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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Moment, als ihm bewusst wurde, dass dies nicht die richtige Geste war, klammerte sie sich an ihn wie eine Ertrinkende und heulte seine Hemdbrust nass. Unschlüssig stand er da. Hob die Arme und ließ sie wieder fallen. »Sch ... sch ...«, flüsterte er, wie eine Mutter, die ihr Baby zu beruhigen versuchte. Er wollte sie nicht streicheln. Das nun doch nicht.
    Ihm war nicht verborgen geblieben, dass Irmchen ihn von Anfang an länger und intensiver betrachtet hatte als es üblich war. Jedes Mal, wenn ihre Augen sich trafen, wandte sie sich wie ertappt von ihm ab. Nur selten hatte sie sich getraut, seinem Blick standzuhalten. Dann umspielte ein scheues Lächeln ihre Lippen. Er war bewusst und manchmal vielleicht auch etwas barsch über ihre unbeholfenen Flirtversuche hinweggegangen. Sie sollte sich in keiner Weise von ihm ermuntert fühlen. Aber vielleicht hatte sie dennoch alles, was er getan oder unterlassen hatte, in einer für sie schmeichelnden Art interpretiert. Ihm war ihr Verhalten zwar etwas unangenehm gewesen, aber so lange sie ihm nicht näher auf die Pelle rückte, kümmerte er sich nicht weiter darum.
    Irmchen war eine jener Frauen, die sich stets im Hintergrund hielten und die man nicht bemerken würde, würden sie nicht durch ihr Gewicht auffallen. Zusätzlich kam bei ihr noch dieses unschöne Feuermal hinzu, das ihr Gesicht dominierte. Wenn sie nicht da war, fehlte etwas, aber das war weniger auf ihre Person bezogen, sondern auf ihre Kochkünste. Die waren in der Tat außergewöhnlich. Und die ausführlich zu loben, war ihm nie schwer gefallen.
    Nun stand sie da, in sich zusammen gesunken, und kramte umständlich in den Tiefen ihres Sackkleides nach einem Taschentuch. Höflich reichte er ihr sein sauberes Stofftaschentuch, das sie gewaschen und gebügelt hatte. Sie nahm es dankbar an und schnäuzte sich. Dann bückten sie sich, um gemeinsam das Malheur zu beseitigen. Auf Augenhöhe hockten sie sich gegenüber.
    »Ich koche schnell einen neuen Kaffee«, sagte sie, während sie die Scherben zusammenfegte. Es kam ihm vor, als wäre sie dankbar für den Aufschub. Es klirrte, als sie die Scherben in den Abfall warf.
    Er musste nicht lange warten. Übervorsichtig mit beiden Händen hielt sie jetzt das Tablett, damit es nicht wieder herunterfiel. Es gelang ihr, alles wohlbehalten auf dem Tisch abzustellen. Als sie ihm eingießen wollte, berührte er kurz ihre zitternde Hand. »Ich mach das schon. Danke, Irmchen.«
    Nachdem sie ihn mehrmals aufgefordert hatte, sie Irmchen zu nennen, wie jeder im Haus, hatte er es schließlich getan. »Wollen Sie sich einen Moment zu mir setzen?«
    Sie strich sich über das Haar. Er sah, dass ihr Kleid einen Fleck hatte. Stets trug sie sackartige Gewänder, von denen sie vielleicht hoffte, dass ihre üppige Figur darunter nicht allzu deutlich abgezeichnet wurde. Allerdings genügte das, was man ahnen konnte, als Abschreckung vollauf. Jedenfalls für ihn.
    Sie zog einen Stuhl zurück und ließ sich darauf fallen. »Sie war wie meine eigene Tochter. Jedes Mal, wenn die Tür aufgeht, denke ich, sie kommt herein. Ich kann es einfach nicht verstehen.« Ihr Doppelkinn zitterte. Gleich würden die Tränen aufs Neue fließen.
    »Mir geht es genauso. Ich habe sie zwar nicht so lange gekannt wie Sie, aber sie ist mir in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Sie war so ...« Vorsicht, Kilian, nichts Falsches sagen! » ... nett«, ergänzte er. »Richtig nett.«
    »Ja, das war sie.« Irmchens Lächeln schimmerte feucht. »Sie hatte so eine herzliche, überschwängliche Art. Sobald sie zur Tür hereinkam, waren alle guter Laune. Sogar auf Mutter hat das manchmal abgefärbt.« Sie wischte sich über die Augen. »Dabei hätten Sie sie erleben sollen, als Marion schwanger war. Da war hier der Teufel los. Mutter hat sich angestellt, als ob wir noch im Mittelalter wären. Eine schwangere Tochter und kein Mann weit und breit.« Irmchen begann, sich in der Vergangenheit zu verlieren. »Aber als das Kind erst mal da war, da hat sie es verhätschelt und verwöhnt. Wie das immer so ist.« Sie presste die Lippen zusammen, bis sie unsichtbar waren.
    »Wer ist denn Hannahs Vater?«, fragte er.
    »Marion hat es uns nie erzählt.« Irmchen sah ihn an. »Ich nehme an, es ist jemand aus dem Dorf. Jemand, der verheiratet ist. Und ich nehme an, dass sie ihn immer noch trifft. Aber Genaues weiß ich wirklich nicht.«
    »Aha.« Das erstaunte ihn. Er hatte sich oft mit Hannah über ihren Vater unterhalten. Den

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