hatte er sich eben verhört? Alex war doch sein Freund und das Mädchen eben nur ein Mädchen. Wieso stellte Alex sich plötzlich gegen ihn?
» Aber …«
» Hör jetzt endlich mit deinem blöden Getue auf«, sagte Alex schließlich. »Das ist jetzt kein Spiel mehr. Wir, wir gehören jetzt zusammen, verstehst du?« Max verstand nur, dass sein Freund die Seiten gewechselt hatte. »Ab sofort lässt du Kasi in Ruhe oder du bekommst es mit mir zu tun. Du hast schon genug angerichtet.«
Timi verließ seine Ecke und ging zu seinem großen Bruder. Er nahm dessen Hand. Am liebsten hätte er diese Hand in Kasis gelegt, damit endlich alle Freunde wären, aber er wusste, dass Max dies nie und nimmer zulassen würde. Also hielt er nur die Hand seines Beschützers.
» Sollen wir nicht mal nachsehen, was da vorn passiert ist?«, fragte Timi schließlich, froh, von Kasi ablenken zu können. Eine Sekunde sahen die beiden Großen einander in die Augen, dann ließen Alex’ Arme Kasimir frei.
» Machen wir’s so?«, fragte er Max. »Hören wir auf uns zu streiten?« Max zögerte, er verstand die ganze Situation nicht, nur dass Alex ihn soeben verriet. Trotzdem nickte er. Er löste sich aus seiner Erstarrung und nickte und Timi drückte Max’ Hand ein wenig fester. In diesem Augenblick war er stolz, einen solchen Bruder zu haben, richtig, richtig stolz.
» Ich gehe vor und sehe nach«, sagte Alex.
» Ich komm auch mit«, sagte Kasi und blieb hinter Alex stehen, sodass dieser zwischen ihm und dem Bösen stand.
» Ich will auch mit«, sagte nun auch Timi und zog Max hinter sich her. Und auch Max wollte sich den anderen anschließen. Warum sollte er hier allein ausharren? Er wollte mit eigenen Augen sehen, wie es da vorn aussah. Vielleicht hatte Alex gestern ja auch gar nicht richtig hin- und den Fluchtweg übersehen?
» Also, dann gehen wir eben alle zusammen«, sagte Alex. »Aber nichts anfassen da vorn. Das könnte alles endgültig zum Einsturz bringen. Timi, hast du das verstanden?« Timi nickte. »Ihr auch?« Das Licht wanderte zu Max – Nicken – und weiter zu Kasimir.
» Verstanden.«
Alex ging ganz selbstverständlich voraus, Max und Timi folgten und Kasimir bildete die Nachhut. Die Decke ist eingestürzt – ein weiteres Erinnerungssteinchen, welches von draußen durch das Fenster flog und sich in Kasis Gedankenmosaik einfügte. Deshalb also der ganze Staub. Kasimir verstand. Und er
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