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Apollofalter

Apollofalter

Titel: Apollofalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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stellen. Bitte, Frau Mazzari.«
    Die Biologielehrerin kam auf Franca zu und gab ihr die Hand. »Frau Weidmann«, stellte die Direktorin sie vor.
    Die Lehrerin war noch ziemlich jung. Schmal, blond und nicht besonders groß wirkte sie eher wie eine Schülerin als eine Lehrerin. Ihr glattes Gesicht sah traurig aus. »Wir haben gerade von Hannah gesprochen. Niemand kann es so richtig fassen.«
    »Ich denke, ich kann Sie jetzt allein lassen?« Frau Bongartz sah Franca fragend an. Franca nickte.
    »Falls Sie noch weitere Auskünfte brauchen, ich bin in meinem Büro.«
    »Danke, Frau Bongartz«, rief ihr Franca hinterher.
    »Es ist so furchtbar«, sagte Frau Weidmann. »Hannah war meine beste Schülerin. Immer aufmerksam. Immer interessiert. Sie hinterlässt eine wahnsinnige Lücke.« Die Lehrerin schluckte.
    »Man hat mir bereits berichtet, dass sie eine sehr gute Schülerin war«, sagte Franca und sah über die Köpfe der Jungen und Mädchen. Manche saßen zusammengesunken da, andere wiederum sahen sie mit offener Neugier an. »Mit wem von euch war Hannah enger befreundet?«
    »Sie hat sich mit allen gut verstanden«, antwortete Frau Weidmann. »Jedenfalls hatte sie mit niemandem Streit, falls Sie auf so etwas hinauswollen. – Kathrin hier war ihre beste Freundin.« Die Lehrerin zeigte auf ein blondes Mädchen mit ungewöhnlichen, etwas schräg stehenden Katzenaugen. Bei der Nennung ihres Namens zuckte sie zusammen und betrachtete Franca mit verschüchtertem Blick.
    »Hannah, Kathrin, Nick und Marcus arbeiten an einem gemeinsamen Forschungsprojekt, mit dem sie sich bei einem Wettbewerb beteiligen wollen. Ich betreue diese Arbeitsgruppe.«
    »Wer sind Marcus und Nick?«
    Zwei Jungs zeigten auf. Einer groß und schlaksig und ziemlich gut aussehend. Die glatten, dunkelblonden Haare hingen ihm bis tief in die Stirn und bedeckten teilweise seine Augen. Er schien noch keine Rasur nötig zu haben. Sein Gesicht erinnerte Franca an Leonardo DiCaprio in »Titanic«. Einer der wenigen Filme, bei denen sie geheult hatte. Nicht wegen Leonardo DiCaprio – der war ihr zu milchbubihaft – und auch nicht wegen der drallen Kate Winslet, die proportionsmäßig überhaupt nicht zu Leonardo passte, wie sie fand, sondern wegen dieses Gefühls, mit dem sie das Kino verließ. Das Gefühl, Anteil an einer ganz großen Liebe gehabt zu haben. Gleichzeitig hatte sie sich über sich selbst geärgert, weil ihr klar wurde: Man hat mich manipuliert. Und ich bin drauf reingefallen. Meine Tränen waren von Schauspielern und Regisseur gewollt. Diese Tatsache ärgerte sie am meisten: dass sie, wie alle verheulten Kinogängerinnen neben ihr, den Kalkulationen der Filmemacher auf den Leim gegangen war. Und das, obwohl ihr Verstand dies voll durchblickte.
    Der andere Junge, Nick, hatte viele Pickel und eine dieser modernen Frisuren, die in der Mitte zusammentrafen und einen Kamm bildeten. Wie bei einem Hahn. Franca konnte sich nicht helfen, es sah irgendwie lächerlich aus. Auf seiner Oberlippe spross ein spärliches Bärtchen. Er wirkte verschüchtert, während der Blonde sie neugierig aus dunklen Augen betrachtete.
    Der mit dem Hahnenkamm also war Nick. Der Anrufer auf Hannahs Handy, der sofort wieder aufgelegt hatte, nachdem er merkte, dass es nicht Hannah war, mit der er sprach.
    »Könnte ich mich mit euch dreien mal unterhalten?«, fragte sie.
    Die Angesprochenen schauten sich nach ihrer Lehrerin um, zuckten mit den Schultern und erhoben sich. Marcus, der DiCaprio-Typ, war der größte. Nick reichte ihm nur bis zur Schulter. Sowohl die Jungs als auch das Mädchen trugen Jeans und T-Shirts.
    »Gibt es einen Raum, in dem wir ungestört sind?«
    »Im Klassenraum ist zur Zeit niemand«, sagte Frau Weidmann. »Nick, zeigst du Frau Mazzari den Weg?«
    Mit hängenden Schultern ging der Junge voraus. Kathrins und Nicks Jeans waren an den Rändern ausgefranst. Die von Marcus schienen kaum getragen. Überhaupt wirkte er gepflegter als der andere Junge. Erst ging es ein paar Treppen hoch, dann wieder einige Stufen hinunter durch einen langen Flur hindurch. Die Sohlen ihrer Turnschuhe quietschten auf dem Fußbodenbelag. Schließlich traten sie in einen leeren Klassenraum.
    »Würdet ihr euch bitte so setzen wie während des Unterrichts?«, bat Franca die Jugendlichen.
    Das Mädchen nahm in der ersten Reihe Platz. Die beiden Jungs saßen etwas weiter hinten. Ziemlich weit voneinander entfernt.
    »Wo war Hannahs Platz?«, wollte Franca wissen.
    »Hier.« Kathrin

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